Gibst du dich keinem – ? Bist du nur blond und kühl?Demütigt dich ein starkes, heißes Gefühl?Wir sind allein. –Jeder ist so vom andern durch Weiten getrennt,daß er nicht weiß, wo es lodert und flammt und brennt –Wir sind allein. –Selten nur springt ein Funke von Blut zu Blut,bringt zur Entfaltung, was sonst in der Stille ruht –Wir sind allein. –Aber einmal – kann es auch anders sein –Einmal gib dich, – und, siehst du, dann wird aus zwein:Wir beide –Und keiner ist mehr allein. –
Er sitzt wie hinter Glas, das arme Luder,und trippelt ängstlich an des Lebens Rand.Er flieht und sucht und flieht den Menschenbruderund hat den Nebenmenschen nie gekannt.Er strahlte, wenn er grollte,nur Flucht ist sein Verzicht…Er könnte, müßte, sollte –und kann doch nicht.Er dünkt sich klein. Wie eitel ist der Knabe!Er dünkt sich klein. Doch keiner ist ihm groß.Sein starres Ich ist seine ganze Habe;er will kein Schicksal – nur das große Los.Ja, wenn er wollen wollte…!Er hat kein Gleichgewicht.Er könnte, müßte, sollte –und kann doch nicht.Er meint: die böse Welt muß an ihm schuld sein;er projiziert auf sie sein dünnes Weh.Er möchte ganz allein und im Tumult sein:vorn Leipziger Straße – hinten Comer See.Er spürt, wie in ihm sausenddie kranken Nerven schrein.So gibt es hunderttausend –und jeder ist allein.Und kann man – kann man solche Knaben heilen?Man: nein. Sie: ja. Gesund wird nur, wer will.Sie kann ihn lösen, lockern, spalten, heilen –und dann zu sich verhelfen, fest und still.Er ist, vor Faulheit fleißig,der echte Exponentvon 1930das solche Nummern kennt.Wie mancher davon verzückt ist…!Lerne bei Vater Jung:Es fragt sich, wer verrückt ist.Und dann gute Besserung –!
Der Name ists, der Menschen zieret,weil er das Erdenpack sortieret –bist du auch dämlich, schief und krumm:Du bist ein Individuum.Hier sieht man nun den Dichter walten.Er schafft nicht nur die Dichtgestalten,nein, er benamset auch sein Kind –und nennt es Borkman oder Gynt.Wie aber, wenn er in den Dramengediegne bürgerliche Namenbenutzt und jener Bürger klagt,damits der Richter untersagt?»Du wirst dich von dem Namen trennen!Mußt du ihn grade Barnhelm nennen?«Der Richter schüttelt das Barrett:»Der Name macht den Kohl nicht fett!«Und kurz: Wir werden was ertragen!Schon sieht man Doktor Tassow klagen,mit ihm in trautestem Vereinden Grünkramhändler Wallenstein.Dem Dichter fällt in seine Leierauch der Ap´theker Florian Geyer –Dem Dichter grausts mit einem Mal:Er numeriert sein Personal.Wie nennt man nun die Rechtsgelehrten,die uns mit diesem Spruch beehrten?wie nennt man also dies Gericht?Hier weiß ich keinen Namen nicht.
Wenn was nicht klappt, dann wird vor allem mal nicht berappt. Wir setzen frisch und munter die Löhne, die Löhne herunter - immer runter! Wir haben bis über die Ohren bei unsern Geschäften verloren... Unser Geld ist in allen Welten: Kapital und Zinsen und Zubehör. So lassen wir denn unser großes Malheur nur einen, nur einen entgelten: Den, der sich nicht mehr wehren kann. Den Angestellten, den Arbeitsmann; den Hund, den Moskau verhetzte, dem nehmen wir nun das Letzte. Arbeiterblut muß man keltern. Wir sparen an den Gehältern - immer runter! Unsre Inserate sind nur noch ein Hohn. Was braucht denn auch die deutsche Nation sich Hemden und Stiefel zu kaufen? Soll sie doch barfuß laufen! Wir haben im Schädel nur ein Wort: Export! Export! Was braucht ihr eigenen Hausstand? Unsre Kunden wohnen im Ausland! Für euch gibts keine Waren. Für euch heißts: sparen! sparen! Nicht wahr, ein richtiger Kapitalist hat verdient, als es gut gegangen ist. Er hat einen guten Magen. Wir mußten das Risiko tragen... Wir geben das Risiko traurig und schlapp inzwischen in der Garderobe ab. Was macht man mit Arbeitermassen? Entlassen! Entlassen! Entlassen! Wir haben die Lösung gefunden: Krieg den eigenen Kunden! Dieweil der deutsche Kapitalist Gemüt hat und Exportkaufmann ist. Wußten Sie das nicht schon früher -? Gott segne die Wirtschaftsführer!
Du lebst noch nicht. Ich seh dich so lebendig: ein kleiner gelber Schopf, die Augen blau; ich seh dich an und such beständig die Züge einer lieben Frau.Du kreischst und jauchzt schon laut in deinen Kissen; du bist so frisch und klar und erdenhaft. Du brauchst es nicht wie ich zu wissen, was Zwiespalt ist, der Leiden schafft.Der ist dahin. Schrei du aus voller Lunge und schüttle deine runde, kleine Faust! Sei froh! Sieh auf die Mutter, Junge – sie ist so hell, auch wenn ein Sturmwind braust.Hör ihre Stimme nur: gleich wehts gelinder. Setz du sie fort. Was bin denn ich allein? Wir Menschen sind doch stets die alten Kinder: ich war es nicht – mein Sohn, der soll es sein.Du sollst es sein! Und kommst du einst zum Leben: Du sollst es sein! Ich hab es nicht gekonnt. Gib du, was deiner Mutter Arme geben: Leucht uns voran!Du bist so blond.
Mutter, wozu hast Du Deinen aufgezogen,Hast Dich zwanzig Jahr´ um ihn gequält?Wozu ist er Dir in Deinen Arm geflogen,Und Du hast ihm leise was erzählt?Bis sie ihn Dir weggenommen habenFür den Graben, Mutter, für den Graben!Junge, kannst Du noch an Vater denken?Vater nahm Dich oft auf seinen Arm,Und er wollt´ Dir einen Groschen schenken,Und er spielte mit Dir Räuber und GendarmBis sie ihn Dir weggenommen habenFür den Graben, Junge, für den Graben!Werft die Fahnen fort!Die Militärkapellen spielen aufZu Eurem Todestanz!Seid Ihr hin?Seid Ihr hin?Ein Kranz von Immortellen,Das ist dann der Dank des Vaterlands!Hört auf Todesröcheln und Gestöhne!Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,Schuften schwer, wie ihr, um´s bißchen Leben.Wollt Ihr denen nicht die Hände geben?Reicht die Bruderhand als schönste aller GabenÜber´n Graben, Leute, über´n Graben!
Das Lenzsymptom zeigt sich zuerst beim Hunde,Dann im Kalender und dann in der Luft,Und endlich hüllt auch Fräulein AdelgundeSich in die frischgewaschene Frühlingsluft.Ach ja, der Mensch! Was will er nur vom Lenze?Ist er denn nicht das ganze Jahr in Brunst?Doch seine Triebe kennen keine Grenze –Dies Uhrwerk hat der liebe Gott verhunzt.Der Vorgang ist in jedem Jahr derselbe:Man schwelgt, wo man nur züchtig beten sollt,Und man zerdrückt dem Heiligtum das gelbeGeblümte Kleid – ja, hat das Gott gewollt?Die ganze Fauna treibt es immer wieder:Da ist ein Spitz und eine Pudelmaid –die feine Dame senkt die Augenlider,Der Arbeitsmann hingegen scheint voll Neid.Durch rauh Gebrüll läßt sich das Paar nicht stören,Ein Fußtritt trifft den armen Romeo –Mich deucht, hier sollten zwei sich nicht gehören…Und das geht alle, alle Jahre so.Komm, Mutter, reich mir meine Mandoline,Stell mir den Kaffee auf den Küchentritt. –Schon dröhnt mein Baß: Sabine, bine, bine…Was will man tun? Man macht es schließlich mit.
Erst haben wir davon gesprochen- du hörtest freundlich zu –,ob unsre alten Männerknochensich niemals in den Hörselberg verkrochen ...Und du?Er sagte: "Ach, ich bin ein böses Luder!Die Frauen fehlen mir.Ich fresse jedes Jahr ein halbes Fuder,wild tobt mein Herz, stäubt nur ihr weißer Puder ..."Was klopft denn dir?Er sagte: "Rausch! Nur Rausch vor allen Dingen!Vor dem Verstand verblichschon manche Göttin mit den Strahlenschwingen –Mich packt es jäh, wenn meine Sinne singen ..."Und dich?Ich sagte: "Rausch ist eine schöne Sache,deckt er uns zu.Doch geben sie mir auch die eine wacheSekunde nur, in der ich rauschlos lache ...Und du?Du sprichst kein Wort. Du siehst nur so auf jedenvon uns – und während alles weit verklingt,und während wir voll Männerweisheit reden:blitzt auf in einem dunkeln Garten Edendein sieghafter Instinkt.
Lenz! Dich hätten wir beinah vergessen!Frisch und kühnsprießt inmitten dem Randal indessenjunges Grün.Blätter stecken ihre zarten Spitzenhastend aus.wie sie schmuck auf ihren Ästen sitzen!Feucht und kraus!Und sie sehen: Bunte Tumultanten!Militär!Sehen wildgewordene Adjutanten – Welch ein Heer!Und sie sehen: Grad die falschen Leutepackts Gericht.Doch die großen Diebe ... Heute?Heute nicht.Und die jungen Blätter blitzenUnd sie denken sich: Was mag das sein?Könnten sie, sie zögen ihre Spitzenschleunigst wieder ein –!
Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen. Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen. Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen. Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein, wir wollen freie Wirtschaftler sein! Fort, die Gruppen - sei unser Panier! Na, ihr nicht. Aber wir. Ihr braucht keine Heime für eure Lungen, keine Renten und keine Versicherungen, Ihr solltet euch allesamt was schämen, von dem armen Staat noch Geld zu nehmen! Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn - wollt ihr wohl auseinandergehn! Keine Kartelle in unserm Revier! Ihr nicht. Aber wir. Wir bilden bis in die weiteste Ferne Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne. Wir stehen neben den Hochofenflammen in Interessengemeinschaften fest zusammen. Wir diktieren die Preise und die Verträge - kein Schutzgesetz sei uns im Wege. Gut organisiert sitzen wir hier... Ihr nicht. Aber wir.