Von der Poesie sucht KundeMancher im gelehrten Buch,Nur des Lebens schöne RundeLehret dich den Zauberspruch;Doch in stillgeweihter StundeWill das Buch erschlossen sein,Und so blick ich heut hinein,Wie ein Kind im FrühlingswetterFröhlich Bilderbücher blättert,Und es schweift der SonnenscheinAuf den buntgemalten Lettern,Und gelinde weht der WindDurch die Blumen, durch das HerzAlte Freuden, alten Schmerz -Weinen möcht ich, wie ein Kind!
Es wandelt, was wir schauen Es wandelt, was wir schauen, Tag sinkt ins Abendrot, Die Lust hat eignes Grauen, Und alles hat den Tod.Ins Leben schleicht das Leiden Sich heimlich wie ein Dieb, Wir alle müssen scheiden Von allem, was uns lieb.Was gäb´ es doch auf Erden, Wer hielt´ den Jammer aus, Wer möcht´ geboren werden, Hielt´st Du nicht droben Haus!Du bist´s, der, was wir bauen, Mild über uns zerbricht, Daß wir den Himmel schauen – Darum so klag´ ich nicht.
Übern Garten durch die Lüfte Hört ich Wandervögel ziehn, Das bedeutet Frühlingsdüfte, Unten fängts schon an zu blühn. Jauchzen möcht ich, möchte weinen, Ist mir´s doch, als könnt´s nicht sein! Alte Wunder wieder scheinen Mit dem Mondesglanz herein. Und der Mond, die Sterne sagen´s, Und in Träumen rauscht´s der Hain, Und die Nachtigallen schlagen´s: Sie ist deine, sie ist dein!
Im hohen Gras der Knabe schlief,Da hört´ er´s unten singen, Es war, als ob die Liebste rief, Das Herz, wollt ihm zerspringen. Und über ihm ein Netze wirrt Der Blumen leises Schwanken, Durch das die Seele schmachtend irrt In lieblichen Gedanken. So süße Zauberei ist los, Und wunderbare Lieder Geh´n durch der Erde Frühlingsschoß, Die lassen ihn nicht wieder.
Abendlich schon rauscht der WaltAus den tiefen Gründen,Droben wird der Herr nun baldAn die Sterne zünden,Wie so stille in den Schlünden,Abendlich nur rauscht der Wald.Alles geht zu seiner Ruh,Wald und Welt versausen,Schauernd hört der Wandrer zu,Sehnt sich recht nach Hause,Hier in Waldes grüner KlauseHerz, geh endlich auch zur Ruh!
Es haben viel Dichter gesungenIm schönen deutschen Land,Nun sind ihre Lieder verklungen,Die Sänger ruhen im Sand.Aber so lange noch kreisenDie Stern´ um die Erde rund,Tun Herzen in neuen WeisenDie alte Schönheit kund.Im Walde da liegt verfallenDer alten Helden Haus,Doch aus den Toren und HallenBricht jährlich der Frühling aus.Und wo immer müde FechterSinken im mutigen Strauß,Es kommen frische GeschlechterUnd fechten es ehrlich aus.
Vergangen ist der lichte Tag,Von ferne kommt der Glocken Schlag;So reist die Zeit die ganze Nacht,Nimmt manchen mit, ders nicht gedacht.Wo ist nun hin die bunte Lust,Des Freundes Trost und treue Brust,Des Weibes süßer Augenschein?Will keiner mit mir munter sein?Da´s nun so stille auf der Welt,Ziehn Wolken einsam übers Feld,Und Feld und Baum besprechen sich, –O Menschenkind! was schauert dich?Wie weit die falsche Welt auch sei,Bleibt mir doch Einer nur getreu,Der mit mir weint, der mit mir wacht,Wenn ich nur recht an ihn gedacht.Frisch auf denn, liebe Nachtigall,Du Wasserfall mit hellem Schall!Gott loben wollen wir vereint,Bis daß der lichte Morgen scheint!
Mich brennt´s in meinen Reiseschuh´nFort mit der Zeit zu schreiten,Was sollen wir agieren nun,Vor soviel klugen Leuten.Es hebt das Dach sich von dem HausUnd die Kulissen rührenUnd strecken sich zum Himmel ausStrom Wälder musizieren.Da geh´n die einen müde fortDie andern nah´n behende.Das alte Stück, man spielt´s so fortUnd kriegt es nie zu Ende.Und keiner kennt den letzten AktVon allen die da spielenNur der da droben kennt den TaktWeiß wo das hin soll zielen.
Eingeschlafen auf der LauerOben ist der alte Ritter;Drüber gehen Regenschauer,Und der Wald rauscht durch das Gitter.Eingewachsen Bart und Haare,Und versteinert Brust und Krause,Sitzt er viele hundert JahreOben in der stillen Klause.Draußen ist es still und friedlich,Alle sind ins Tal gezogen,Waldesvögel einsam singenIn den leeren Fensterbogen.Eine Hochzeit fährt da untenAuf dem Rhein im Sonnenscheine,Musikanten spielen munter,Und die schöne Braut die weinet.
Seh ich dich wieder, du geliebter Baum, In dessen junge Triebe Ich einst in jenes Frühlings schönstem Traum Den Namen schnitt von meiner ersten Liebe? Wie anders ist seitdem der Äste Bug, Verwachsen und verschwunden Im härtren Stamm der vielgeliebte Zug, Wie ihre Liebe und die schönen Stunden! Auch ich seitdem wuchs stille fort, wie du, Und nichts an mir wollt weilen, Doch meine Wunde wuchs – und wuchs nicht zu, Und wird wohl niemals mehr hienieden heilen.