Trübem Dunst entquillt die Sonne,Zähen grauen Wolkenfetzen . . .Häßlich ist mein Boot geworden,Alt und morsch mit wirren Netzen.Gleichgetöntes WellenplätschernSchlägt den Kiel (er schaukelt träge),Und die Flut mit Schaum und FleckenZeichnet noch die Spur der Wege.Ferne vor dem trüben HimmelSchweben graziöse Schatten– Helles Lachen schallt herüber –,Gleiten Gondeln flink, die glatten.Fackeln haben sie und FlötenUnd auf Polstern: Blumen, Frauen . . .Langsam tauchen sie mir unterIn dem Dunst, dem schweren, grauen . . .Stürme schlafen dort im Dunst:Kämen sie noch heute abendZiehend auf die glatte Öde,Wellentreibend, brausend, labend!
Ich ging den Weg einmal: da war ich sieben,So arm und reich!Mir war, ich hielt ein nacktes Schwert in Händen,Und selbst die Sterne bebten seinem Streich.Mit siebzehn ging ich wiederum den WegErst recht allein:Ein Etwas huschte in den blassen Winden,Von oben kam der fremden Welten Schein.Nun führ ich dich, du spürst nur meine Hand:Einst war ich sieben ...Und das Vergangne glimmt, von GeisterhandMit blassem Schein ins Dunkel hingeschrieben!
Wie die Lieder wirbelnd erklingen!Wie sie fiedeln, zwitschern und singen!Wie aus den Blicken die Funken springen!Wie sich die Glücklichen liebend umschlingen!Jauchzend und schrankenlos,Sorglos, gedankenlosDreht sich der Reigen,Der Lebensreigen. –Ich muß schweigen,Kann mich nicht freuen,Mir ist so angst ...Finster am BergesrandWandelt die Wolke,Hebt sich des Herren HandDräuend dem Volke:Und meine Augen, sie sehens alleine,Und meine Sorgen verstehens alleine ...Es fiel auf mich in der schweigenden Nacht,Und es läßt mich nicht los,Wie dumpfer hallender Glockenlaut,Es folgt mir durch die Frühlingspracht,Ich hör es durch der Wellen Getos:Ich habe den Frevel des Lebens geschaut!Ich sah den Todeskeim, der aus dem Leben sprießt,Das Meer von Schuld, das aus dem Leben fließt,Ich sah die Fluten der Sünden branden,Die wir ahnungslos begehen,Weil wir andere nicht verstanden,Weil uns andere nicht verstehen.
Die Sturmnacht hat uns vermählt In Brausen und Toben und Bangen: Was unsre Seelen sich lange verhehlt, Da ist´s uns aufgegangen. Ich las so tief in deinem Blick Beim Strahl vom Wetterleuchten: Ich las darin mein flammend Glück, In seinem Glanz, dem feuchten. Es warf der Wind dein duft´ges Haar Mir spielend um Stirn und Wangen, Es flüsterte lockend die Wellenschar Von heißem tiefem Verlangen. Die Lippen waren sich so nah, Ich hielt dich fest umschlungen; Mein Werben und dein stammelnd Ja, Die hat der Wind verschlungen ...
Wohl mir, mein müder GeistWird wieder Staub,Wird, wie der Weltlauf kreist,Wurzel und Laub;Wird sich des keimenden Daseins freuen,Frühlingstriebe still erneuen,Saftige Früchte zur Erde streuen;Freilich sein spreitendes Dach zu belauben,Wird er andern die Säfte rauben,Andern stehlen Leben und Lust:Wohl mir, er frevelt unbewußt!
Hörtest du denn nicht hinein,Daß Musik das Haus umschlich?Nacht war schwer und ohne Schein,Doch der sanft auf hartem SteinLag und spielte, das war ich.Was ich konnte, sprach ich aus:»Liebste Du, mein Alles Du!«Oestlich brach ein Licht heraus,Schwerer Tag trieb mich nach HausUnd mein Mund ist wieder zu.
Nicht zu der Sonne frühen Reise,Nicht wenn die Abendwolken landen,Euch Kindern, weder laut noch leise,Ja, kaum uns selber sei´s gestanden,Auf welch geheimnisvolle WeiseDem Leben wir den Traum entwandenUnd ihn mit Weingewinden leiseAn unsres Gartens Brunnen banden.
Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Er hat sich gewiegt, Wo Weinen war, Und hat sich geschmiegt In zerrüttetes Haar. Er schüttelte nieder Akazienblüten Und kühlte die Glieder, Die atmend glühten. Lippen im Lachen Hat er berührt, Die weichen und wachen Fluren durchspürt. Er glitt durch die Flöte Als schluchzender Schrei, An dämmernder Röte Flog er vorbei. Er flog mit Schweigen Durch flüsternde Zimmer Und löschte im Neigen Der Ampel Schimmer. Es läuft der Frühlingswind Durch kahle Alleen, Seltsame Dinge sind In seinem Wehn. Durch die glatten Kahlen Alleen Treibt sein Wehn Blasse Schatten. Und den Duft, Den er gebracht, Von wo er gekommen Seit gestern Nacht.
Wir sind aus solchem Zeug wie das zu Träumen, Und Träume schlagen so die Augen auf, Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen, Aus deren Krone den blassgoldnen Lauf Der Vollmond anhebt durch die grosse Nacht. Nicht anders tauchen unsre Träume auf. Sind da und leben, wie ein Kind, das lacht, Nicht minder gross im Auf- und Niederschweben Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht. Das Innerste ist offen ihrem Weben, Wie Geisterhände im versperrten Raum Sind sie in uns und haben immer Leben. Und drei sind eins: ein Mensch, ein Ding, ein Traum.
Wir wandern stumm, verschüchtert, bang gebücktUnd bergen scheu, was wir im Herzen hegen,Und reden Worte, die uns nicht bewegen,Und tote Dinge preisen wir entzückt.Die Seele ist vergraben und erstickt ...Verfaultes leuchtet fahl auf nächt´gen Wegen ...Und sind wir müde, soll uns Kunst erregen,Bis wir im Rausch der leeren Qual entrückt.Jüngst fiel mein Aug auf Meister Wolframs BuchVom Parcival, und vor mir stand der Fluch,Der vom verlornen Gral herniederklagt:»Unseliger, was hast du nicht gefragt?!«In Mitleid ahnend stumme Qual befreie:Das ist einzig – eine Künstlerweihe!