Mensch!Verlornes Licht im Raum,Traum in einem tollen Traum,Losgerissen und doch gekettet,Vielleicht verdammt, vielleicht gerettet,Vielleicht des Weltenwillens Ziel,Vielleicht der Weltenlaune Spiel,Vielleicht unvergänglich, vielleicht ein Spott,Vielleicht ein Tier, vielleicht ein Gott.
Ich ging den Weg einmal: da war ich sieben,So arm und reich!Mir war, ich hielt ein nacktes Schwert in Händen,Und selbst die Sterne bebten seinem Streich.Mit siebzehn ging ich wiederum den WegErst recht allein:Ein Etwas huschte in den blassen Winden,Von oben kam der fremden Welten Schein.Nun führ ich dich, du spürst nur meine Hand:Einst war ich sieben ...Und das Vergangne glimmt, von GeisterhandMit blassem Schein ins Dunkel hingeschrieben!
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,Und alle Menschen gehen ihre Wege.Und süße Früchte werden aus den herbenUnd fallen nachts wie tote Vögel niederUnd liegen wenig Tage und verderben.Und immer weht der Wind, und immer wiederVernehmen wir und reden viele WorteUnd spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.Und Straßen laufen durch das Gras, und OrteSind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,Und drohende, und totenhaft verdorrte . . .Wozu sind diese aufgebaut? und gleichenEinander nie? und sind unzählig viele?Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?Was frommt das alles uns und diese Spiele,Die wir doch groß und ewig einsam sindUnd wandernd nimmer suchen irgend Ziele?Was frommt´s, dergleichen viel gesehen haben?Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinntWie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
Das ist der Frühling nicht allein, Der durch die Bäume dränget Und wie im Faß der junge Wein Die Reifen fast zersprenget, Der Frühling ist ja zart und kühl, Ein mädchenhaftes Säumen, Jetzt aber wogt es reif und schwül Wie Julinächte träumen. Es blinkt der See, es rauscht die Bucht, Der Mond zieht laue Kreise, Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht, Das Gras erschauert leise. Das ist der Frühling nicht allein, Der weckt nicht solche Bilder.
Mache, daß ich so fest vereinigt werde mit Dir:Wie ein Siegel mit dem Briefe, daß, wenn man das Siegelherunterhaben will, man den Brief mit zerreißen muß;daß, wenn ich von Dir getrennt werden sollte,man uns eben zerreißen müßte,daß uns auch kein Todesbann ewiglich mehr trennen kann.So setze mich einmal auf Dein Herz!So nimm mich auf Deinen Arm!Umfasse mich nicht nur, sondern halte mich!Grabe dich ein! Bleibe hängen!Laß mich nicht wieder los!
Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.
Hörtest du denn nicht hinein,Daß Musik das Haus umschlich?Nacht war schwer und ohne Schein,Doch der sanft auf hartem SteinLag und spielte, das war ich.Was ich konnte, sprach ich aus:»Liebste Du, mein Alles Du!«Oestlich brach ein Licht heraus,Schwerer Tag trieb mich nach HausUnd mein Mund ist wieder zu.
Sie trug den Becher in der Hand– Ihr Kinn und Mund glichen seinem Rand –,So leicht und sicher war ihr Gang,Kein Tropfen aus dem Becher sprang.So leicht und fest war seine Hand:Er ritt auf einem jungen Pferde,Und mit nachlässiger GebärdeErzwang er, daß es zitternd stand.Jedoch, wenn er aus ihrer HandDen leichten Becher nehmen sollte,So war es beiden allzu schwer:Denn beide bebten sie so sehr,Daß keine Hand die andre fandUnd dunkler Wein am Boden rollte.
Priester, du willst die Seele erkennen,Willst Gesundes vom Kranken trennen,Irrt dein Sinn oder lügt dein Mund?Was ist krank?! Was ist gesund?!Richter, eh du den Stab gebrochen,Hat keine Stimme in dir gesprochen:Ist das Gute denn nicht schlecht?Ist das Unrecht denn nicht Recht?Mensch, eh du einen Glauben verwarfst,Weißt du denn auch, ob du es darfst?Wärest du tief genug nur gedrungen,Wär dir derselbe Quell nicht entsprungen?
Fühlst Du durch die Winternacht Durch der kalten Sternlein Zittern Durch der Eiskristalle Pracht Wie sie flimmern und zersplittern, Fühlst nicht nahen laue Mahnung, Keimen leise Frühlingsahnung? Drunten schläft der Frühlingsmorgen Quillt in gährenden Gewalten Und, ob heute noch verborgen, Sprengt er rings das Eis in Spalten: Und in wirbelnd lauem Wehen Braust er denen, die´s verstehen. Hörst Du aus der Worte Hall, Wie sie kühn und trotzig klettern Und mit jugendlichem Prall Klirrend eine Welt zerschmettern: Hörst Du nicht die leise Mahnung, Warmen Lebensfrühlings Ahnung?