Tut auf den Ring und zieht ihn weit und weiter Durch tausend Boten über Berg und Tal! Bald glüht der Bund und flammet stets und heiter Den Völkern all ein friedlich Feuermal. Was schlecht ist, soll zerrinnen, Die Lüge nicht gewinnen! Ein furchtlos Herz und offene Bruderhand Gewinnt den Sieg im alten Heimatland!
Weise nicht von dir mein schlichtes Herz,Weil es schon so viel geliebet!Einer Geige gleicht es, die geübtLang ein Meister unter Lust und Schmerz.Und je länger darauf gespielt,Stieg ihr Wert zum höchsten Preise;Denn sie tönt mit sichrer Kraft die Weise,Die ein Kundiger ihren Saiten stiehlt.Also spielte manche MeisterinIn mein Herz die rechte Seele,Nun ist´s Wert, daß man es dir empfehle,Lasse nicht den köstlichen Gewinn!
Schon hat die Nacht den SilberscheinDes Himmels aufgetan:Nun spült der See den WiderscheinZu dir, zu dir hinan!Und in dem Glanze schaukelt sichEin leichter dunkler Kahn;Der aber trägt und schaukelt michZu dir, zu dir hinan!Ich höre schon den Brunnen gehnDem Pförtlein nebenan,Und dieses hat ein gütig WehnVon Osten aufgetan.Das Sternlein schießt, vom Baume fälltDas Blust in meinen Kahn;Nach Liebe dürstet alle Welt –Nun, Schifflein, leg dich an!
O wär mein Herz das tiefe MeerUnd meine Feinde die Schiffe:Wie schleudert´ es sie hin und herAn meines Hasses Riffe!Und endlich schläng es unter sie,Hinunter in die Tiefe,Daß drüber glänzend spät und frühDer Meeresfrieden schliefe!So aber ist´s ´ne Welle kaum,Von tausenden nur eine,Doch nagt und wäscht ihr leichter SchaumAm morschen Schiffsgebeine!Wir Wellen brausen treu vereint,Und eine folgt der andern!Wir haben all den gleichen Feind,Nach dem wir spähn und wandern.Das Unglück ist der Wirbelwind,Der peitscht uns, bis wir schäumenUnd bis wir wach geschlagen sindVon unsern Wasserträumen.Und endlich sinkt im Trümmerfall,Was wir so lang getragen –Heil uns, wenn wir mit sattem SchwallDann oben zusammenschlagen!
Hoffnung hintergehet zwar,Aber nur was wankelmüthig;Hoffnung zeigt sich immerdarTreugesinnten Herzen gütig!Hoffnung senket ihren GrundIn das Herz, nicht in den Mund.
Der Winter ist eine ehrliche Haut,Ein alter Poldrian;Wie zornig er mir ins Auge schaut,Blick ich ihn wiederum an!Sein Blut ist kühl und starr wie Eis,Doch nie seine Treue wankt;Wie oft hab ich mich nächtlicherweisMit ihm herumgezankt!Da rüttelt er mir am GartentorUnd stampft auf den Beeten herum,Er schimpft mich einen sanguinischen Tor,Leichtgläubig und herzlich dumm!Viel Hoffnungen zieh ich in Scherben aufAm kalten Sternenschein,Da ist er besonders versessen draufUnd stürmt auf sie herein.Ich balge mich immer, so gut ich kann,Um jedes grüne Reis;Er aber entrupft sie, der harte Mann,Den Scherben büschelweis.Doch die mir der Alte stehenläßt,Die sind erprobt und gefeit!Die sind gelenzet und frühlingsfestUnd der Erfüllung geweiht!
Welch lustiger Wald um das hohe Schloßhat sich zusammengefunden,Ein grünes bewegliches Nadelgehölz,Von keiner Wurzel gebunden!Anstatt der warmen Sonne scheintDas Rauschgold durch die Wipfel;Hier backt man Kuchen, dort brät man Wurst,Das Räuchlein zieht um die Gipfel.Es ist ein fröhliches Leben im Wald,Das Volk erfüllet die Räume;Die nie mit Tränen ein Reis gepflanzt,Die fällen am frohsten die Bäume.Der eine kauft ein bescheidnes GewächsZu überreichen Geschenken,Der andre einen gewaltigen Strauch,Drei Nüsse daran zu henken.Dort feilscht um ein winziges KieferleinEin Weib mit scharfen Waffen;Der dünne Silberling soll zugleichDen Baum und die Früchte verschaffen.Mit rosiger Nase schleppt der LakaiDie schwere Tanne von hinnen;Das Zöfchen trägt ein Leiterchen nach,Zu ersteigen die grünen Zinnen.Und kommt die Nacht, so singt der WaldUnd wiegt sich im Gaslichtscheine;Bang führt die ärmste Mutter ihr KindVorüber am Zauberhaine.Einst sah ich einen Weihnachtsbaum:Im düsteren BergesbanneStand reifbezuckert auf dem Gratdie alte Wettertanne.Und zwischen den Ästen waren schönDie Sterne aufgegangen;Am untersten Ast sah man entsetztDie alte Wendel hangen.Hell schien der Mond ihr ins Gesicht,Das festlich still verkläret;Weil auf der Welt sie nichts besaß,Hatt´ sie sich selbst bescheret.
Wie schlafend unterm Flügel ein Pfau den Schnabel hält,Von luft´gen Vogelträumen die blaue Brust geschwellt,Geduckt auf einem Fuße, dann plötzlich oft einmalIm Traume phantasierend das Funkelrad erstellt: So hing betäubt und trunken, ausreckend Berg und Tal,Der große Wundervogel in tiefem Schlaf, die Welt;So schwoll der blaue Himmel von Träumen ohne Zahl,Mit leisem Knistern schlug er ein Rad, das Sternenzelt.
Nun ist der Lenz gekommen,Nun blühen alle Wiesen,Nun herrschen Glanz und FreudeAuf Erden weit und breit;Nur meine böse Herrin,Sie keift und zetert immerNoch wie in der betrübtenUnd kalten Winterzeit!Wenn ich am frühen MorgenMit aufgewachtem HerzenIm Garten grab´ und singe,Die Welt mir freundlich blickt,Wirft sie mir aus dem FensterDie ungefügten Worte,Daß rasch in meiner KehleDas kleine Lied erstickt.Und wenn mein VielgeliebterAm Hag vorüber wandeltUnd ein paar warme BlickeMir in die Seele warf,Höhnt sie am Mittagsmahle,Daß ich am untern EndeDas Auge nicht erhebenUnd mich nicht rühren darf.Daß hungernd ich, mit Thränen,Das Essen stehen lassenUnd mich hinweg muß wendenVoll Scham und voll Verdruß,Und weinend im VerborgnenDie Rinde harten BrotesMit all´ den harten RedenHinunter würgen muß.Sogar wenn ich am SonntagWill in die Kirche gehen,Und mir ein armes BändchenAm Hals nicht übel steht,Vergiftet sie mir neidischMit ungerechtem TadelDie wochenmüde Seele,Das tröstliche Gebet.Mag selber sie nur beten,Daß ihre eignen KinderNicht einmal dienen müssen,Wenn ihr das Glück entschwandUnd sie als arme MutterWird um die Häuser schleichen,Wo jene sind geschlagenVon böser Herrenhand!
Augen, meine lieben Fensterlein,Gebt mir schon so lange holden Schein,Lasset freundlich Bild um Bild herein:Einmal werdet ihr verdunkelt sein!Fallen einst die müden Lider zu,Löscht ihr aus, dann hat die Seele Ruh;Tastend streift sie ab die Wanderschuh,Legt sich auch in ihre finstre Truh.Noch zwei Fünklein sieht sie glimmend stehnWie zwei Sternlein, innerlich zu sehn,Bis sie schwanken und dann auch vergehn,Wie von eines Falters Flügelwehn.Doch noch wandl ich auf dem Abendfeld,Nur dem sinkenden Gestirn gesellt;Trinkt, o Augen, was die Wimper hält,Von dem goldnen Überfluß der Welt!