Die Sterne sind erblichenmit ihrem güldnen Schein;bald ist die Nacht entwichen,der Morgen dringt herein.Noch waltet tiefes Schweigenim Tal und überall;auf frisch betauten Zweigensingt nur die Nachtigall.Sie singet Lob und Ehredem hohen Herrn der Welt,der überm Land der Meeredie Hand des Segens hält.Es hat die Nacht vertrieben;ihr Kindlein fürchtet nichts!Stets kommt zu seinem Lebender Vater allen Lichts.
Die ganze deutsche LiteraturIst leider für Gelehrte nur.Gelehrte haben sie gemacht,Und nie dabei ans Volk gedacht.Was nützet Wissenschaft und Kunst?Das ist ja eitel Schein und Dunst,Wenn beides nicht zum Volke dringt,Für all´ und jeden Früchte bringt.Was nützt dem Volke der Poet,Wenn´s Volk sein Singen nicht versteht?Ins Herz des Volkes drang noch nieGelehrter Herren Poesie.Laßt euern Wissensqualm und Dunst,Und übet reine deutsche Kunst!Werft allen Plunder über Bord,Singt ein verständlich deutsches Wort!
Gönnt doch dem kleinen WintergastIm warmen Zimmer Ruh und Rast.Da draußen ist gar schlimme Zeit,Es stürmt und regnet, friert und schneit.Ach, mein Begehren ist nur klein,Ich nehme wenig Raum nur ein!Im Blumenbusch am Fenster hier,Da such´ ich mir ein Nachtquartier.Und wird es mir darin zu kalt,So ist mein liebster AufenthaltBeim alten Fritzen auf dem Hut,Da sitz´ ich sicher, warm und gut.Und kommt der heil´ge Christ heran,Dann freu´ ich mich wie Jedermann,Weihnachten soll´s für mich auch sein,Ein Kuchenkrümchen wird schon mein.Drum laß die arme Flieg´ in Ruh,Sie hat ein Recht zu sein wie du.Nun, liebes Kind, nun freue dichUnd sei noch lustiger als ich!
Dem Verdienste seine Kronen!Also denket mancher Mann,und er will sich selbst belohnen,und kein anderer denkt daran.Und wie große Potentatenheckt er einen Orden auszur Belohnung seiner Tatennur für sich und für sein Haus.Und er teilet dann in Klassendiesen Orden seiner Wahl,und er will damit umfassender Verdienste große Zahl.Ehekreuz, das ist die erste,Hauskreuz muß die zweite sein,und dann kommt die schönst´ und hehrste,Totenkreuz noch hinterdrein.Seit die Orden sind gewordenjedem Stand ein Liebespfand,nun, so hascht man auch nach Ordenin dem Heil´gen Ehestand.Wenn dich drum der Staat nicht ehrtwerde gleich ein Ehemann,und dir wird ein Kreuz beschert,daß du denkst zeitlebens dran.
Siehe, der Frühling währet nicht lang´:Bald ist verhallt der Nachtigall Sang.Blühen noch heute Blumen im Feld,Morgen ist öd´ und traurig die Welt,Aber der Liebe selige LustIst sich des Wandels nimmer bewußt.Alles auf Erden hat seine Zeit,Frühling und Winter, Freuden und Leid,Hoffen und Fürchten, Ruhn und sich Mühn,Kommen und Scheiden, Welken und Blühn,Aber der Liebe selige LustIst sich des Wandels nimmer bewußt.Weil uns des Lebens Sonne noch scheint,Wollen wir leben liebend vereint.Wollen der Zukunft Wetter nicht scheu´n,Wollen des Augenblicks uns erfeu´n!Was auch des Himmels Fügung uns gibt:Glücklich ist nur das Herz, das da liebt.
O Sommermorgen, wie bist du so schön,So schön im Thal und auf den Höhn!Wenn´s Morgenroth aus Osten strahltUnd golden den Saum der Wolken malt,Und mit immer glänzend rötherer GlutAuf den Wipfeln der dunkelen Wälder ruht;Wenn Halm´ und Blumen in Flur und AuFrisch duften im kühlen Morgenthau;Wenn durch des Waldes Stille der QuellVorüber rieselt silberhell;Wenn durch die Blätter säuselt der WindUnd im Felde die Lerch´ ihr Lied beginnt:Dann muß das Herz in Andacht bebenUnd auch gen Himmel sein Lied erheben.
Wann einst die Flaschen größer werdenwann einst wohlfeiler wird der Wein,dann findet sich vielleicht auf Erdendie goldene Zeit noch einmal ein.Doch nicht für uns! uns ist gebotenin allen Dingen Nüchternheit –die goldne Zeit gehört den Totenund uns nur die papierne Zeit.Ach! kleiner werden unsere Flaschenund täglich teurer wird der Weinund leerer wird´s in unseren TaschenGar keine Zeit wird bald mehr sein.
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:Lasset uns singen,Tanzen und springen!Frühling, Frühling wird es nun bald.Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrei´n:Kommt in die Felder,Wiesen und Wälder!Frühling, Frühling, stelle dich ein!Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!Was du gesungen,Ist dir gelungen:Winter, Winter räumet das Feld.
Nur die Lieb´ ist wahres Leben,Hier und dort nur Seligkeit.Was soll Wünschen, Hoffen, Streben,Wenn´s die Liebe nicht geweiht?Nur die Lieb´ ist wahres Leben,Kennt und mißt nicht Zeit und Raum;Sind wir treu ihr ganz ergeben,Wird um uns die Welt ein Traum.
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,Es hat von lauter Purpur ein Mänt´lein um.Sagt, wer mag das Männlein sein,Das da steht im Wald alleinMit dem purpurroten Mäntelein?Das Männlein steht im Walde auf einem BeinUnd hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein,Sagt, wer mag das Männlein sein,Das da steht im Wald alleinMit dem kleinen, schwarzen Käppelein ?