Zuweilen kommen niegeliebte FrauenIm Traum als kleine Mädchen uns entgegenUnd sind unsäglich rührend anzuschauen,Als wären sie mit uns auf fernen WegenEinmal an einem Abend lang gegangen,Indes die Wipfel atmend sich bewegenUnd Duft herunterfällt und Nacht und Bangen,Und längs des Weges, unsres Wegs, des dunkeln,Im Abendschein die stummen Weiher prangenUnd, Spiegel unsrer Sehnsucht, traumhaft funkeln,Und allen leisen Worten, allem SchwebenDer Abendluft und erstem SternefunkelnDie Seelen schwesterlich und tief erbebenUnd traurig sind und voll TriumphgeprängeVor tiefer Ahnung, die das große LebenBegreift und seine Herrlichkeit und Strenge.
Wasser stürzt, uns zu verschlingen,Rollt der Fels, uns zu erschlagen,Kommen schon auf starken SchwingenVögel her, uns fortzutragen.Aber unten liegt ein Land,Früchte spiegeln ohne EndeIn den alterslosen Seen.Marmorstirn und BrunnenrandSteigt aus blumigem Gelände,Und die leichten Winde wehn.
Reicher im goldnen Haus,Fühlst du kein Schauern?Dringt nicht ein StimmgebrausDumpf durch die Mauern?Die da draußen frierend lungern,Dich zu berauschen, müssen sie hungern,Ihre gierigen Blicke suchen dich,Ihre blassen Lippen verfluchen dich,Und ihr Hirn mit dumpfem dröhnendem Schlag,Das schmiedet, das schmiedet den kommenden Tag.
Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen,Alle Lust und alle Qual,Alles kann ein Herz ertragen,Einmal um das andere Mal.Aber weder Lust noch Schmerzen,Abgestorben auch der Pein,Das ist tödlich deinem HerzenUnd so darfst du mir nicht sein.Mußt dich aus dem Dunkeln heben,Wär es auch um neue Qual,Leben mußt du, liebes Leben,Leben noch dies eine Mal!
Ich lösch das Licht Mit purpurner Hand, Streif ab die Welt Wie ein buntes Gewand Und tauch ins Dunkel Nackt und allein: Das tiefe Reich Wird mein, ich sein. Groß´ Wunder huschen Durch Dickicht hin, Quelladern springen Im tiefsten Sinn, O spräng noch manche, Ich käm in´ Kern,
War der Himmel trüb und schwer,Waren einsam wir so sehrVoneinander abgeschnitten!Aber das ist nun nicht mehr:Lüfte fließen hin und her;Und die ganze Welt inmittenGlänzt, als ob sie gläsern wär.Sterne kamen aufgegangen,Flimmern mein und deinen Wangen,Und sie wissen´s auch:Stark und stärker wird ihr Prangen;Und wir atmen mit Verlangen,Liegen selig wie gefangen,Spüren eins des andern Hauch.
»Was rinnen dir die Tränen,Die Tränen stumm und heißDurch deine feinen Finger,Die Finger fein und weiß?«Mein Schleier ist zerrissenUnd wehet doch kein WindUnd bin doch nirgends gangenNiemals, wo Dornen sind ...Die Glocken haben heuteSo sonderbaren Klang,Gott weiß, warum ich weine,Mir ist zum Sterben bang.
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,Daraus der Laut der Liebe zu uns spricht,Und jedes Menschen wechselndes Gemüth,Ein Strahl ist´s, der aus dieser Sonne bricht,Ein Vers, der sich an tausend and´re flicht,Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.Und doch auch eine Welt für sich allein,Voll süß-geheimer, nie vernomm´ner Töne,Begabt mit eig´ner, unentweihter Schöne,Und keines Andern Nachhall, Widerschein.Und wenn du gr zu lesen drin verstündest,Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.