S´ war doch wie ein leises Singenin dem Garten heute Nacht,wie wenn laue Lüfte gingen:"Süße Glöcklein, nun erwacht,denn die warme Zeit wir bringen,eh´s noch jemand hat gedacht." - s´ war kein Singen, s´ war ein Küssen,rührt die stillen Glöcklein sacht,dass sie alle tönen müssenvon der künft´gen bunten Pracht.Ach, sie konnten´s nicht erwarten,aber weiß vom letzten Schnee War noch immer Feld und Garten,und sie sanken um vor Weh.So schon manche Dichter strecktenSangesmüde sich hinab,und der Frühling, den sie weckten,rauschet über ihrem Grab.
Es saß ein Mann gefangenAuf einem hohen Turm,Die Wetterfähnlein klangenGar seltsam in den Sturm.Und draußen hört´ er ringenVerworr´ner Ströme Gang,Dazwischen Vöglein singen,Und heller Waffen Klang.Ein Liedlein scholl gar lustig:Heisa, so lang Gott will!Und wilder Menge Tosen,Dann wieder totenstill.So tausend Stimmen irren,Wie Wind´ im Meere geh´n,Sich teilen und verwirren,Er konnte nichts versteh´n.Doch spürt´ er, wer ihn grüße,Mit Schaudern und mit Lust,Es rührt ihm wie ein RieseDas Leben an die Brust.
Über die beglänzten GipfelFernher kommt es wie ein Grüßen;Flüsternd neigen sich die Wipfel,Als ob sie sich wollten küssen.Ist er doch so schön und milde!Stimmen gehen durch die Nacht,Singen heimlich von dem Bilde -Ach, ich bin so froh erwacht!Plaudert nicht so laut, ihr Quellen!Wissen darf es nicht der Morgen!In der Mondnacht linde WellenSenk´ ich still mein Glück und Sorgen.
Verlorene Liebe Lieder schweigen jetzt und Klagen,Nun will ich erst fröhlich sein,All mein Leid will ich zerschlagenUnd Erinnern - gebt mir Wein!Wie er mir verlockend spiegeltSterne und der Erde Lust,Stillgeschäftig dann entriegeltAll die Teufel in der Brust,Erst der Knecht und dann der Meister,Bricht er durch die Nacht herein,Wildester der Lügengeister,Ring mit mir, ich lache dein!Und den Becher voll EntsetzenWerf ich in des Stromes Grund,Dass sich nimmer dran soll letzenWer noch fröhlich und gesund! Lauten hör ich ferne klingen,Lustge Bursche ziehn vom Schmaus,Ständchen sie den Liebsten bringen,Und das lockt mich mit hinaus.Mädchen hinterm blühnden BaumeWinkt und macht das Fenster auf,Und ich steige wie im TraumeDurch das kleine Haus hinauf.Schüttle nur die dunklen LockenAus dem schönen Angesicht!Sieh, ich stehe ganz erschrocken:Das sind ihre Augen licht, Locken hatte sie wie deine,Bleiche Wangen, Lippen rot -Ach, du bist ja doch nicht meine,Und mein Lieb ist lange tot!Hättest du nur nicht gesprochenUnd so frech geblickt nach mir,Das hat ganz den Traum zerbrochenUnd nun grauet mir vor dir.Da nimm Geld, kauf Putz und Flimmern,Fort und lache nicht so wild!O ich möchte dich zertrümmern,Schönes, lügenhaftes Bild! Spät von dem verlornen KindeKam ich durch die Nacht daher,Fahnen drehten sich im Winde,Alle Gassen waren leer.Oben lag noch meine LauteUnd mein Fenster stand noch auf,Aus dem stillen Grunde grauteWunderbar die Stadt herauf.Draußen aber blitzt´s vom weiten,Alter Zeiten ich gedacht´,Schaudernd reiß ich in den SaitenUnd ich sing die halbe Nacht.Die verschlafnen Nachbarn sprechen,Daß ich nächtlich trunken sei -O du mein Gott! und mir brechenHerz und Saitenspiel entzwei!
Komm zum Garten denn, du Holde! In den warmen, schönen Tagen Sollst du Blumenkränze tragen, Und vom kühl krystall´nen Golde Mit den frischen, roten Lippen, Eh´ ich trinke, lächelnd nippen. Ohne Maß dann, ohne Richter, Küssend, trinkend singt der Dichter Lieder, die von selbst entschweben: Wunderschön ist doch das Leben!
Es zogen zwei rüstge Gesellen zum erstenmal von Haus, so jubelnd recht in die hellen, klingenden, singenden Wellen des vollen Frühlings hinaus.Die strebten nach hohen Dingen, die wollten, trotz Lust und Schmerz, was Rechts in der Welt vollbringen, und wem sie vorüber gingen, dem lachten Sinnen und Herz. Der erste, der fand ein Liebchen, die Schwieger kauft´ Hof und Haus; der wiegte gar bald ein Bübchen, und sah aus heimlichem Stübchen ; behaglich ins Feld hinaus.Dem zweiten sangen und logen die tausend Stimmen im Grund, verlockend´ Sirenen, und zogen ihn in der buhlenden Wogen farbig klingenden Schlund.Und wie er auftaucht´ vom Schlunde, da war er müde und alt, sein Schifflein das lag im Grunde, so still wars rings in die Runde, und über die Wasser wehts kalt.Es singen und klingen die Wellen des Frühlings wohl über mir; und seh ich so kecke Gesellen, die Tränen im Auge mir schwellen ach Gott, führ uns liebreich zu Dir!
Der Herbstwind schüttelt die Linde,Wie geht die Welt so geschwinde!Halte dein Kindlein warm.Der Sommer ist hingefahren,Da wir zusammen waren -Ach, die sich lieben, wie arm!Wie arm, die sich lieben und scheiden!Das haben erfahren wir beiden,Mir graut vor dem stillen Haus.Dein Tüchlein noch läßt du wehen,Ich kann´s vor Tränen kaum sehen,Schau´ still in die Gasse hinaus.Die Gassen schauen noch nächtig,Es rasselt der Wagen bedächtig -Nun plötzlich rascher der TrottDurch´s Tor in die Stille der FelderDa grüßen so mutig die Wälder,Lieb´ Töchterlein, fahre mit Gott!
Über Wipfel und SaatenIn den Glanz hinein –Wer mag sie erraten,Wer holte sie ein?Gedanken sich wiegen,Die Nacht ist verschwiegen,Gedanken sind frei. Errät es nur eine,wer an sie gedacht,Beim Rauschen der Haine,Wenn niemand mehr wacht,Als die Wolken, die fliegen –Mein Lieb ist verschwiegenUnd schön wie die Nacht.
Ein Wandrer, von der Heimat weit,wenn rings die Gründe schweigen,der Schiffer in Meeres Einsamkeit,wenn die Stern’ aus den Fluten steigen:die beiden schauern und lesenin stiller Nacht,was sie nicht gedacht,da es noch ein fröhlicher Tag gewesen.
Aktenstöße nachts verschlingen,schwatzen nach der Welt Gebrauch,und das große Tretrad schwingenwie ein Ochs, das kann ich auch.Aber glauben, daß der Plundereben nicht der Plunder wär,sondern ein hochwichtig Wunder,das gelang mir nimmermehr.