Wandle, wandle, holder Schimmer! Wandle über Flur und Au, Gleitend, wie ein kühner Schwimmer, In des stillen Meeres Blau. Sanft im Silberglanze schwebest Du so still durchs Wolkenmeer, Und durch deinen Blick belebest Du die Gegend rings umher. Manchen drücket schwerer Kummer, Manchen lastet Qual und Pein; Doch du wiegst in sanften Schlummer Tröstend ihn, voll Mitleid, ein. Sanfter, als die heiße Sonne, Winkt dein Schimmer Ruh und Freud, Und erfüllt mit süßer Wonne, Tröstung und Vergessenheit. Hüllst in dichtbewachsnen Lauben Mit der sanften Fantasie Ganz den Dichter; machst ihn glauben, Seine Muse weiche nie.Und auch mich hast du begeistert, Der ich dir dies Liedchen sang, Meiner Seele dich bemeistert, Da mein Lied sich aufwärts schwang!
Man sage nicht, das Schwerste sei die Tat,Da hilft der Mut, der Augenblick, die Regung:Das Schwerste dieser Welt ist der Entschluß.Mit eins die tausend Fäden zu zerreißen,An denen Zufall und Gewohnheit führt,Und aus dem Kreise dunkler Fügung treten,Sein eig´ner Schöpfer, zeichnen sich sein Los,Das ist´s, wogegen alles sich empört,Was in dem Menschen eignet dieser ErdeUnd aus Vergang´nem eine Zukunft baut.
Zögernd leiseIn des Dunkels nächt´ger StilleSind wir hier;Und den Finger sanft gekrümmt,Leise, leise,Pochen wirAn des Liebchens Kammertür.Doch nun steigend,Schwellend, schwellend, hebendMit vereinter Stimme, Laut Rufen aus wir hochvertraut;Schlaf du nicht,Wenn der Neigung Stimme spricht!Sucht´ ein Weiser nah und ferneMenschen einst mit der Laterne;Wieviel seltner dann als GoldMenschen, uns geneigt und hold?Drum, wenn Freundschaft, Liebe sprichtFreundin, Liebchen, schlaf du nicht!Aber was in allen ReichenWär´ dem Schlummer zu vergleichen?Drum statt Worten und statt GabenSollst du nun auch Ruhe haben.Noch ein Grüßchen, noch ein Wort,Es verstummt die frohe Weise,Leise, leise,Schleichen wir uns, ja, schleichen wir uns wieder fort.(vertont von Franz Schubert)
Der Halbmond glänzet am Himmel,Und es ist neblicht und kalt.Gegrüßt sei du Halber dort oben,Wie du, bin ich Einer der halb.Halb gut, halb übel geboren,Und dürftig in beider Gestalt,Mein Gutes ohne Würde,Das Böse ohne Gewalt.Halb schmeckt´ ich die Freuden des Lebens,Nichts ganz als meine Reu´;Die ersten Bissen genossen,Schien Alles mir einerlei.Halb gab ich mich hin den Musen,Und sie erhörten mich halb;Halb auf der Hälfte des LebensEntflohn sie und ließen mich alt.Und also sitz´ ich verdrossen,Doch läßt die Zersplitterung nach;Die leere Hälfte der SeeleVerdrängt die noch volle gemach.
Wo ist der, der sagen dürfe:"So will ich´s, so sei´s gemacht!"Unsre Taten sind nur WürfeIn des Zufalls blinde Nacht.Ob sie frommen, ob sie töten?Wer weiß was in seinem Schlaf?Meinen Wurf will ich vertreten,Aber das nicht, was er traf!
Augen! meiner Hoffnung Sterne,Dioskuren meiner Fahrt,Schimmert nicht so hell und feurig!Denn das kündet, sagt man, Sturm.Und so ist es auch: – er naht schon,Denn ich fühl´s an meinem Beben,Meinem Schwindeln, meinem Schwanken,Daß die Wellen schon empört.Überzieht sich noch der Himmel,Jener Himmel, wo ihr leuchtet,O dann rettet mich kein Gott!
Längs einem Strom in einem Felsenschlunde,Ging einst ein Edelmann,Und ihn umhüpften seine beiden Hunde:Joli und Soliman.Joli, das Windspiel, sprang mit tausend PossenHinan an seinen Herrn,Und wird geküßt, indessen steht verstoßenDer arme Pudel fern,Den armen liebt man nicht, er kann nicht schmeicheln,Zu finster ist sein Blick,Und statt den treuen, wie Joli, zu streicheln,Stößt man ihn stets zurück.Nun aber wankt der Herr am steilen StrandeMit ungewissem FußUnd stürzet plötzlich von dem glatten RandeDes Abgrunds in den Fluß.Indes Joli mit Furcht und bangem BellenAm hohen Ufer steht,Sich in dem Silberspiegel glatter WellenBegaffet und dann geht,Stürzt sich der brave, stets verschmähte PudelHinab vom hohen Strand,Entreißet mühsam seinen Herrn dem StrudelUnd trägt ihn froh ans Land.O möge diese kleine Fabel lehren,Wie oft der Schein belügt,Nur die Gefahr kann einen Freund bewähren,Die Außenseite trügt.Ihr Weltenherrscher hasset nicht den Braven,Weil er nicht niedrig kriecht,Der erste eurer tiefgebückten SklavenIst oft ein Bösewicht.
Ich gehe mit meinem KoberUnd meinem Hakenstab,Und wo von Mist ein Schober,Setz ich die Bürde ab.Da wird geforscht, zerstochenDer Kehricht weit und tief,Ob irgend ein Abfall, ein Knochensich etwa hinein verlief.Und was ich da gefunden,Trag ich vergnügt nach HausUnd sied in einsamen StundenManch schöne Notiz heraus.
Wenn man dich Engel nennt,Will´s so der Brauch,Daß du´s an Schönheit bist,Seh´ ich wohl auch;Magst´s auch an Güte sein,Gib und gewähr!Nur nicht an HeiligkeitBitt´ ich gar sehr.Siehst du der SaatenWallenden Streif?Blond sind die AehrenUnd sie sind reif;Blond wie dein Häuptchen–´s ist an der Zeit,Schon hält der SchnitterDie Waffe bereit.
Wenn der Vogel singen will, Sucht er einen Ast, Nur die Lerche trägt beim Sang Eigne, leichte Last.Doch der Fink, die Nachtigall, Selbst der muntre Spatz Wählen, eh´ die Kehle tönt, Für den Fuß den Platz.Gebt mir, wo ich stehen soll, Weist mir das Gebiet, Und ich will euch wohl erfreun Noch mit manchem Lied.Denn in Deutschland weht der Sturm - Sturm, man weiß, ist Wind - , Wähnen, wenn der Ast sie schnellt, Daß sie flügge sind.Und hier Landes dunkelt´s tief, Nacht wie Pech und Harz, In den Zweigen nächst dem Stamm Nisten Dohlen schwarz.Kauz und Eule dämisch dumm Schaun zum Astloch raus, Nur der Starmatz schwatzt vom Platz, Kanzelt für das Haus.Tiefer unten aber steigt´s Auf vom Boden dumpf, Und die Frösche quaken laut Aus verjährtem Sumpf.Und so schweb ich ew´gen Flugs zwischen Erd´ und Luft, Und kein Platz dem müden Fuß, Als dereinst die Gruft.