Wenn ihr aus der Geschichte Gott studiert,Ist die Aussicht eine geringe,Studiert aus ihr nur, wie sich´s gebührt,Die menschlichen Dinge.Denn im Verstehn von Gottes ArtSind wir und bleiben Kinder,Er straft vor allem die Dummen hart,Die Schlechten minder.
Als ich noch jung war,Liebt´ ich zu klagen,All, was dem Herzen leid,Vielen zu sagen.Nun, da ich älter,Hehl´ ich die Pein,Schließe den KummerIm Innersten ein.Denn ich erfuhr es:Kalt ist die Welt,Und nur der AnteilLindert, was quält.Sowie das Vöglein,Jedermann kennt´s,Das seine LiebeFlötet im Lenz,Aber vorüberRosen und Brut,Lautlos in ZweigenFürder nun ruht.So meine Muse,Also mein Herz;War doch ihr Lied nurSehnsucht und Schmerz.
Schwarz ihre Brauen, Weiß ihre Brust, Klein mein Vertrauen, Groß doch die Lust. Schwatzhaft mit Blicken, Schweigend die Zung´, Alt das Mißglücken, Wunsch immer jung; Arm was ich brachte, Reich meine Lieb´, Warm was ich dachte, Kalt was ich schrieb.
Ein Ochs ging auf die Wiese,wo er nach Kräften fraß.Da waren Blumen, Kräuter,es kümmerte ihn nicht weiter.Für ihn war alles Gras.
Ei, wer schilt die Jugend euch?Ihr sind alle Lebensgüter,vor der Freuden Zauberreichsteht sie als des Gartens Hüter.Sie ist stolz und stark und kühn,reich an Streben und an Taten,braucht´s doch auch erst Frühlings Blühn,eh´ der Sommer reift die Saaten.Aber eines weiß sie nichtUnd wird´s, oft getäuscht, erkennen:Daß, was heut´ am lautsten spricht,wofür alle Herzen brennen,Was in jeder Meinung stehtals für ewig eingegraben,kaum, daß ein Jahrzehnt vergeht,nur ein Spott ist noch der Knaben.Daß, wie Mode formt das Kleid,auch der Geist tauscht seine Trachten,und ein Richter nur: die Zeit,als ein letzter sei zu achten.Darum wirkt mit rascher Tat,übergebt euch Strom und Lüften,doch das Urteil und den Ratlaßt den Reifern und Geprüften!
Augen! meiner Hoffnung Sterne,Dioskuren meiner Fahrt,Schimmert nicht so hell und feurig!Denn das kündet, sagt man, Sturm.Und so ist es auch: – er naht schon,Denn ich fühl´s an meinem Beben,Meinem Schwindeln, meinem Schwanken,Daß die Wellen schon empört.Überzieht sich noch der Himmel,Jener Himmel, wo ihr leuchtet,O dann rettet mich kein Gott!
Willst du, Seele, nicht mehr blühen,Da vorbei des Sommers Flucht?Oder wenn der Herbst erschienen,Warum gibst du keine Frucht?War vielleicht zu reich dein Blühen,War zu bunt der Farben Licht?Denn die Blüten geben Früchte,Aber, ach, die Blumen nicht.
Nun Wohlan, was muß geschehe! Fallen seh ich Zweig´ auf Zweige, Kaum noch hält der morsche Stamm. Noch ein Schlag, so fällt auch dieser Und im Staube liegt die Eiche, Die die reichen Segensäste Weit gebreitet rings umher. Die Jahrhunderte gesehen Werden, wachsen und vergehen, Wird vergehen so wie sie; Keine Spur wird übrigbleiben; Was die Väter auch getan, Wie gerungen, wie gestrebt, Kaum daß fünfzig Jahr´ verfließen Wird kein Enkel mehr es wissen Daß ein Borotin gelebt!
Und der Mensch hat seine Grenzen,Grenzen, über die hinaussich sein Mut im Staube windet,seiner Klugheit Aug´ erblindet,seine Kraft wie Binsen brichtund sein Inn´res zagend spricht:Bis hierher und weiter nicht!
Eines ist nur Glück hienieden,Eins: des Innern stiller Frieden.Und die schuldbefreite Brust!Und die Größe ist gefährlich,Und der Ruhm ein leeres Spiel;Was er gibt, sind nicht´ge Schatten;Was er nimmt, es ist so viel!