I.Die Blüten schlafen am BaumeIn schwüler, flüsternder Nacht,Sie trinken in duftigem TraumeDie flimmernde, feuchte Pracht.Sie trinken den lauen Regen,Den glitzernden Mondenschein,Sie zittern dem Licht entgegen,Sie saugen es taumelnd ein:Sie sprengen die schweigende HülleUnd gleiten berauscht durch die LuftUnd sterben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.Das war die Nacht der Träume,Der Liebe schwül gärende Nacht,Da sind mit den Knospen der BäumeAuch meine Lieder erwacht.Sie sprengten die schweigende HülleUnd glitten berauscht durch die LuftUnd starben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.
Ich ging den Weg einmal: da war ich sieben,So arm und reich!Mir war, ich hielt ein nacktes Schwert in Händen,Und selbst die Sterne bebten seinem Streich.Mit siebzehn ging ich wiederum den WegErst recht allein:Ein Etwas huschte in den blassen Winden,Von oben kam der fremden Welten Schein.Nun führ ich dich, du spürst nur meine Hand:Einst war ich sieben ...Und das Vergangne glimmt, von GeisterhandMit blassem Schein ins Dunkel hingeschrieben!
Nicht zu der Sonne frühen Reise,Nicht wenn die Abendwolken landen,Euch Kindern, weder laut noch leise,Ja, kaum uns selber sei´s gestanden,Auf welch geheimnisvolle WeiseDem Leben wir den Traum entwandenUnd ihn mit Weingewinden leiseAn unsres Gartens Brunnen banden.
War der Himmel trüb und schwer,Waren einsam wir so sehrVoneinander abgeschnitten!Aber das ist nun nicht mehr:Lüfte fließen hin und her;Und die ganze Welt inmittenGlänzt, als ob sie gläsern wär.Sterne kamen aufgegangen,Flimmern mein und deinen Wangen,Und sie wissen´s auch:Stark und stärker wird ihr Prangen;Und wir atmen mit Verlangen,Liegen selig wie gefangen,Spüren eins des andern Hauch.
Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei. Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer. Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse Schatten. Und den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern Nacht.
Nimm dich in acht! Seltsame Kreise Spinnen sich leise Aus klagenden Augen Und sie saugen An deinem Glück! Einen Andern Hätten die Kreise Golden umgeben, Kraft ihm entzündend, Liebe verkündend; Dich aber quälen sie, Schweigend erzählen sie Dir von Entbehrung, Die du verschuldet hast, Dir von Entehrung, Die du geduldet hast, Und von Wünschen, unerfüllbar, Und von Sehnsucht, die unstillbar Ihr betrognes Herz durchbebt, Wie die Ahnung des Verlornen, Die um blasse Kinderwangen Und um frühverwelkte Blumen Traurig und verklärend webt.
Heiligen Mitleids rauschende Wellen,Klingend an jegliches Herze sie schlagen;Worte sind Formeln, die können´s nicht sagen,Können nicht fassen die Geister, die hellen.Frei sind die Seelen, zu jubeln, zu klagen,Ahnungen dämmern und Kräfte erschwellen:Töne den Tönen sich zaubrisch gesellen:Gilt es dem Heute, dem kommenden Tage?Wer will es deuten, – ein gärendes Wühlen,Regellos göttlich, – wer will erlauschenHeldenhaft höchstes und heißestes Fühlen,Feuerlodern und Stromesrauschen . . .Doch es beherrscht das TitanengetriebeBebende Ahnung erlösender Liebe.
Du hast mich an Dinge gemahnet,Die heimlich in mir sind,Du warst für die Saiten der SeeleDer nächtige flüsternde WindUnd wie das rätselhafte, Das Rufen der atmenden Nacht,Wenn draußen die Wolken gleitenUnd man aus dem Traum erwacht.Zu blauer weicher WeiteDie enge Nähe schwillt,Durch Zweige vor dem MondeEin leises Zittern quillt.