Und ob er mitunter kanzleihaft spricht,Ob Tinten und Farben erblassen,Die Großen der Zeiten sterben nicht,Das Alter ist keinem erlassen.Doch ahmst du ihm nach, du junges Volk,So laß vor allem dir sagen:Der Schlafrock steht nur denen wohl,Die früher den Harnisch getragen.
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,Sei du nicht so tief besorgt,Wie besitzen nur geliehenIst verloren nur geborgt.So an trüben Herbstestagen,Wenn erlosch des Jahres Glanz,Schau im Wind die Blätter jagen,Ein entfleischter Totentanz.Aber kaum der Lenz erschienen,Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,Er mit barem, blanken Grünen,Was der Vorfahr abgekargt.Hold von neuem sind die Götter,Üb´rall Wonne, Lust und Licht,Neue Freuden, neue Blätter –Freilich nur dieselben nicht.
Ein töricht Wesen dünkt mich der Mensch,Treibt dahin auf den Wogen der Zeit,Endlos geschleudert auf und nieder,Und wie er ein Fleckchen Grün erspäht,Gebildet von Schlamm und stockendem MoorUnd der Verwesung grünlichem Moder,Ruft er: Land! und rudert d´rauf hin,Und besteigt´s – und sinkt – und sinkt –Und wird nicht mehr gesehn.
Unsere Neigungen, Gedanken,scheinen gleich sie ohne Schranken,gehn sie doch wie die Rinderherde,eines in des andern Tritt.Drum, bei allem, was ihr macht,sei der Anfang reif bedacht.
Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,Und ich, ich blieb zurück.Ich schäme mich! Was kommt heraus?Es bleibt ein Mißgeschick.Doch stürmt sie hin unbändig jach,Kaum reicht so fern mein Blick;Die Bahngenossen stürmen nach,Und ich, ich blieb zurück.Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;Laßt sitzen mich am Stein!Vielleicht – hat sie sich müd´ gerannt –Hol´ ich sie doch noch ein.Der Gang der Welt ist nicht so rasch,Als Torheit meint und spricht;Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit,Die Zeiten aber nicht.
Johannisbeer ist süße Frucht,Doch süßer klingt: »Ribisel«;Der Deutsche sagt: "Ein hübsches Gesicht!"Der Wiener: "A hübsch Gfriesel!"Die deutschen Jungfraun zieren sichSpröd-ernsten Wesens, strengens;Die Wienerin hält sich den Mann vom Leib,Und lacht und sagt: "Jetzt gengens!"Und wenn er dringend wird und sprichtVon seinem gebrochen Herzen,Dann schaut sie ihm ernsthaft ins Gesicht:"Sonst habens keine Schmerzen?"Und will er die Pistole garNach Brust und Stirne richten,Da nimmt sie ihn freundlich bei der Hand:"Gehns, machens keine Gschichten!"
Als ich noch jung war,Liebt´ ich zu klagen,All, was dem Herzen leid,Vielen zu sagen.Nun, da ich älter,Hehl´ ich die Pein,Schließe den KummerIm Innersten ein.Denn ich erfuhr es:Kalt ist die Welt,Und nur der AnteilLindert, was quält.Sowie das Vöglein,Jedermann kennt´s,Das seine LiebeFlötet im Lenz,Aber vorüberRosen und Brut,Lautlos in ZweigenFürder nun ruht.So meine Muse,Also mein Herz;War doch ihr Lied nurSehnsucht und Schmerz.