Denk nicht, das Leben sei ein Spiel!Es meint´s gar ernst, ja, mehr als ernst. Erforsche seinen Zweck, sein Ziel, damit du es begreifen lernst!Du gehst behaglich hier spazieren, machst dir´s so viel wie möglich leicht und glaubst was wunder zu verlieren, wenn sich ein Tag nicht folgsam zeigt. Und brauchst du irgend welche Sorgen, so muß die Erde sie dir borgen.Du gehst auf einem weiten Moor, das du wohl fest und sicher nennst, nur weil du seinen Blumenflornicht als zum Sumpf gehörig kennst. Du sollst hinüber, sollst dich retten und bist verloren, bleibst du stehn; wirst du gehalten von den Kletten, so sinkst du ein, mußt untergehn. Und zieht dich das Verderben nieder, so gibt es dich dann niemals wieder.Denk nicht, das Leben sei ein Spiel; es ist die Rettung vor dem Tod,der Schritt um Schritt, bis an das Ziel stets unter deinen Füßen droht.Du gehst darüber, täglich, stündlich und siehst es nicht, wie tief es ist; es ist ja grad so unergründlich, weil du so oberflächlich bist.O, denke tiefer dich ins Leben,dann kann´s für dich noch Rettung geben!
Ergib dich drein, du liebes Menschenkind, daß deine Wege nicht die meinen sind. Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein; du bist nicht Herr; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein, und forsch und hadre nicht; tu, was die heilge Stimme in dir spricht.Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;sie täuscht dich nicht; ergib dich ruhig drein!Ergib dich drein. Beschwerlich ist der Steg, der deiner harrt, fernab vom breiten Weg. Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein, so wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Sei still in Gott, still wie das Meer! Nur seine Fläche streift der Wind, und tobt als Sturm er noch so sehr, wiß, daß die Tiefen ruhig sind.Sei weit in Gott, weit wie das Meer!Es wogt nicht bloß am heim´schen Strand, und wird dir´s auch zu glauben schwer, wiß, drüben gibt´s doch wieder Land.Sei tief in Gott, tief wie das Meer!Nach dort, wo dich die Welt vergißt,sei dein Verlangen, dein Begehr, wiß, daß die Tiefe Höhe ist.Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer in Gott so still, so tief, so weit!Dann landest du nicht hoffnungsleer am Küstensaum der Ewigkeit.
Schau nicht, schau nicht so um dich her, als ob da deine Welt sich breite.Die Erde nicht und nicht das Meer, zieh deinen Blick hinaus ins Weite. Du wohnst hier nur im Wanderzelt;die Heimat fordert all dein Sinnen, und suchst du deine wahre Welt, so richte deinen Blick nach innen.Bau nicht, bau nicht ein festes Hausals Heim auf irdschem Grund und Boden; man trägt dich doch dereinst hinausund legt als tot dich zu den Toten. Dein wahres Heim, es ist nur dort, wohin du lebst und denkst, zu schauen, und jede Tat und jedes Wortträgst du ihm zu, um es zu bauen.Trau nicht, trau nicht dem eb´nen Weg, den Tausende durchs Leben wandern. Weich ab, weich ab zum steilen Steg, und laß sie lächeln, all die andern. Sieh auf die Toren nicht zurück,und achte nicht auf ihre Stimmen; denn wisse wohl, dein wahres Glück liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht, aus weiten, unbekannten Fernen. Ging unter er in dunkle Nacht?Blieb er am Himmel bei den Sternen?Ist´s eine Welt, die im Entstehnsich Kraft und Stoff zu holen strebte? War´s eine Welt, die im Vergehn durchs Leuchten sich zu Ende lebte?Das werdet ihr vielleicht,vielleicht eure Rohre noch ergründen, jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,kann nur der Glaube euch verkünden.
Sei ruhig; stürme, stürme nicht!Warum sollst du dich überstürzen?Tu recht und billig deine Pflicht;du kannst die Zeit doch nicht verkürzen.Sei ruhig; dräng dich nicht voran!Es gilt, die edle Kraft zu sparen.Wer diese Kraft nicht zügeln kann,der wird mit ihr nicht glücklich fahren.Sei ruhig, doch versäume nichts!Es darf sich keine Lücke zeigen.Willst du empor zum Quell des Lichts,hast du behutsam aufzusteigen.Sei ruhig, immer unbeirrt!Laß dich von andern nicht betören;denn wer sich selber untreu wird,der ist von ihnen leicht zu stören.Sei ruhig, wenn das Ende naht!Bist du nicht zaghaft wie so viele,so bringt die letzte, schwerste Tatauf Engelsschwingen dich zum Ziele.
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott. Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.Dies Lachen wird einst teuer euch erscheinen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu weinen!
Es wird ein Engel dir gesandt,um dich durchs Leben zu begleiten. Er nimmt dich liebend an der Hand und bleibt bei dir zu allen Zeiten.Er kennt den Weg, den du zu gehen hast, und trägt mit dir der Erde Leid und Last.Es wird ein Engel dir gesandt,dem sollst du dich gern anvertrauen. Auf ihn soll stets und unverwandtdas Auge deiner Seele schauen.Er trägt zu deinem Schutz das Schwert des Herrn und ist dir nie mit seiner Hülfe fern.Es wird ein Engel dir gesandt,dem sollst du niemals widerstreben, Und hast du ihn vielleicht verkannt, so zwing ihn nicht, dich aufzugeben, Denn bautest du auf deine Kraft allein, es würde nur zu deinem Unglück sein.
Es klingt ein Lied vom Himmel nieder So wunderlieb, so klar, so rein, Und deine Seele singts ihm wieder; Sie will dem Himmel dankbar sein. Die andern lauschen rings im Kreise; Dann siehst du, daß sie lächelnd weitergehn. Sie sind zu klug, sie sind zu weise, Um das, was dich beseligt, zu verstehn. Es kommt ein Strahl vom Himmel nieder; Er leuchtet in dein Herz hinein, Und dieses strahlt in andern wieder; Es will dem Himmel dankbar sein. Doch diese andern stehn im Kreise Und lächeln über dich, das große Kind. Sie sind zu klug, sie sind zu weise Und drum für das, was dich beseligt, blind. Und käm der Himmel selbst hernieder, Um dankbar dann auch dir zu sein, Und füllte alle deine Lieder Mit seinem ganzen Sonnenschein, Die andern ständen rings im Kreise Und fiel das Lächeln ihnen wohl nun schwer, Sie blieben doch so klug, so weise Für das, was dich beseligt, wie vorher.
Denk oft zurück ins eigne Leben; verlang von andern nicht zu viel!Du weißt, es führte dich dein Streben auch nur so nach und nach ans Ziel.Du hast den Schwachen gern zu schonen; du wurdest doch wohl auch geschont. Die Liebe wird bei ihm sich lohnen,wie sie sich einst bei dir gelohnt.Und bist du auch nicht ganz zufrieden mit dem, was er für dich gemacht, wir Menschen sind ja so verschieden: Er hat es anders sich gedacht.Du solltest dich darüber freuen, daß er dir guten Willen zeigt.Auch du hast manches zu bereuen, auch dir fiel wohl nicht alles leicht.Drum laß den Zorn nicht überfließen; üb´ immer Nachsicht, hab´ Geduld; denn wenn dich etwas will verdrießen, bist du vielleicht auch selbst mit schuld.