War der Himmel trüb und schwer,Waren einsam wir so sehrVoneinander abgeschnitten!Aber das ist nun nicht mehr:Lüfte fließen hin und her;Und die ganze Welt inmittenGlänzt, als ob sie gläsern wär.Sterne kamen aufgegangen,Flimmern mein und deinen Wangen,Und sie wissen´s auch:Stark und stärker wird ihr Prangen;Und wir atmen mit Verlangen,Liegen selig wie gefangen,Spüren eins des andern Hauch.
Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen:Wie kann das sein, daß diese nahen TageFort sind, für immer fort, und ganz vergangen?Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,Und viel zu grauenvoll, als daß man klage:Daß alles gleitet und vorüberrinnt.Und daß mein eigenes Ich, durch nichts gehemmt,Herüberglitt aus einem kleinen Kind,Mir wie ein Hund unheimlich stumm und fremd.Dann: daß ich auch vor hundert Jahren warUnd meine Ahnen, die im Totenhemd,Mit mir verwandt sind wie mein eigenes Haar,So eins mit mir als wie mein eignes Haar.
Ich lösch das Licht Mit purpurner Hand, Streif ab die Welt Wie ein buntes Gewand Und tauch ins Dunkel Nackt und allein: Das tiefe Reich Wird mein, ich sein. Groß´ Wunder huschen Durch Dickicht hin, Quelladern springen Im tiefsten Sinn, O spräng noch manche, Ich käm in´ Kern,
Ich weiß ein WortUnd hör es fort:Beschertes GlückNimm nie zurück!Hör was ich sag:Denk jeden Tag:Beschertes GlückNimm nie zurück!Und ist die ZeitDir einmal weit:Beschertes GlückNimm nie zurück!
Hörtest du denn nicht hinein,Daß Musik das Haus umschlich?Nacht war schwer und ohne Schein,Doch der sanft auf hartem SteinLag und spielte, das war ich.Was ich konnte, sprach ich aus:»Liebste Du, mein Alles Du!«Oestlich brach ein Licht heraus,Schwerer Tag trieb mich nach HausUnd mein Mund ist wieder zu.
Dir wachsen die rosigen Füße, Die Sonnenländer zu suchen: Die Sonnenländer sind offen! An schweigenden Wipfeln blieb dort Die Luft der Jahrtausende hangen, Die unerschöpflichen Meere Sind immer noch, immer noch da. Am Rande des ewigen Waldes Willst du aus der hölzernen Schale Die Milch mit der Unke dann teilen? Das wird eine fröhliche Mahlzeit, Fast fallen die Sterne hinein! Am Rande des ewigen Meeres Schnell findest du einen Gespielen: Den freundlichen guten Delphin, Er springt dir ans Trockne entgegen, Und bleibt er auch manchmal aus, So stillen die ewigen Winde Dir bald die aufquellenden Tränen. Es sind in den Sonnenländern Die alten, erhabenen Zeiten Für immer noch, immer noch da! Die Sonne mit heimlicher Kraft, Sie formt dir die rosigen Füße, Ihr ewiges Land zu betreten.
Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest, Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?
Trübem Dunst entquillt die Sonne,Zähen grauen Wolkenfetzen . . .Häßlich ist mein Boot geworden,Alt und morsch mit wirren Netzen.Gleichgetöntes WellenplätschernSchlägt den Kiel (er schaukelt träge),Und die Flut mit Schaum und FleckenZeichnet noch die Spur der Wege.Ferne vor dem trüben HimmelSchweben graziöse Schatten– Helles Lachen schallt herüber –,Gleiten Gondeln flink, die glatten.Fackeln haben sie und FlötenUnd auf Polstern: Blumen, Frauen . . .Langsam tauchen sie mir unterIn dem Dunst, dem schweren, grauen . . .Stürme schlafen dort im Dunst:Kämen sie noch heute abendZiehend auf die glatte Öde,Wellentreibend, brausend, labend!
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebücktUnd bergen scheu, was wir im Herzen hegen,Und reden Worte, die uns nicht bewegen,Und tote Dinge preisen wir entzückt.Die Seele ist vergraben und erstickt ...Verfaultes leuchtet fahl auf nächt´gen Wegen ...Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs BuchVom Parcival, und vor mir stand der Fluch,Der vom verlornen Gral herniederklagt:»Unseliger, was hast du nicht gefragt?!«In Mitleid ahnend stumme Qual befreie:Das ist einzig – eine Künstlerweihe!