An vollen Büschelzweigen,Geliebte, sieh nur hin!Laß dir die Früchte zeigen,Umschalet stachlig grün. Sie hängen längst geballet,Still, unbekannt mit sich;Ein Ast, der schaukelnd wallet,Wiegt sie geduldiglich. Doch immer reift von innenUnd schwillt der braune Kern;Er möchte Luft gewinnenUnd säh die Sonne gern. Die Schale platzt, und niederMacht er sich freudig los;So fallen meine LiederGehäuft in deinen Schoß.
Wind ist der WelleLieblicher Buhler;Wind mischt von Grund ausSchäumende Wogen.Seele des Menschen,Wie gleichst du dem Wasser!Schicksal des Menschen,Wie gleichst du dem Wind!
Es wäre schön, was Gutes zu kauen,Müßte man nur nicht auch verdauen.Es wäre herrlich, genug zu trinken,Tät einem nur nicht Kopf und Knie sinken.Hinüber zu schießen, das wären Possen,Würde nur nicht wieder herübergeschossen.Und jedes Mädchen wäre gern bequem,Wenn nur eine andre ins Kindbett käm.
Es flattert um die QuelleDie wechselnde Libelle,Mich freut sie lange schon;Bald dunkel und bald helle,Wie das Chamäleon,Bald rot, bald blau,Bald blau, bald grün.O daß ich in der NäheDoch ihre Farben sähe!Sie schwirrt und schwebet, rastet nie!Doch still, sie setzt sich an die Weiden.Da hab ich sie! Da hab ich sie!Und nun betracht ich sie genau,Und seh ein traurig dunkles Blau –So geht es dir, Zergliedrer deiner Freuden!
Dieses ist das Bild der Welt, die man für die beste hält: Fast wie eine Mördergrube, fast wie eines Burschen Stube, fast so wie ein Opernhaus, fast wie ein Magisterschmaus, fast wie Köpfe von Poeten, fast wie schöne Raritäten, fast wie abgehatztes Geld sieht sie aus, die beste Welt.
Ach, daß die innre SchöpfungskraftDurch meinen Sinn erschölle!Daß eine Bildung voller SaftAus meinen Fingern quölle!Ich zittre nur, ich stottre nur,Und kann es doch nicht lassen;Ich fühl, ich kenne dich, Natur,Und so muß ich dich fassen.Bedenk ich dann, wie manches JahrSich schon mein Sinn erschließet,Wie er, wo dürre Heide war,Nun Freudenquell genießet;Wie sehn ich mich, Natur, nach dir,Dich treu und lieb zu fühlen!Ein lustger Springbrunn wirst du mirAus tausend Röhren spielen.Wirst alle meine Kräfte mirIn meinem Sinn erheiternUnd dieses enge Dasein hierZur Ewigkeit erweitern.
Edel sei der Mensch,Hilfreich und gut!Denn das alleinUnterscheidet ihnVon allen Wesen,Die wir kennen.Heil den unbekanntenHöhern Wesen,Die wir ahnen!Ihnen gleiche der Mensch! Sein Beispiel lehr’ unsJene glauben.Denn unfühlendIst die Natur:Es leuchtet die SonneÜber Bös’ und Gute,Und dem VerbrecherGlänzen wie dem BestenDer Mond und die Sterne.Wind und Ströme,Donner und HagelRauschen ihren WegUnd ergreifenVorüber eilendEinen um den andern.Auch so das GlückTappt unter die Menge,Faßt bald des KnabenLockige Unschuld,Bald auch den kahlenSchuldigen Scheitel. Nach ewigen, ehrnen,Großen GesetzenMüssen wir alleUnseres DaseinsKreise vollenden.Nur allein der MenschVermag das Unmögliche:Er unterscheidet,Wählet und richtet;Er kann dem AugenblickDauer verleihen.Er allein darfDen Guten lohnen,Den Bösen strafen,Heilen und retten,Alles Irrende, SchweifendeNützlich verbinden.Und wir verehrenDie Unsterblichen,Als wären sie Menschen,Täten im Großen,Was der Beste im KleinenTut oder möchte.Der edle MenschSei hilfreich und gut!Unermüdet schaff erDas Nützliche, Rechte,Sei uns ein VorbildJener geahneten Wesen!
Da das Alter, wie wir wissen,Nicht für Torheit helfen kann,Wär es ein gefundner BissenEinem heitern alten Mann,Daß am Rhein, dem vielbeschwommnen,Mummenschar sich zum GefechtRüstet gegen angekommnenFeind, zu sichern altes Recht.Auch dem Weisen fügt behäglichSich die Torheit wohl zur Hand,Und so ist es gar verträglich,Wenn er sich mit euch verbandSelbst Erasmus ging den SpurenDer Moria scherzend nachUlrich Hutten mit ObskurenDerbe Lanzenkiele brach.Löblich wird ein tolles Streben,Wenn es kurz ist und mit Sinn;Heiterkeit zum ErdelebenSei dem flüchtigen Rausch Gewinn.Häufet nur an diesem TageKluger Torheit Vollgewicht,Daß mit uns die Nachwelt sage:Jahre sind der Lieb und Pflicht.
Wir singen und sagen vom Grafen so gern, Der hier in dem Schlosse gehauset, Da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn, Den heute vermählten, beschmauset. Nun hatte sich jener im heiligen Krieg Zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg, Und als er zu Hause vom Rösselein stieg, Da fand er sein Schlösselein oben; Doch Diener und Habe zerstoben. Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus: Das Heimische findest du schlimmer! Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus, Sie kommen durch alle die Zimmer. »Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht? So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht, Der Morgen hat alles wohl besser gemacht. Drum rasch bei der mondlichen Helle Ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle!« Und als er im willigen Schummer so lag, Bewegt es sich unter dem Bette. »Die Ratte, die raschle, solange sie mag! Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!« Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht Ein Zwerglein so zierlich mit Ampelenlicht, Mit Rednergebärden und Sprechergewicht, Zum Fuß des ermüdeten Grafen, Der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen. »Wir haben uns Feste hier oben erlaubt, Seitdem du die Zimmer verlassen, Und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt, So dachten wir eben zu prassen. Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut, So schmausen die Zwerge, behaglich und laut, Zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.« Der Graf im Behagen des Traumes: »Bedienet euch immer des Raumes!« Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor, Die unter dem Bette gehalten; Dann folget ein singendes, klingendes Chor Possierlicher, kleiner Gestalten; Und Wagen auf Wagen mit allem Gerät, Daß einem so Hören als Sehen vergeht, Wie´s nur in den Schlössern der Könige steht; Zuletzt auf vergoldetem Wagen Die Braut und die Gäste getragen. So rennet nun alles in vollem Galopp Und kürt sich im Saale sein Plätzchen; Zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp Erkieset sich jeder ein Schätzchen. Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt, Da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt, Da pisperts und knisterts und flisterts und schwirrt; Das Gräflein, es blicket hinüber, Es dünkt ihn, als läg er im Fieber. Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal Von Bänken und Stühlen und Tischen, Da will nun ein jeder am festlichen Mahl Sich neben dem Liebchen erfrischen; Sie tragen die Würste, die Schinken so klein Und Braten und Fisch und Geflügel herein, Es kreiset beständig der köstliche Wein; Das toset und koset so lange, Verschwindet zuletzt mit Gesange. – Und sollen wir singen, was weiter geschehn, So schweige das Toben und Tosen! Denn was er, so artig, im Kleinen gesehn, Erfuhr er, genoß er im Großen. Trompeten und klingender, singender Schall Und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall, Sie kommen und zeigen und neigen sich all, Unzählige, selige Leute. So ging es und geht es noch heute.
Wie? du kannst nicht mehr küssen?Mein Freund, so kurz von mir entfernt,Und hast´s Küssen verlernt?Warum wird mir an deinem Halse so bang,Wenn sonst von deinen Worten, deinen BlickenEin ganzer Himmel mich überdrangUnd du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken?Küsse mich!Sonst küß ich dich!