Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest, Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?
Was singt in mir zu dieser StundUnd öffnet singend mir den Mund,Wo alle Äste schweigenUnd sich zur Erde neigen?Was drängt aus HerzensgrundeWie Hörnerschall zutagZu dieser stillen Stunde,Wo alles träumen magUnd träumend schweigen mag?An Ästen, die sich neigen,Und braun und dunkel schweigen,Springt auf die weiße BlütenprachtUnd lacht und leuchtet durch die NachtUnd bricht der Bäume Schweigen,Daß sie sich rauschend neigenUnd rauschend ihre BlütenprachtDem dunklen Grase zeigen!So dringt zu dieser stillen StundAus dunklem, tiefem ErdengrundEin Leuchten und ein LebenUnd öffnet singend mir den Mund Und macht die Bäum erbeben,Daß sie in lichter BlütenprachtSich rauschend wiegen in der Nacht!
Manche freilich müssen drunten sterben,Wo die schweren Ruder der Schiffe streifen,Andre wohnen bei dem Steuer droben,Kennen Vogelflug und die Länder der Sterne.Manche liegen immer mit schweren GliedernBei den Wurzeln des verworrenen Lebens,Andern sind die Stühle gerichtetBei den Sibyllen, den Königinnen,Und da sitzen sie wie zu Hause,Leichten Hauptes und leichter Hände.Doch ein Schatten fällt von jenen LebenIn die anderen Leben hinüber,Und die leichten sind an die schwerenWie an Luft und Erde gebunden:Ganz vergessener Völker MüdigkeitenKann ich nicht abtun von meinen Lidern,Noch weghalten von der erschrockenen SeeleStummes Niederfallen ferner Sterne.Viele Geschicke weben neben dem meinen,Durcheinander spielt sie alle das Dasein,Und mein Teil ist mehr als dieses LebensSchlanke Flamme oder schmale Leier.
Ich lösch das Licht Mit purpurner Hand, Streif ab die Welt Wie ein buntes Gewand Und tauch ins Dunkel Nackt und allein: Das tiefe Reich Wird mein, ich sein. Groß´ Wunder huschen Durch Dickicht hin, Quelladern springen Im tiefsten Sinn, O spräng noch manche, Ich käm in´ Kern,
Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei. Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer. Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse Schatten. Und den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern Nacht.
Reicher im goldnen Haus,Fühlst du kein Schauern?Dringt nicht ein StimmgebrausDumpf durch die Mauern?Die da draußen frierend lungern,Dich zu berauschen, müssen sie hungern,Ihre gierigen Blicke suchen dich,Ihre blassen Lippen verfluchen dich,Und ihr Hirn mit dumpfem dröhnendem Schlag,Das schmiedet, das schmiedet den kommenden Tag.
Deine kleine SchwesterHat ihre offenen HaareWie einen lebendigen Schleier,Wie eine duftende HeckeVornüberfallen lassenUnd schaut, mit solchen Augen!Durch einen duftenden Schleier,Durch eine dunkle Hecke ...Wie süß ists, nur zu denkenAn diese kleinen Dinge.An allen sehnsüchtigen ZweigenIn deinem nächtigen GartenSind Früchte aufgegangen,Lampions wie rote Früchte,Und wiegen sich und leuchtenAn den sehnsüchtigen Zweigen,Darin der Nachtwind raschelt,In deinem kleinen Garten ...Wie süß ists, nur zu denkenAn diese kleinen Dinge ...
Merkst du denn nicht, wie meine Lippen beben?Kannst du nicht lesen diese bleichen Züge,Nicht fühlen, daß mein Lächeln Qual und Lüge,Wenn meine Blicke forschend dich umschweben?Sehnst du dich nicht nach einem Hauch von Leben,Nach einem heißen Arm, dich fortzutragenAus diesem Sumpf von öden, leeren Tagen,Um den die bleichen, irren Lichter weben?So las ich falsch in deinem Aug, dem tiefen?Kein heimlich Sehnen sah ich heiß dort funkeln?Es birgt zu deiner Seele keine PforteDein feuchter Blick? Die Wünsche, die dort schliefen,Wie stille Rosen in der Flut, der dunkeln,Sind, wie dein Plaudern: seellos ... Worte, Worte?
Das längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche,Mein Auge adelt mirs zum Zauberreiche:Es singt der Sturm sein grollend Lied für mich,Für mich erglüht die Rose, rauscht die Eiche.Die Sonne spielt auf goldnem FrauenhaarFür mich – und Mondlicht auf dem stillen Teiche.Die Seele les ich aus dem stummen Blick,Und zu mir spricht die Stirn, die schweigend bleiche.Zum Traume sag ich: "Bleib bei mir, sei wahr!"Und zu der Wirklichkeit: "Sei Traum, entweiche!"Das Wort, das Andern Scheidemünze ist,Mir ists der Bilderquell, der flimmernd reiche.Was ich erkenne ist mein Eigentum,Und lieblich locket, was ich nicht erreiche.Der Rausch ist süß, den Geistertrank entflammt,Und süß ist die Erschlaffung auch, die weiche.So tiefe Welten tun sich oft mir auf,Daß ich drein glanzgeblendet, zögernd schleiche,Und einen goldnen Reigen schlingt um michDas längst Gewohnte, das alltäglich Gleiche.
Dichter im Lorbeerkranz,Betrogner Betrüger,Wärmt dich dein Ruhmesglanz,Macht er dich klüger?!Deuten willst du das dämmernde Leben,Im Herzen erlösen das träumende Streben?Kannst du denn noch verstehen,Was du selber gestern gedacht,Kannst du noch einmal fühlenDen Traum der letzten Nacht?Wenn deine Seele weinet,Weißt du denn auch warum?Dir ahnt und dünkt und scheinet, -Oh, bleibe lieber stumm.Denn was dein Geist, von Glut durchzuckt, gebar,Eh du´s gestaltet, ist´s schon nicht mehr wahr.Es ward dir fremd, du kannst es nicht mehr halten,Kennst nicht seine tötenden Gewalten:Endlose KreiseZiehet das leiseUnsterbliche Wort,Fort und fort.