Sieh da: Die Weide schon im Silberpelz,Die Birken glänzen, ob auch ohne Laub,In einem Lichte, das wie Frühling ist.Der blaue Himmel zeigt türkisenblauGanz schmale Streifen, und ich weiß, das istDes jungen Jahres erster Farbenklang,Die ferne Flöte der Beruhigung:Die Liebe hat die Flügel schon gespannt,Sie naht gelassenen Flügels himmelher,Bald wird die Erde bräutlich heiter sein.Nun Herz, sei wach und halte dich bereitDem holden Gaste, der mit Blumen kommtUnd Liebe atmet, wie die Blume Duft.Sei wach und glaube: Liebe kommt zu dir,Wenn du nur recht ergeben und getrostDich auftust wie ein Frühlingsblumenkelch.
Komm her und laß dich küssen!Die Luft ist wie voll Geigen,Von allen BlütenzweigenDas weiße Wunder schneit;Der Frühling tobt im Blute,Zu allem ÜbermuteIst jetzt die allerbeste Zeit.Komm her und laß dich küssen!Du wirst es dulden müssen,Daß dich mein Arm umschlingt.Es geht durch alles LebenEin Pochen und ein Beben:Das rote Blut, es singt, es singt.
Bunte Dörfer, bunte Kühe,Ackerpracht und Ackermühe,Reichsten Lebens frischer Lauf.Dreht sich alles weit im Kreise;Mittendurch geht deine Reise:Thu nur Herz und Augen auf.
Laue Sommernacht; am HimmelStand kein Stern; im weite WaldeSuchten wir uns tief im Dunkel,Und wir fanden uns.Fanden uns im weiten WaldeIn der Nacht, der sternenlosen,Hielten staunend uns im ArmeIn der dunklen Nacht.War nicht unser ganzes LebenSo ein Tappen, so ein Suchen?Da: In seine Finsternisse,Liebe, fiel Dein Licht.
Die Träumer und Propheten,Die raten und die redenViel von der Ewigkeit.Wohlan, wers kann, der fliege!Wir steigen auf der StiegeBescheiden, stufenweise; so dienen wir der Zeit.Wir bleiben auf der Erden,Hier gilt es reif zu werdenIn Kraft und Fröhlichkeit.Das ist des Lebens Segen:Im Lichte sich zu regen;Wir messen unsre Kräfte am Kraftmaß unsrer Zeit.Sie gibt uns viel, wir gebenIhr unser ganzes LebenIn Kindesdankbarkeit;Das Erbe gilts zu mehren,Daß wir mit ihr in EhrenVor uns bestehen können, froh einer reichen Zeit.Schön soll sie sein, und StärkeDas Merkmal ihrer Werke;Der Kraft sei sie geweiht,Die Seele, Geist und TriebeUmfaßt mit gleicher Liebe,Daß wir mit Stolz bekennen: wir dienen dieser Zeit.
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.Natur, mein Freund, ist immer sittlich.Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Lange schlug das Herz mir dumpfUnd in faulen Schlägen,War ein tangbedeckter SumpfOhne Wellenregen.Bunte Blumen blühten rings,Und ich ging vorüber;Wissenschaft, die graue Sphinx,Gab mir Nasenstüber.Wissenschaft, die graue Sphinx,Mag der Teufel holen;Euch, ihr Blüheblumen rings,Sei mein Herz befohlen.Sonnevoll ist mein Gemüt,Eine grüne Wiese,Drauf es singt und springt und blüht,Wie im Paradiese.Eine Geige klingt in mir,Glockenklar und leise ...»Oh du allerschönste Zier! ...«Wundersame Weise.Glück und Glanz und GlorienscheinÜber allem Leben,Und die ganze Welt ist mein,Mir zu Lehn gegeben.Und mein Herz haucht Liebe aus,Alle Not verendet,Sorge, Sünde, Haß und GrausSind in Glück gewendet.Dumme, holde Träumerei,Immer kehrst du wieder:Erste Blüten, erster Mai,Schwärmerische Lieder.
Wenn wir alt sein werden,wenn der Ruhe Dämmerungleis in immergleichem Atemzuge uns im Herzen haucht,wenn das Auge matt und milde blickt,kältre Farben sieht und flockigen Umriß,wenn der Hände Drücke,altersfaltenweich,immer abschiednehmender, zag sich fühlen,wenn das Hirn,von Erkenntnis starr, immer kälter wird,und der Hoffnung warmer Taubenflügelschlagnicht mehr linde Glücksgedankenwellen schlägt,wenn an Rosen-StattHerbstzeitlose blaßt ...Sonne, Sonne!Du auch wirst mir dann verbleichen,die ich kindlich und anbetend liebe.Eine Wärme nur,eine Liebe nur,nur einen Glauben dann werd ich mir wahren:dichdu traumvergangeneHeilige.
Die Nacht ist niedergangenDie schwarzen Schleier hangenNun über Busch und Haus.Leis rauscht es in den Buchen.Die letzten Winde suchenDie vollsten Wipfel sich zum Neste aus.Noch einmal leis ein Wehen ...Dann bleibt der Atem stehenDer müden, müden Welt.Nur noch ein zages BebenFühl´ durch die Nacht ich schweben,Auf die der Friede seine Hände hält.
Morgenjunge Herrlichkeit,Hell die Welt und frisch der Wind,Wartend klopft mein Herz geschwind –:Eine Minute schon über die Zeit!Ach, wie oft schon sagt ich´s, Kind:Pünktlichkeit!Und ich spähe augenweit,Und ich schaue fast mich blind,Ist das Mädel nicht gescheit?Zehn Minuten schon über die Zeit!Soll ich ein EwigkeitWarten und sehnen!? – Langsam rinntDer Minuten Folge, breitWie ein Teerstrom. – Zeit, o Zeit!Deine Minuten wie Stunden sind! ...Sieh, da flattert ihr blaues Kleid,Flattert im Wind!Alles Warten ist verschwunden,Hat sich Mund auf Mund gefunden,Blick in Blick sich eingesenkt.Dehnten jetzt sich die SekundenAus zu langen Dämmerstunden,Wärs kein Umstand, der uns kränkt,Da der Wind mit leisem NeigenEin Panier aus FrühlingszweigenÜber unsern Küssen schwenkt