Über Wipfel und SaatenIn den Glanz hinein –Wer mag sie erraten,Wer holte sie ein?Gedanken sich wiegen,Die Nacht ist verschwiegen,Gedanken sind frei. Errät es nur eine,wer an sie gedacht,Beim Rauschen der Haine,Wenn niemand mehr wacht,Als die Wolken, die fliegen –Mein Lieb ist verschwiegenUnd schön wie die Nacht.
Mir ist, als müßt ich singenSo recht aus tiefster Lust,Von wunderbaren Dingen,Was niemand sonst bewußt.O könnt ich alles sagen!O wär ich recht geschickt!So muß ich still ertragen,Was mich so hoch beglückt.
Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´nFort mit der Zeit zu schreiten,Was sollen wir agieren nun,Vor soviel klugen Leuten.Es hebt das Dach sich von dem HausUnd die Kulissen rührenUnd strecken sich zum Himmel ausStrom Wälder musizieren.Da geh´n die einen müde fortDie andern nah´n behende.Das alte Stück, man spielt´s so fortUnd kriegt es nie zu Ende.Und keiner kennt den letzten AktVon allen die da spielenNur der da droben kennt den TaktWeiß wo das hin soll zielen.
Die Welt treibt fort ihr Wesen,Die Leute kommen und gehn,Als wärst du nie gewesen,Als wäre nichts geschehn.Wie sehn ich mich aufs neueHinaus in Wald und Flur!Ob ich mich gräm, mich freue,Du bleibst mir treu, Natur.Da klagt vor tiefem SehnenSchluchzend die Nachtigall,Es schimmern rings von TränenDie Blumen überall.Und über alle GipfelUnd Blütentäler ziehtDurch stillen Waldes WipfelEin heimlich Klagelied.Da spür ich´s recht im Herzen,Daß du´s, Herr, draußen bist –Du weißt´s, wie mir von SchmerzenMein Herz zerrissen ist!
Hoch mit den Wolken geht der Vögel Reise,Die Erde schläfert, kaum noch Astern prangen,Verstummt die Lieder, die so fröhlich klangen,Und trüber Winter deckt die weiten Kreise.Die Wanduhr tickt, im Zimmer singet leiseWaldvöglein noch, so du im Herbst gefangen.Ein Bilderbuch scheint alles, was vergangen,Du blätterst drin, geschützt vor Sturm und Eise.So mild ist oft das Alter mir erschienen:Wart nur, bald taut es von den Dächern wiederUnd über Nacht hat sich die Luft gewendet.Ans Fenster klopft ein Bot´ mit frohen Mienen,Du trittst erstaunt heraus – und kehrst nicht wieder,Denn endlich kommt der Lenz, der nimmer endet.
Viel Essen macht viel breiterUnd hilft zum Himmel nicht;Es kracht die Himmelsleiter,Kommt so ein schwerer Wicht.Das Trinken ist gescheiter,Das schmeckt schon nach Idee,Da braucht man keine Leiter,Das geht gleich in die Höh´.Viel Reden ist manierlich:"Wohlauf?" - Ein wenig flau. -"Das Wetter ist spazierlich."Was macht die liebe Frau? -"Ich danke" - und so weiter,Und breiter als ein See.Das Singen ist gescheiter,Das geht gleich in die Höh.Die Fisch und MusikantenDie trinken beide frisch,Die Wein, die andern Wasser –Drum hat der dumme FischStatt Flügel FlederwischeUnd liegt elend im See –Doch wir sind keine Fische,Das geht gleich in die Höh.Ja, Trinken frisch und SingenDas bricht durch alles Weh,Das sind zwei gute Schwingen,Gemeine Welt, ade!Du Erd´ mit deinem Plunder,Ihr Fische samt der See,´s geht alles, alles unter,Wir aber in die Höh!
Komm zum Garten denn, du Holde!In den warmen, schönen TagenSollst du Blumenkränze tragen,Und vom kühl kristallnen GoldeMit den frischen, roten Lippen,Eh ich trinke, lächelnd nippen.Ohne Maß dann, ohne Richter,Küssend, trinkend singt der DichterLieder, die von selbst entschweben:Wunderschön ist doch das Leben!
Zwei Musikanten ziehn daherVom Wald aus weiter Ferne,Der eine ist verliebt gar sehr,Der andre wär es gerne. Die stehn allhier im kalten WindUnd singen schön und geigen:Ob nicht ein süßverträumtes KindAm Fenster sich wollt zeigen?
Hörst du nicht die Bäume rauschenDraußen durch die stille Rund?Lockt´s dich nicht, hinabzulauschenVon dem Söller in den Grund,Wo die vielen Bäche gehenWunderbar im Mondenschein,Und die stillen Schlösser sehenIn den Fluß vom hohen Stein?Kennst du noch die irren LiederAus der alten, schönen Zeit?Sie erwachen alle wiedernachts in Waldeseinsamkeit,Wenn die Bäume träumend lauschenUnd der Flieder duftet schwülUnd im Fluß die Nixen rauschen –Komm herab, hier ist´s so kühl.