Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt? Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.Die Frage wird dir jeden Tag gegeben; die Antwort hast du jeden Tag zu leben.Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt, Weil jeder, so wie du, nach Liebe bangt.Was du ihm gibst, sein Engel trägt´s nach oben, und dort, dort wird es für dich aufgehoben.Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt, Wenn das Gericht des Allerforschers tagt. Das Urteil hast du dir dann selbst zu geben; es liegt schon da: Es ist dein Erdenleben!
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die einst zum Saitenspiele dort erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für andre auch gesungen. Die Sänger starben, doch seht ihr die Notender Lieder noch, wenn ihr vor Säulen steht, und mit dem Auge hört ihr noch der Toten Gesänge, wenn ihr durch die Trümmer geht.Die Psalter und die Harfen sind zerbrochen, zu denen Davids Stimme man gehört,und wo der Herr durch Steine einst gesprochen, liegt ihre Harmonie, ihr Reim zerstört.Doch seht ihr wo ein Kapitäl noch ragen, ein steinern Lied, im zarten Mondesschein, so dürft ihr im Gedicht es heimwärts tragen und der Verstorbnen fromme Erben sein.Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen, die dorten einst in Wort und Werk erklungen.Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen und wurden doch für ihn nicht ausgesungen. Die Töne hört, die sich aus Trümmern ringen; vernehmt ihr Klagen, und befreiet sie;dann wird in Euern Liedern neu erklingen des Morgenlandes Gottespoesie!
Es leuchtete in trüber Nachtvom Himmel einsam mir ein Stern, und ich, auch trüb, ich hab gedacht, die andern seien mir so fern.Da lächelte mit hellem Strahl er mir die ganze Wahrheit zuund brachte meines Zweifels Qual mit seinem Himmelsgruß zur Ruh:"Es glänzen Millionen hierganz in demselben Himmelslicht und in derselben Liebe dir,dein Auge aber sieht es nicht!"
Denk nicht, das Leben sei ein Spiel!Es meint´s gar ernst, ja, mehr als ernst. Erforsche seinen Zweck, sein Ziel, damit du es begreifen lernst!Du gehst behaglich hier spazieren, machst dir´s so viel wie möglich leicht und glaubst was wunder zu verlieren, wenn sich ein Tag nicht folgsam zeigt. Und brauchst du irgend welche Sorgen, so muß die Erde sie dir borgen.Du gehst auf einem weiten Moor, das du wohl fest und sicher nennst, nur weil du seinen Blumenflornicht als zum Sumpf gehörig kennst. Du sollst hinüber, sollst dich retten und bist verloren, bleibst du stehn; wirst du gehalten von den Kletten, so sinkst du ein, mußt untergehn. Und zieht dich das Verderben nieder, so gibt es dich dann niemals wieder.Denk nicht, das Leben sei ein Spiel; es ist die Rettung vor dem Tod,der Schritt um Schritt, bis an das Ziel stets unter deinen Füßen droht.Du gehst darüber, täglich, stündlich und siehst es nicht, wie tief es ist; es ist ja grad so unergründlich, weil du so oberflächlich bist.O, denke tiefer dich ins Leben,dann kann´s für dich noch Rettung geben!
Es ging ein Heil von oben aus, vom Paradies, vom Vaterhaus. Die Engel trugen es zur Erde, damit es uns zu eigen werde.Doch bleibt dem menschlichen Verstand die Gottesbotschaft unbekannt,weil er das, was er denkt und dichtet, nach außen, nicht nach innen richtet.Er faßt in seiner Prosa nichtdes Himmels herrlichstes Gedicht. Zum Herzen nur ist es gekommen und wird von ihm allein vernommen.
Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott. Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!Oh, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.Dies Lachen wird einst teuer euch erscheinen; ich sage euch: Ihr habt es quitt zu weinen!
Ich bin so müd, so herbstesschwerund möcht am liebsten scheiden gehn.Die Blätter fallen rings umher;wie lange, Herr, soll ich noch stehn?Ich bin nur ein bescheiden Gras,doch eine Ähre trag auch ich,und ob die Sonne mich vergaß,ich wuchs in Dankbarkeit für dich.Ich bin so müd, so herbstesschwer,und möcht am liebsten scheiden gehn,doch brauche ich der Reife mehr,so laß mich, Herr, noch länger stehn.Ich will, wenn sich der Schnitter nahtund sammelt Menschengarben ein,nicht unreif zu der Weitersaatfür dich und deinen Himmel sein.