Es ist schon spät, es wird schon kalt,was reitst du einsam durch den Wald?Der Wald ist lang, du bist allein,du schöne Braut! Ich führ dich heim!»Groß ist der Männer Trug und List,vor Schmerz mein Herz gebrochen ist,wohl irrt das Waldhorn her und hin,o flieh! du weißt nicht, wer ich bin.«So reich geschmückt ist Roß und Weib,so wunderschön der junge Leib,jetzt kenn ich dich – Gott steh mir bei!Du bist die Hexe Lorelei.»Du kennst mich wohl – vom hohen Steinschaut still mein Schloß tief in den Rhein.Es ist schon spät, es wird schon kalt,kommst nimmermehr aus diesem Wald!«
Das ist der alte Baum nicht mehr,Der damals hier gestanden,Auf dem ich gesessen im BlütenmeerÜber den sonnigen Landen.Das ist der Wald nicht mehr, der sachtVom Berge rauschte nieder,Wenn ich vom Liebchen ritt bei Nacht,Das Herz voll neuer Lieder.Das ist nicht mehr das tiefe TalMit den grasenden Rehen,In das wir Nachts viel tausendmalZusammen hinausgesehen. –Es ist der Baum noch, Tal und Wald,Die Welt ist jung geblieben,Du aber wurdest seitdem alt,Vorbei ist das schöne Lieben.
Ins Leben schleicht sich das Leidenwie ein heimlicher Dieb,wir alle müssen scheidenvon allem was uns lieb.Was gäbe es nicht auf Erden,wer hielt den Jammer auswer möcht geboren werden,hieltst du nicht droben Haus!Du bists, der, was wir bauenmild über uns zerbrichtdaß wir den Himmel schauen -darum so klag ich nicht.
Nacht ist wie ein stilles Meer,Lust und Leid und LiebesklagenKommen so verworren herIn dem linden Wellenschlagen.Wünsche wie die Wolken sind,Schiffen durch die stillen Räume,Wer erkennt im lauten Wind,Ob’s Gedanken oder Träume?Schließ ich nun auch Herz und Mund,Die so gern den Sternen klagen;Leise doch im HerzensgrundBleibt das linde Wellenschlagen.
Wo ruhig sich und wilderUnstete Wellen teilen,Des Lebens schöne BilderUnd Kläng verworren eilen,Wo ist der sichre Halt? –So ferne, was wir sollen,So dunkel, was wir wollen,Faßt alle die Gewalt.
Zwei Musikanten ziehn daherVom Wald aus weiter Ferne,Der eine ist verliebt gar sehr,Der andre wär es gerne. Die stehn allhier im kalten WindUnd singen schön und geigen:Ob nicht ein süßverträumtes KindAm Fenster sich wollt zeigen?
Genug gemeistert nun die Weltgeschichte!Die Sterne, die durch alle Zeiten tagen,ihr wollet sie mit frecher Hand zerschlagenund jeder leuchten mit dem eignen Lichte.Doch unaufhaltsam rucken die Gewichte,von selbst die Glocken von den Türmen schlagen,der alte Zeiger, ohne euch zu fragen,weist flammend auf die Stunde der Gerichte.O stiller Schauer, wunderbares Schweigen,wenn heimlich flüsternd sich die Wälder neigen,die Täler alle geisterbleich versankenund in Gewittern von den Bergesspitzender Herr die Weltgeschichte schreibt mit Blitzen –Denn seine sind nicht euere Gedanken…
Es schienen so golden die Sterne,Am Fenster ich einsam standUnd hörte aus weiter FerneEin Posthorn im stillen Land.Das Herz mir im Leib entbrennte,Da hab ich mir heimlich gedacht:Ach, wer da mitreisen könnteIn der prächtigen Sommernacht!Zwei junge Gesellen gingenVorüber am Bergeshang,Ich hörte im Wandern sie singenDie stille Gegend entlang:Von schwindelnden Felsenschlüften,Wo die Wälder rauschen so sacht,Von Quellen, die von den KlüftenSich stürzen in die Waldesnacht.Sie sangen von Marmorbildern,Von Gärten, die überm GesteinIn dämmernden Lauben verwildern,Palästen im Mondenschein,Wo die Mädchen am Fenster lauschen,Wann der Lauten Klang erwachtUnd die Brunnen verschlafen rauschenIn der prächtigen Sommernacht. -
Komm zum Garten denn, du Holde! In den warmen, schönen Tagen Sollst du Blumenkränze tragen, Und vom kühl krystall´nen Golde Mit den frischen, roten Lippen, Eh´ ich trinke, lächelnd nippen. Ohne Maß dann, ohne Richter, Küssend, trinkend singt der Dichter Lieder, die von selbst entschweben: Wunderschön ist doch das Leben!
Wenn die Wogen unten toben,Menschenwitz zu schanden wird,Weist mit feur´gen Zügen drobenHeimwärts dich der Wogen Hirt.Sollst nach keinem andern fragen,Nicht zurückschau´n nach dem Land,Faß das Steuer, laß das Zagen:Aufgerollt hat Gottes HandDiese Wogen zum BefahrenUnd die Sterne, dich zu wahren!