Sorgen, das sind schlimme Gäste,kleben zähe, sitzen feste.Mußt ihnen nur hurtig den Rücken drehn!Wenn sie dich bei der Arbeit sehn,bleibt ihnen nichts übrig, als weiterzugehn.
Liebe Nacht! Auf Berg und Wieseruhst du, stille Trösterin.An dem Saume deines Mantelsleg´ ich all mein Wünschen hin.Liebe Nacht! An deinen Brüsten,Mutter aller Frömmigkeit,ruhe meine Unrast, schlafeall mein Sehnen und mein Leid.Liebe Nacht! O wiege, wiegedieses Herzens Drängen ein!Laß mich still wie du, gelassenund umfassend laß mich sein!
Die Sittlinge müssen sich immer genieren,Wenn Einer recht herzhaft von Liebe spricht.Sie denken halt immer ans »Amüsieren«,An des Rätsels Heiligkeit denken sie nicht.Natur, mein Freund, ist immer sittlich.Der Staatsanwalt freilich ist unerbittlich.Jüngst hat er ein Andachtsbuch konfisziert,Weil sich zwei Fliegen drauf kopuliert.
Bunte Dörfer, bunte Kühe,Ackerpracht und Ackermühe,Reichsten Lebens frischer Lauf.Dreht sich alles weit im Kreise;Mittendurch geht deine Reise:Thu nur Herz und Augen auf.
Und Tag um Tag geht still dahin,Und meine ruhigen Augen sehn,Wie alle Wünsche wunschlos stillIn eine blasse Dämmerung gehn.Dich lieb ich, du! Oh komm, sei mein!Ein grauer Nebel kommt und steht.Wo bist du?! Alles grau und leer.Und mein Begehren wankt und geht.Wohin, wohin!? Ich seh kein Licht,Ins Graue schwindet, was ich will.Laß gehn dahin und frage nicht,Laß gehn dahin und blicke still.Wunsch geht und Welt geruhig hin,Und meine ruhigen Augen sehn,Wie alle Wünsche wunschlos stillIn eine blasse Dämmerung gehn.
Ich glaube an den großen Plan,den heiter heiligen Werdegeist;sein Herzschlag ist der Weltentakt,in dem die Sonnenfülle kreist.Er wird und stirbt und stirbt und wird,kein Ende und kein Anbeginn.Sing, Flöte, dein Gebet der Lust!Das ist des Lebens heiliger Sinn.
Das Leben ist voll Gier und Streit,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Viel große Schnäbel stehen weitUnd böse offen und heiß bereit,Dich zu zerreißen.Dein Herzchen schwillt, dein Kehlchen klingt,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Der Geier kommt, der dich verschlingt;Du, so beseelt und bunt beschwingt,Zuckst in den Fängen.Mir ist so bitterbang zumut,– Hüte dich, kleines Vöglein! –Ich weiß nun bald, wie Sterben thut,Und laß mich tragen von der Flut,Die Alles fortschwemmt.
Laue Sommernacht; am HimmelStand kein Stern; im weite WaldeSuchten wir uns tief im Dunkel,Und wir fanden uns.Fanden uns im weiten WaldeIn der Nacht, der sternenlosen,Hielten staunend uns im ArmeIn der dunklen Nacht.War nicht unser ganzes LebenSo ein Tappen, so ein Suchen?Da: In seine Finsternisse,Liebe, fiel Dein Licht.
Fräulein GigerletteLud mich ein zum Thee.Ihre ToiletteWar gestimmt auf Schnee;Ganz wie PierretteWar sie angethan.Selbst ein Mönch, ich wette,Sähe GigerletteWohlgefällig an.War ein rotes Zimmer,Drin sie mich empfing,Gelber KerzenschimmerIn dem Raume hing.Und sie war wie immerLeben und Esprit.Nie vergeß ichs, nimmer:Weinrot war das Zimmer,Blütenweiß war sie.Und im Trab mit VierenFuhren wir zu zweitIn das Land spazieren,Das heißt Heiterkeit.Daß wir nicht verlierenZügel, Ziel und Lauf,Saß bei dem KutschierenMit den heißen VierenAmor hinten auf.
Bei einem beinah alten MannMeldete sich klein Amor an(Ein Mädchen wars in einer Hosenrolle).Der Überraschte fragte, was er wolle."Dich prüfen will ich", sprach das liebe Ding(Halb Gassenbub, halb Schmetterling),"Ob du noch brennen kannst" und küßt ihn so,Daß augenblicks er Feuer fing.Darüber war der Mann natürlich froh.Denn allzulange war er wie ein Besen,Zwar dürr, doch ohne Glut gewesen.Wie aber dann der Kleine wieder ging,Da trat herein zur Türe großMadam Vernunft, setzt schwer sich auf den SchoßNoch warm von Amors HinterteilchenUnd sprach: Herr Lichterloh, glaubt nicht dem Mädel,Das jetzt zu Euch in Amors Maske kamUnd augenblicks Besitz von Euerm Schädel,Von Euerm Torenschädel nahm,Denn es vertrieb sich bloß ein Langeweilchen.Da bot der Mann Madam Vernunft den ArmUnd führte sie zur Tür und sprach: "Au revoir,Ihr sprecht wahrscheinlich wie gewöhnlich wahr,Doch allzukühle, und ich bin von HerzenFroh, daß mir endlich wieder einmal warmZumute ist. Der Liebe helle KerzenLösch ich nicht aus. Wer weiß, wie bald ein WindSie niederweht und ich im Finstern träumeVon hellen Kerzen, die erloschen sind."