Augen! meiner Hoffnung Sterne,Dioskuren meiner Fahrt,Schimmert nicht so hell und feurig!Denn das kündet, sagt man, Sturm.Und so ist es auch: – er naht schon,Denn ich fühl´s an meinem Beben,Meinem Schwindeln, meinem Schwanken,Daß die Wellen schon empört.Überzieht sich noch der Himmel,Jener Himmel, wo ihr leuchtet,O dann rettet mich kein Gott!
Glücklich, glücklich nenn ich den, Dem des Daseins letzte Stunde Schlägt in seiner Kinder Mitte. Solches Scheiden heißt nicht Sterben; Denn er lebt im Angedenken, Lebt in seines Wirkens Früchten, Lebt in seiner Kinder Taten, Lebt in seiner Enkel Mund. O es ist so schön, beim Scheiden Seines Wirkens ausgestreuten Samen Lieben Händen zu vertraun, Die der Pflanze sorglich warten, Und die späte Frucht genießen; Im Genusse doppelt fühlend Den Genuß und das Geschenk. O es ist so süß, so labend, Das was uns die Väter gaben Seinen Kindern hinzugeben Und sich selbst zu überleben!
Wenn ihr aus der Geschichte Gott studiert,Ist die Aussicht eine geringe,Studiert aus ihr nur, wie sich´s gebührt,Die menschlichen Dinge.Denn im Verstehn von Gottes ArtSind wir und bleiben Kinder,Er straft vor allem die Dummen hart,Die Schlechten minder.
Als ich noch jung war,Liebt´ ich zu klagen,All, was dem Herzen leid,Vielen zu sagen.Nun, da ich älter,Hehl´ ich die Pein,Schließe den KummerIm Innersten ein.Denn ich erfuhr es:Kalt ist die Welt,Und nur der AnteilLindert, was quält.Sowie das Vöglein,Jedermann kennt´s,Das seine LiebeFlötet im Lenz,Aber vorüberRosen und Brut,Lautlos in ZweigenFürder nun ruht.So meine Muse,Also mein Herz;War doch ihr Lied nurSehnsucht und Schmerz.
Die Zeit, sie eilt so schnell voraus,Und ich, ich blieb zurück.Ich schäme mich! Was kommt heraus?Es bleibt ein Mißgeschick.Doch stürmt sie hin unbändig jach,Kaum reicht so fern mein Blick;Die Bahngenossen stürmen nach,Und ich, ich blieb zurück.Vielleicht kehrt wieder sie des Wegs;Laßt sitzen mich am Stein!Vielleicht – hat sie sich müd´ gerannt –Hol´ ich sie doch noch ein.Der Gang der Welt ist nicht so rasch,Als Torheit meint und spricht;Man weiß wohl: Flügel hat die Zeit,Die Zeiten aber nicht.
Der Mensch fiel von Gott ab, die Sterne nicht,Drum ist in Sternen Wahrheit, im Gestein,In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.Und wer´s verstünde still zu sein wie sie,Gelehrig fromm, den eignen Willen meisternd,Ein aufgespannhtes, demutsvolles Ohr,Ihm würde leicht ein Wort der Wahrheit kund,Das durch die Welten geht aus Gottes Mund.
Wenn dich Glück und Freunde fliehen,Sei du nicht so tief besorgt,Wie besitzen nur geliehenIst verloren nur geborgt.So an trüben Herbstestagen,Wenn erlosch des Jahres Glanz,Schau im Wind die Blätter jagen,Ein entfleischter Totentanz.Aber kaum der Lenz erschienen,Zahlt ein Erbe, lusterstarkt,Er mit barem, blanken Grünen,Was der Vorfahr abgekargt.Hold von neuem sind die Götter,Üb´rall Wonne, Lust und Licht,Neue Freuden, neue Blätter –Freilich nur dieselben nicht.
Auf die Hände küßt die Achtung,Freundschaft auf die offne Stirn,Auf die Wange Wohlgefallen,Sel´ge Liebe auf den Mund.Aufs geschloßne Aug´ die Sehnsucht,In die hohle Hand Verlangen,Arm und Nacken die Begierde;Überall sonst die Raserei.
Hab´ ich mich nicht losgerissen,Nicht mein Herz von ihr gewandt,Weil ich sie verachten müssen,Weil ich wertlos sie erkannt?Warum steht mit holdem BangenSie denn immer noch vor mir?Woher dieses Glutverlangen,Das mich jetzt noch zieht zu ihr?Tausend alte Bilder kommen,Ach! und jedes, jedes spricht:Ist der Pfeil auch weggenommen,Ist es doch die Wunde nicht.
Und ob er mitunter kanzleihaft spricht,Ob Tinten und Farben erblassen,Die Großen der Zeiten sterben nicht,Das Alter ist keinem erlassen.Doch ahmst du ihm nach, du junges Volk,So laß vor allem dir sagen:Der Schlafrock steht nur denen wohl,Die früher den Harnisch getragen.