Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:Die Luft einzuziehn, sich ihrer entladen;Jenes bedrängt, dieses erfrischt;So wunderbar ist das Leben gemischt,Du danke Gott, wenn er dich preßt,Und dank’ ihm, wenn er dich wieder entläßt!
Die Leidenschaft bringt Leiden! – Wer beschwichtigtBeklommnes Herz, das allzuviel verloren?Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt?Vergebens war das Schönste dir erkoren!Trüb ist der Geist, verworren das Beginnen;Die hehre Welt, wie schwindet sie den Sinnen!Da schwebt hervor mit Engelschwingen,Verflicht zu Millionen Tön um Töne,Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen,Zu überfüllen ihn mit ewger Schöne;Das Auge netzt sich, fühlt im höhern SehnenDen Doppelwert der Töne wie der Tränen.Und so das Herz erleichtert merkt behende,Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen,Zum reinsten Dank der überreichen SpendeSich selbst erwidernd willig darzutragen.Da fühlte sich – o daß es ewig bliebe! –Das Doppelglück der Töne wie der Liebe.
Des Menschen SeeleGleicht dem Wasser:Vom Himmel kommt es,Zum Himmel steigt es,Und wieder niederZur Erde muß es,Ewig wechselnd.Strömt von der hohen,Steilen FelswandDer reine Strahl,Dann stäubt er lieblichIn WolkenwellenZum glatten Fels,Und leicht empfangenWallt er verschleiernd,Leisrauschend zur Tiefe nieder.
Verteilet euch nach allen RegionenVon diesem heilgen Schmaus!Begeistert reißt euch durch die nächsten ZonenIns All und füllt es aus! [...]Und bald verlischt ein unbegrenztes StrebenIm selgen Wechselblick.Und so empfangt, mit Dank, das schönste LebenVom All ins All zurück.
Nicht Gelegenheit macht Diebe,Sie ist selbst der größte Dieb;Denn sie stahl den Rest der Liebe,Die mir noch im Herzen blieb.Dir hat sie ihn übergeben,Meines Lebens Vollgewinn,Daß ich nun, verarmt, mein LebenNur von dir gewärtig bin.Doch ich fühle schon ErbarmenIm Karfunkel deines Blicks,Und erfreu in deinen Armen Mich erneuerten Geschicks.
Ihr verblühet, süße Rosen,Meine Liebe trug euch nicht;Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,Dem der Gram die Seele bricht!Jener Tage denk´ ich trauernd,Als ich, Engel, an dir hing,Auf das erste Knöspchen lauerndFrüh zu meinem Garten ging;Alle Blüten, alle FrüchteNoch zu deinen Füßen trug,Und vor deinem AngesichteHoffnung in dem Herzen schlug.Ihr verblühet, süße Rosen,Meine Liebe trug euch nicht;Blühtet, ach, dem Hoffnungslosen,Dem der Gram die Seele bricht!
Freudig war vor vielen Jahren,Eifrig so der Geist bestrebt,Zu erforschen, zu erfahren,Wie Natur im Schaffen lebt.Und es ist das ewig Eine,Das sich vielfach offenbart;Klein das Große, groß das Kleine,Alles nach der eignen Art,Immer wechselnd, fest sich haltend;So gestaltend, umgestaltend –Zum Erstaunen bin ich da.
Das Wasser allein macht stumm,das beweisen im Wasser die Fische,Der Wein allein macht dumm,das beweisen die Herren am Tische,Daher, um keines von beiden zu sein,trink´ ich Wasser vermischt mit Wein.
Der Storch, der sich vom Fisch und Wurmin unserem Teiche nähret,was nistet er auf dem Kirchenturm,wo er nicht hingehört? Dort klappert und klappert er genug,verdrießlich anzuhören;doch wagt es weder Alt noch Jung,ihm in das Nest zu stören. Wodurch – gesagt mit Reverenz –kann er sein Recht beweisenals durch die löbliche Tendenz,aufs Kirchendach zu ...?
Doch als in allerneuesten Jahrendas Weib nicht mehr gewohnt zu sparenund, wie ein jeder böser Zahler,weit mehr Begierden hat als Taler,da bleibt dem Manne viel zu dulden,wo er nur hinsieht, da sind Schulden…