Alle stehn um dich herum:Fotograf und Muttiund ein Kasten, schwarz und stumm,Felix, Tante Putti...Sie wackeln mit dem Schlüsselbund,fröhlich quietscht ein Gummihund."Baby, lach mal!" ruft Mama."Guck", ruft Tante, "eiala!"Aber du, mein kleiner Mann,siehst dir die Gesellschaft an...Na, und dann – was meinste?Weinste.Später stehn um dich herumVaterland und Fahnen;Kirche, Ministerium,Welsche und Germanen.Jeder stiert nur unverwandtauf das eigne kleine Land.Jeder kräht auf seinem Mist,weiß genau, was Wahrheit ist.Aber du, mein guter Mann,siehst dir die Gesellschaft an...Na, und dann – was machste?Lachste.
Es wird nach einem happy endIm Film jewöhnlich abjeblendt. Man sieht bloß noch in ihre Lippen den Helden seinen Schnurrbart stippen - da hat sie nu den Schentelmen. Na, un denn - ?Denn jehn die beeden brav ins Bett.Na ja ... dißis ja auch janz nett. A manchmal möcht man doch jern wissn: Wat tun se, wenn sie sich nich kissn? Die könn ja doch nich imma penn ... ! Na, un denn - ?Denn säuselt im Kamin der Wind.Denn kricht det junge Paar ´n Kind. Denn kocht sie Milch. Die Milch looft üba. Denn macht er krach. Denn weent sie drüba. Denn wolln sich beede jänzlich trenn ...Na, un denn - ?Denn is det Kind nich uffn Damm.Denn bleihm die beeden doch zesamm. Denn quäln se sich noch manche Jahre. Er will noch wat mit blonde Haare: vorn doof und hinten minorenn ... Na, un denn - ?Denn sind se alt. Der Sohn haut ab.Der Olle macht nu ooch bald schlapp. Vajessen Kuß und Schnurrbartzeit - Ach, Menschenskind, wie liecht det weit! Wie der noch scharf uff Muttern war, det is schon beinah nich mehr wahr ! Der olle Mann denkt so zurück: wat hat er nu von seinen Jlück? Die Ehe war zum jrößten Teile vabrühte Milch und Langeweile.Und darum wird beim happy endim Film jewöhnlich abjeblendt.
Mutter, wozu hast Du Deinen aufgezogen,Hast Dich zwanzig Jahr´ um ihn gequält?Wozu ist er Dir in Deinen Arm geflogen,Und Du hast ihm leise was erzählt?Bis sie ihn Dir weggenommen habenFür den Graben, Mutter, für den Graben!Junge, kannst Du noch an Vater denken?Vater nahm Dich oft auf seinen Arm,Und er wollt´ Dir einen Groschen schenken,Und er spielte mit Dir Räuber und GendarmBis sie ihn Dir weggenommen habenFür den Graben, Junge, für den Graben!Werft die Fahnen fort!Die Militärkapellen spielen aufZu Eurem Todestanz!Seid Ihr hin?Seid Ihr hin?Ein Kranz von Immortellen,Das ist dann der Dank des Vaterlands!Hört auf Todesröcheln und Gestöhne!Drüben stehen Väter, Mütter, Söhne,Schuften schwer, wie ihr, um´s bißchen Leben.Wollt Ihr denen nicht die Hände geben?Reicht die Bruderhand als schönste aller GabenÜber´n Graben, Leute, über´n Graben!
Ihr sollt die verfluchten Tarife abbauen.Ihr sollt auf euern Direktor vertrauen. Ihr sollt die Schlichtungsausschüsse verlassen. Ihr sollt alles Weitere dem Chef überlassen. Kein Betriebsrat quatsche uns mehr herein, wir wollen freie Wirtschaftler sein! Fort, die Gruppen - sei unser Panier! Na, ihr nicht. Aber wir. Ihr braucht keine Heime für eure Lungen, keine Renten und keine Versicherungen, Ihr solltet euch allesamt was schämen, von dem armen Staat noch Geld zu nehmen! Ihr sollt nicht mehr zusammenstehn - wollt ihr wohl auseinandergehn! Keine Kartelle in unserm Revier! Ihr nicht. Aber wir. Wir bilden bis in die weiteste Ferne Trusts, Kartelle, Verbände, Konzerne. Wir stehen neben den Hochofenflammen in Interessengemeinschaften fest zusammen. Wir diktieren die Preise und die Verträge - kein Schutzgesetz sei uns im Wege. Gut organisiert sitzen wir hier... Ihr nicht. Aber wir.
Du schläfst bei mir. Da plötzlich, in derNacht, du liebe Dame,Bist du mit einem Laut mir jäh erwacht –War das ein Name?Ich horche. Und du sagst es noch einmal –Im Halbschlaf: »Leo...«Bleib bei der Sache, Göttin meiner Wahl!Ich heiße Theo.Noch bin ich bei dir. Wenn die StundeNaht, da wir uns trennen:Vielleicht lernt dich dann ein Regierungs-rat im Teeraum kennen.Und gibst du seinen Armen nachts dich preis,den stolzen Siegern: –Dann flüstre einmal meinen Namen leisUnd denk an Tigern.
Er ging durch alte Winkelgäßchen,im schlappen Hut, in faltigem Rock.Ein kleines Bäuchlein wie ein Fäßchen... nicht jung mehr ... graues Stirngelock ...Vergaß er auch sein Regendach,man raunte: »Der versteht sein Fach!«Ein stilles, manchmal tiefes Gewässer:der alte Professor.Und heut? Im lauten Weltgebrausebewegt sich der Privatdozent.Er redet in und außerm Hausevon Politik mit viel Talent.Beziehungen zur Industriesind sehr beliebt, drum hat man sie.Wild fuchtelnd fordert den Krieg bis aufs Messerder neue Professor.Man sagt, weltfremd sei er gewesen.Wie sind sie heute so gewandt!Man sagt: er konnte nichts als lesen.Wie wäscht sich heute Hand und Hand!Der lehrt nicht mehr. Der propagiert.Und wer erzieht den, der studiert?Ich kann mir nicht helfen, er war doch viel besser:der alte, deutsche, zerstreute Professor.
Die Jungfrau in der Nebenstuben –ich frage mich, was tut sie nur?Ich hör die Stimme eines Buben –so spät am Abend? Um elf Uhr?Wie er mutiert! Und ihre Stimmenverklingen sacht – sie murmeln leis.Bin ich der Zeuge einer schlimmenVerbrechertat? Wer weiß! Wer weiß!Sie spricht ihm gütig zu. Belehrendertönt ihr lieblicher Sopran.Er lacht: »Jawohl!« Dies ist erschwerend!Was wird dem Knaben nur getan?Sind das nicht halberstickte Küsse?Ich frag sie später, was sei treibt ...Sie sagt: »Die geistigen Genüsse,sie bringen nichts als Kümmernisse.Es ist das einzige, was mir bleibt!«
Erst haben wir davon gesprochen- du hörtest freundlich zu –,ob unsre alten Männerknochensich niemals in den Hörselberg verkrochen ...Und du?Er sagte: "Ach, ich bin ein böses Luder!Die Frauen fehlen mir.Ich fresse jedes Jahr ein halbes Fuder,wild tobt mein Herz, stäubt nur ihr weißer Puder ..."Was klopft denn dir?Er sagte: "Rausch! Nur Rausch vor allen Dingen!Vor dem Verstand verblichschon manche Göttin mit den Strahlenschwingen –Mich packt es jäh, wenn meine Sinne singen ..."Und dich?Ich sagte: "Rausch ist eine schöne Sache,deckt er uns zu.Doch geben sie mir auch die eine wacheSekunde nur, in der ich rauschlos lache ...Und du?Du sprichst kein Wort. Du siehst nur so auf jedenvon uns – und während alles weit verklingt,und während wir voll Männerweisheit reden:blitzt auf in einem dunkeln Garten Edendein sieghafter Instinkt.