Sie trug den Becher in der Hand– Ihr Kinn und Mund glichen seinem Rand –,So leicht und sicher war ihr Gang,Kein Tropfen aus dem Becher sprang.So leicht und fest war seine Hand:Er ritt auf einem jungen Pferde,Und mit nachlässiger GebärdeErzwang er, daß es zitternd stand.Jedoch, wenn er aus ihrer HandDen leichten Becher nehmen sollte,So war es beiden allzu schwer:Denn beide bebten sie so sehr,Daß keine Hand die andre fandUnd dunkler Wein am Boden rollte.
Priester, du willst die Seele erkennen,Willst Gesundes vom Kranken trennen,Irrt dein Sinn oder lügt dein Mund?Was ist krank?! Was ist gesund?!Richter, eh du den Stab gebrochen,Hat keine Stimme in dir gesprochen:Ist das Gute denn nicht schlecht?Ist das Unrecht denn nicht Recht?Mensch, eh du einen Glauben verwarfst,Weißt du denn auch, ob du es darfst?Wärest du tief genug nur gedrungen,Wär dir derselbe Quell nicht entsprungen?
Der wandernde Wind auf den WegenWar angefüllt mit süßem Laut,Der dämmernde rieselnde RegenWar mit Verlangen feucht betaut.Das rinnende rauschende WasserBerauschte verwirrend die StimmenDer Träume, die blasser und blasserIm schwebenden Nebel verschwimmen.Der Wind in den wehenden Weiden,Am Wasser der wandernde Wind,Berauschte die sehnenden Leiden,Die in der Dämmerung sind.Der Weg im dämmernden Wehen,Er führte zu keinem Ziel,Doch war er gut zu gehenIm Regend, der rieselnd fiel.
Was singt in mir zu dieser StundUnd öffnet singend mir den Mund,Wo alle Äste schweigenUnd sich zur Erde neigen?Was drängt aus HerzensgrundeWie Hörnerschall zutagZu dieser stillen Stunde,Wo alles träumen magUnd träumend schweigen mag?An Ästen, die sich neigen,Und braun und dunkel schweigen,Springt auf die weiße BlütenprachtUnd lacht und leuchtet durch die NachtUnd bricht der Bäume Schweigen,Daß sie sich rauschend neigenUnd rauschend ihre BlütenprachtDem dunklen Grase zeigen!So dringt zu dieser stillen StundAus dunklem, tiefem ErdengrundEin Leuchten und ein LebenUnd öffnet singend mir den Mund Und macht die Bäum erbeben,Daß sie in lichter BlütenprachtSich rauschend wiegen in der Nacht!
Die wahre Ernte aller Dinge bleibt Und blüht in hoher Luft wie lichte Zinken, Das andere war nur da um wegzusinken.Und irgendwie geheimnisvoll erträgt Es unser Geist nur immer auszuruhen Auf Gleitendem, wie die Meervögel tuen.
I.Die Blüten schlafen am BaumeIn schwüler, flüsternder Nacht,Sie trinken in duftigem TraumeDie flimmernde, feuchte Pracht.Sie trinken den lauen Regen,Den glitzernden Mondenschein,Sie zittern dem Licht entgegen,Sie saugen es taumelnd ein:Sie sprengen die schweigende HülleUnd gleiten berauscht durch die LuftUnd sterben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.Das war die Nacht der Träume,Der Liebe schwül gärende Nacht,Da sind mit den Knospen der BäumeAuch meine Lieder erwacht.Sie sprengten die schweigende HülleUnd glitten berauscht durch die LuftUnd starben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,Und alle Menschen gehen ihre Wege.Und süße Früchte werden aus den herbenUnd fallen nachts wie tote Vögel niederUnd liegen wenig Tage und verderben.Und immer weht der Wind, und immer wiederVernehmen wir und reden viele WorteUnd spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.Und Straßen laufen durch das Gras, und OrteSind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,Und drohende, und totenhaft verdorrte . . .Wozu sind diese aufgebaut? und gleichenEinander nie? und sind unzählig viele?Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?Was frommt das alles uns und diese Spiele,Die wir doch groß und ewig einsam sindUnd wandernd nimmer suchen irgend Ziele?Was frommt´s, dergleichen viel gesehen haben?Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinntWie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
Dichter im Lorbeerkranz,Betrogner Betrüger,Wärmt dich dein Ruhmesglanz,Macht er dich klüger?!Deuten willst du das dämmernde Leben,Im Herzen erlösen das träumende Streben?Kannst du denn noch verstehen,Was du selber gestern gedacht,Kannst du noch einmal fühlenDen Traum der letzten Nacht?Wenn deine Seele weinet,Weißt du denn auch warum?Dir ahnt und dünkt und scheinet, -Oh, bleibe lieber stumm.Denn was dein Geist, von Glut durchzuckt, gebar,Eh du´s gestaltet, ist´s schon nicht mehr wahr.Es ward dir fremd, du kannst es nicht mehr halten,Kennst nicht seine tötenden Gewalten:Endlose KreiseZiehet das leiseUnsterbliche Wort,Fort und fort.
Ich lösch das Licht Mit purpurner Hand, Streif ab die Welt Wie ein buntes Gewand Und tauch ins Dunkel Nackt und allein: Das tiefe Reich Wird mein, ich sein. Groß´ Wunder huschen Durch Dickicht hin, Quelladern springen Im tiefsten Sinn, O spräng noch manche, Ich käm in´ Kern,
»Was rinnen dir die Tränen,Die Tränen stumm und heißDurch deine feinen Finger,Die Finger fein und weiß?«Mein Schleier ist zerrissenUnd wehet doch kein WindUnd bin doch nirgends gangenNiemals, wo Dornen sind ...Die Glocken haben heuteSo sonderbaren Klang,Gott weiß, warum ich weine,Mir ist zum Sterben bang.