Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen,Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben,Und alle Menschen gehen ihre Wege.Und süße Früchte werden aus den herbenUnd fallen nachts wie tote Vögel niederUnd liegen wenig Tage und verderben.Und immer weht der Wind, und immer wiederVernehmen wir und reden viele WorteUnd spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.Und Straßen laufen durch das Gras, und OrteSind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen,Und drohende, und totenhaft verdorrte . . .Wozu sind diese aufgebaut? und gleichenEinander nie? und sind unzählig viele?Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?Was frommt das alles uns und diese Spiele,Die wir doch groß und ewig einsam sindUnd wandernd nimmer suchen irgend Ziele?Was frommt´s, dergleichen viel gesehen haben?Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt,Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinntWie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
I.Die Blüten schlafen am BaumeIn schwüler, flüsternder Nacht,Sie trinken in duftigem TraumeDie flimmernde, feuchte Pracht.Sie trinken den lauen Regen,Den glitzernden Mondenschein,Sie zittern dem Licht entgegen,Sie saugen es taumelnd ein:Sie sprengen die schweigende HülleUnd gleiten berauscht durch die LuftUnd sterben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.Das war die Nacht der Träume,Der Liebe schwül gärende Nacht,Da sind mit den Knospen der BäumeAuch meine Lieder erwacht.Sie sprengten die schweigende HülleUnd glitten berauscht durch die LuftUnd starben an der FülleVon Glut und Glanz und Duft.
Heiligen Mitleids rauschende Wellen,Klingend an jegliches Herze sie schlagen;Worte sind Formeln, die können´s nicht sagen,Können nicht fassen die Geister, die hellen.Frei sind die Seelen, zu jubeln, zu klagen,Ahnungen dämmern und Kräfte erschwellen:Töne den Tönen sich zaubrisch gesellen:Gilt es dem Heute, dem kommenden Tage?Wer will es deuten, – ein gärendes Wühlen,Regellos göttlich, – wer will erlauschenHeldenhaft höchstes und heißestes Fühlen,Feuerlodern und Stromesrauschen . . .Doch es beherrscht das TitanengetriebeBebende Ahnung erlösender Liebe.
Lieben, Hassen, Hoffen, Zagen,Alle Lust und alle Qual,Alles kann ein Herz ertragen,Einmal um das andere Mal.Aber weder Lust noch Schmerzen,Abgestorben auch der Pein,Das ist tödlich deinem Herzen,Und so darfst du mir nicht sein!Mußt dich aus dem Dunkel heben,Wär es auch um neue Qual,Leben mußt du, liebes Leben,Leben noch dies eine Mal!
War der Himmel trüb und schwer,Waren einsam wir so sehrVoneinander abgeschnitten!Aber das ist nun nicht mehr:Lüfte fließen hin und her;Und die ganze Welt inmittenGlänzt, als ob sie gläsern wär.Sterne kamen aufgegangen,Flimmern mein und deinen Wangen,Und sie wissen´s auch:Stark und stärker wird ihr Prangen;Und wir atmen mit Verlangen,Liegen selig wie gefangen,Spüren eins des andern Hauch.
Vater, dir drohet nichts, Siehe, es schwindet schon, Mutter, das Ängstliche, Das dich beirrte! Wäre denn je ein Fest, Wären nicht insgeheim Wir die Geladenen, Wir auch die Wirte?
Merkst du denn nicht, wie meine Lippen beben?Kannst du nicht lesen diese bleichen Züge,Nicht fühlen, daß mein Lächeln Qual und Lüge,Wenn meine Blicke forschend dich umschweben?Sehnst du dich nicht nach einem Hauch von Leben,Nach einem heißen Arm, dich fortzutragenAus diesem Sumpf von öden, leeren Tagen,Um den die bleichen, irren Lichter weben?So las ich falsch in deinem Aug, dem tiefen?Kein heimlich Sehnen sah ich heiß dort funkeln?Es birgt zu deiner Seele keine PforteDein feuchter Blick? Die Wünsche, die dort schliefen,Wie stille Rosen in der Flut, der dunkeln,Sind, wie dein Plaudern: seellos ... Worte, Worte?
Du hast mich an Dinge gemahnet,Die heimlich in mir sind,Du warst für die Saiten der SeeleDer nächtige flüsternde WindUnd wie das rätselhafteDas Rufen der atmenden Nacht,Wenn draußen die Wolken gleitenUnd man aus dem Traum erwacht,Zu blauer weicher WeiteDie enge Nähe schwillt,Durch Zweige vor dem MondeEin leises Zittern quillt.
Das ist der Frühling nicht allein, Der durch die Bäume dränget Und wie im Faß der junge Wein Die Reifen fast zersprenget, Der Frühling ist ja zart und kühl, Ein mädchenhaftes Säumen, Jetzt aber wogt es reif und schwül Wie Julinächte träumen. Es blinkt der See, es rauscht die Bucht, Der Mond zieht laue Kreise, Der Hauch der Nachtluft füllt die Frucht, Das Gras erschauert leise. Das ist der Frühling nicht allein, Der weckt nicht solche Bilder.
Die wahre Ernte aller Dinge bleibt Und blüht in hoher Luft wie lichte Zinken, Das andere war nur da um wegzusinken.Und irgendwie geheimnisvoll erträgt Es unser Geist nur immer auszuruhen Auf Gleitendem, wie die Meervögel tuen.