WeihnachtsgeläuteIm nächtigen Wind ...Wer weiß, wo heuteDie Glocken sind,Die Töne von damals sind?Die lebenden TöneVerflogener Jahr Mit kindischer SchöneUnd duftendem Haar,Mit tannenduftigem Haar,Mit Lippen und LockenVon Träumen schwer? ...Und wo kommen die GlockenVon heute her,Die wandernden heute her?Die kommenden Tage,Die wehn da vorbei.Wer hörts, ob Klage,Ob lachender Mai,Ob blühender, glühender Mai? ...
Mensch!Verlornes Licht im Raum,Traum in einem tollen Traum,Losgerissen und doch gekettet,Vielleicht verdammt, vielleicht gerettet,Vielleicht des Weltenwillens Ziel,Vielleicht der Weltenlaune Spiel,Vielleicht unvergänglich, vielleicht ein Spott,Vielleicht ein Tier, vielleicht ein Gott.
PsychePsyche, my soulEdgar Poe... und Psyche, meine Seele, sah mich anVon unterdrücktem Weinen blaß und bebendUnd sagte leise: »Herr, ich möchte sterben,Ich bin zum Sterben müde und mich friert.«O Psyche, Psyche, meine kleine Seele,Sei still, ich will dir einen Trank bereiten,Der warmes Leben strömt durch alle Glieder.Mit gutem warmem Wein will ich dich tränken,Mit glühendem sprühendem Saft des lebendigenFunkelnden, dunkelnden, rauschend unbändigen,Quellenden, schwellenden, lachenden Lebens,Mit Farben und Garben des trunkenen Bebens:Mit sehnender Seele von weinenden Liedern,Mit Ballspiel und Grazie von tanzenden Gliedern,Mit jauchzender Schönheit von sonnigem WehenHellrollender Stürme auf schwarzgrünen Seen,Mit Gärten, wo Rosen und Efeu verwildern,Mit blassen Frauen und leuchtenden Bildern,Mit fremden Ländern, mit violettenGelbleuchtenden Wolken und Rosenbetten,Mit heißen Rubinen, grüngoldenen RingenUnd allen prunkenden duftenden Dingen.Und Psyche, meine Seele, sah mich anUnd sagte traurig: »Alle diese DingeSind schal und trüb und tot. Das Leben hatNicht Glanz und Duft. Ich bin es müde, Herr.«Ich sagte: Noch weiß ich wohl eine Welt,Wenn dir die lebendige nicht gefällt.Mit wunderbar nie vernommenen WortenReiß ich dir auf der Träume Pforten:Mit goldenglühenden, süßen lauenWie duftendes Tanzen von lachenden Frauen,Mit monddurchsickerten nächtig webendenWie fiebernde Blumenkelche bebenden,Mit grünen, rieselnden, kühlen, feuchtenWie rieselndes grünes Meeresleuchten,Mit trunken tanzenden, dunklen, schwülenWie dunkelglühender Geigen Wühlen,Mit wilden, wehenden, irren und wirrenWie großer nächtiger Vögel Schwirren,Mit schnellen und gellenden, heißen und grellenWie metallener Flüsse grellblinkende Wellen ...Mit vielerlei solchen verzauberten WortenWerf ich dir auf der Träume Pforten:Den goldenen Garten mit duftenden AuenIm Abendrot schwimmend, mit lachenden Frauen,Das rauschende violette DunkelMit weißleuchtenden Bäumen und Sterngefunkel,Den flüsternden, braunen, vergessenen TeichMit kreisenden Schwänen und Nebel bleich,Die Gondeln im Dunklen mit seltsamen Lichtern,Schwülduftenden Blumen und blassen Gesichtern,Die Heimat der Winde, die nachts wild wehen,Mit riesigen Schatten auf traurigen Seen,Und das Land von Metall, das in schweigender GlutUnter eisernem grauem Himmel ruht.– – – – – – – – – – – – – – – – – – – –Da sah mich Psyche, meine Seele, anMit bösem Blick und hartem Mund und sprach:»Dann muß ich sterben, wenn du so nichts weißtVon allen Dingen, die das Leben will.«
Merkst du denn nicht, wie meine Lippen beben?Kannst du nicht lesen diese bleichen Züge,Nicht fühlen, daß mein Lächeln Qual und Lüge,Wenn meine Blicke forschend dich umschweben?Sehnst du dich nicht nach einem Hauch von Leben,Nach einem heißen Arm, dich fortzutragenAus diesem Sumpf von öden, leeren Tagen,Um den die bleichen, irren Lichter weben?So las ich falsch in deinem Aug, dem tiefen?Kein heimlich Sehnen sah ich heiß dort funkeln?Es birgt zu deiner Seele keine PforteDein feuchter Blick? Die Wünsche, die dort schliefen,Wie stille Rosen in der Flut, der dunkeln,Sind, wie dein Plaudern: seellos ... Worte, Worte?
Werden zu doppelter Lust nun doppelte Tage geboren? Ehe der eine versank, steigt schon der neue herauf! Herrlich in Salben und Glanz, gedächtnislos wie ein Halbgott, Deckt er mir Gärten und See zu mit erstarrendem Prunk. Und der vertrauliche Baum wird fremd, fremd funkelt der Springbrunn, Fremde und dunkle Gewalt drängt sich von außen in mich. Sind dies die Büsche, darin die bunten Gedanken genistet? Kaum mehr erkenn ich die Bank! Die ists? Die lauernde hier? Aber sie ists, denn im Netz der fleißigen, winzigen Spinne Hängt noch der schimmernde Punkt! Komm ich mir selber zurück? Als dein Brief heut kam – ich riß mit zu hastigen Fingern Ungeduldig ihn auf –, flogen die Teilchen hinweg Von dem zerrissenen Rand: sie sprühten wie Tropfen dem Trinker, Wenn er zum Springbrunn sich drängt, um den verdürsteten Mund! Ja, jetzt drängt sichs heran und kommt übers Wassers geschwommen, Hebt sich mit lieblichem Arm rings aus dem Dunkel zu mir: Wie ein Entzauberter atme ich nun, und erst recht nun verzaubert, Und in der starrenden Nacht halt ich den Schlüssel des Glücks!
Die wahre Ernte aller Dinge bleibt Und blüht in hoher Luft wie lichte Zinken, Das andere war nur da um wegzusinken.Und irgendwie geheimnisvoll erträgt Es unser Geist nur immer auszuruhen Auf Gleitendem, wie die Meervögel tuen.
Das längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche,Mein Auge adelt mirs zum Zauberreiche:Es singt der Sturm sein grollend Lied für mich,Für mich erglüht die Rose, rauscht die Eiche.Die Sonne spielt auf goldnem FrauenhaarFür mich – und Mondlicht auf dem stillen Teiche.Die Seele les ich aus dem stummen Blick,Und zu mir spricht die Stirn, die schweigend bleiche.Zum Traume sag ich: "Bleib bei mir, sei wahr!"Und zu der Wirklichkeit: "Sei Traum, entweiche!"Das Wort, das Andern Scheidemünze ist,Mir ists der Bilderquell, der flimmernd reiche.Was ich erkenne ist mein Eigentum,Und lieblich locket, was ich nicht erreiche.Der Rausch ist süß, den Geistertrank entflammt,Und süß ist die Erschlaffung auch, die weiche.So tiefe Welten tun sich oft mir auf,Daß ich drein glanzgeblendet, zögernd schleiche,Und einen goldnen Reigen schlingt um michDas längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche.
Heiligen Mitleids rauschende Wellen,Klingend an jegliches Herze sie schlagen;Worte sind Formeln, die können´s nicht sagen,Können nicht fassen die Geister, die hellen.Frei sind die Seelen, zu jubeln, zu klagen,Ahnungen dämmern und Kräfte erschwellen:Töne den Tönen sich zaubrisch gesellen:Gilt es dem Heute, dem kommenden Tage?Wer will es deuten, – ein gärendes Wühlen,Regellos göttlich, – wer will erlauschenHeldenhaft höchstes und heißestes Fühlen,Feuerlodern und Stromesrauschen . . .Doch es beherrscht das TitanengetriebeBebende Ahnung erlösender Liebe.
Wohl mir, mein müder GeistWird wieder Staub,Wird, wie der Weltlauf kreist,Wurzel und Laub;Wird sich des keimenden Daseins freuen,Frühlingstriebe still erneuen,Saftige Früchte zur Erde streuen;Freilich sein spreitendes Dach zu belauben,Wird er andern die Säfte rauben,Andern stehlen Leben und Lust:Wohl mir, er frevelt unbewußt!