Es gibt wohl manches, was entzücket,Es gibt wohl vieles, was gefällt,Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,Die güldne Sonn´ im blauen Zelt.Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne,Als jeder Glanz der Morgensonne,Als Rosenblüt´ und Lilienreis;Das ist, getreu im tiefsten SinneZu tragen eine fromme Minne,Davon nur Gott im Himmel weiß.
Was du gründlich verstehst, das mache!Was du gründlich erfuhrst, das sprich!Bist du Meister im eignen Fache,Schmäht keine Schweigen im fremden dich.Das Reden von allem magst du gönnen,Denen, die selbst nichts machen können!
Wenn hinabgeglüht die Sonne,steht der Mond schon überm Tal,und den Abglanz ihrer Wonnegießt er aus im feuchten Strahl.Also bleibt im tiefsten Herzenvon versunkenem großen Glücktröstlich für die Nacht der Schmerzenuns ein Widerschein zurück.
Das ist´s, was an der MenschenbrustMich oftmals läßt verzagen,Daß sie den Kummer wie die LustVergißt in wenig Tagen.Und ist der Schmerz, um den es weint,Dem Herzen noch so heilig –Der Vogel singt, die Sonne scheint.Vergessen ist er eilig.Und war die Freude noch so süß –Ein Wölkchen kommt gezogen,Und vom geträumten ParadiesIst jede Spur verflogen.Und fühl ich das, so weiß ich kaum,Was mir weckt tiefre Schauer,Daß gar so kurz der Freude Traum,Oder so kurz die Trauer?
Daß holde Jugend nur zur Liebe tauge,Ich weiß es wohl, und daß mein Lenz entschwand;Doch sehn´ ich mich nach einem treuen Auge,Doch sehn´ ich mich nach einer weißen Hand.Nach einem Auge, das mit hellem ScheineAufleuchte, wenn mein Tiefstes ich enthüllt, Und das in jenen bängsten Stunden weine,Wo meines sich nicht mehr mit Thränen füllt;Nach einer Hand, die hier und dort am WegeMir einen Zweig noch pflücke, herbstesfarb,Die mir zum Rasten weich die Kissen lege,Und mir die Wimpern schließe, wenn ich starb.
Die Liebe saß als Nachtigallim Rosenbusch und sang;es flog der wundersüße Schallden grünen Wald entlang.Und wie er klang, da stieg im Kreisaus tausend Kelchen Duft,und alle Wipfel rauschten leis´,und leiser ging die Luft;die Bäche schwiegen, die noch kaumgeplätschert von den Höh´n,die Rehlein standen wie im Traumund lauschten dem Getön.Und hell und immer heller floßder Sonne Glanz herein,um Blumen, Wald und Schlucht ergoßsich goldig roter Schein.Ich aber zog den Weg entlangund hörte auch den Schall.Ach! was seit jener Stund´ ich sang,war nur sein Widerhall.
In meinem Garten die NelkenMit ihrem PurpursternMüssen nun alle verwelken,Denn du bist fern.Auf meinem Herde die Flammen,Die ich bewache so gern,Sanken in Asche zusammen,Denn du bist fern.Die Welt ist mir verdorben,Mich grüßt nicht Blume, nicht Stern;Mein Herz ist lange gestorben,Denn du bist fern.
Durch Erd´ und Himmel leiseHinflutet eine WeiseWie sanftes Harfenwehn,Die jedem Dinge kündet,Wozu es ward gegründet,Woran es soll vergehn.Sie spricht zum Adler: DringeZur Sonne, bis die SchwingeDir trifft ein Wetterschlag;Spricht zu den Wolken: Regnet,Und wenn die Flur gesegnet,Zerrinnt am goldnen Tag.Sie spricht zum Schwan: DurchwalleDie Flut und dann mit SchalleEin selig Grab erwirb.Sie spricht zur Feuernelke:Im Duft glüh´ auf und welke!Zum Weibe: Lieb´ und stirb!
Wie manchen Blick du frei und freierIn´s Walten der Natur getan,Auf´s neue hinter jedem SchleierSieht doch die alte Sphinx dich an.Du kannst ihr nimmer Antwort geben,Wenn sie die letzte Frag´ entbot;Ein ewig Rätsel ist das Leben,Und ein Geheimnis bleibt der Tod.
Sieh, das ist es, was auf ErdenJung dich hält zu jeder Frist,Daß du ewig bleibst im Werden,Wie die Welt im Wandeln ist.Was dich rührt im HerzensgrundeEinmal kommt´s und nimmer so;Drum ergreife kühn die Stunde,Heute weine, heut´ sei froh!Gieb dem Glück dich voll und innig,Trag´ es, wenn der Schmerz dich preßt,Aber nimmer eigensinnigIhren Schatten halte fest.Heiter senke, was vergangen,In den Abgrund jeder Nacht!Soll der Tag dich frisch empfangen,Sei getreu doch neu erwacht.Frei dich wandelnd und entfaltend,Wie die Lilie wächst im Feld,Wachse fort und nie veraltendBlüht und klingt für dich die Welt.