Und wenn uns nichts mehr übrig blieb´,So blieb uns doch ein SchwertDas zorngemut mit scharfem HiebDem Trutz des Fremdlings wehrt;So blieb die Schlacht das letzt´ GerichtAuf Leben und auf Tod,Und wenn die Not nicht Eisen bricht,Das Eisen bricht die Not!
Es ist das Glück ein flüchtig Ding,Und war´s zu allen Tagen;Und jagtest du um der Erde Ring,Du möchtest es nicht erjagen.Leg´ dich lieber ins Gras voll DuftUnd singe deine Lieder;Plötzlich vielleicht aus blauer LuftFällt es auf dich hernieder.Aber dann pack´ es und halt´ es festUnd plaudre nicht viel dazwischen;Wenn du zu lang´ es warten läßt,Möcht´ es dir wieder entwischen.
Mein Herz ist wie die dunkle Nacht,Wenn alle Wipfel rauschen,Da steigt der Mond mit voller Prachtaus Wolken sacht –Und sieh, der Wald verstummt in tiefem Lauschen.Der Mond, der helle Mond bist du,Aus deiner LiebesfülleWirf einen, einen Blick mir zuVoll Himmelsruh –Und sieh, das ungestüme Herz wird stille.
Es brach schon manch ein starkes Herz,Da man sein Leben ihm entriß,Und manches duldend wandte sichUnd ward voll Haß und Finsternis,Und manches, das sich blutend schloß,Schrie laut nach Lust in seiner NotUnd warf sich in den Staub der Welt:Der schöne Gott in ihm war tot.Dann weint ihr wohl und klagt euch an;Doch keiner Thräne heißer Reu Macht eine welke Rose blühn,Erweckt ein totes Herz aufs neu! –
Am zerfall´nen BurggemäuerUeber´m schwarzen FichtenhagGlüht´s noch einmal auf wie Feuer,Und versunken ist der Tag.Schauernd rühren sich die Wipfel,Drunten schwillt der Rhein mit Macht,Und vom Thal empor zum GipfelSteigt wie ein Gespenst die Nacht.Da befällt ein heimlich GrausenMir im Dunkeln Herz und Sinn:»Steine bröckeln, Wellen brausen,Und wie bald bist du dahin!«
Ich blick in mein Herz und ich blick in die Welt,Bis von schwimmenden Auge die Träne mir fällt,Wohl leuchtet die Ferne mit goldenem Licht,Doch hält mich der Nord, ich erreiche sie nicht.O die Schranken so eng und die Welt so weit,Und so flüchtig die Zeit, so flüchtig die Zeit.Ich weiß ein Land, wo aus sonnigem GrünUm versunkene Tempel die Trauben glühn,Wo die purpurne Woge das Ufer beschäumtUnd von kommenden Sängern der Lorbeer träumt.Fern lockt es und winkt dem verlangenden Sinn,Und ich kann nicht hin, ich kann nicht hin.O hätt´ ich Flügel durch Blau der Luft,Wie wollt ich baden im Sonnenduft!Doch umsonst! Und Stunde auf Stunde entflieht,Vertraure die Jugend, begrabe das Lied.O die Schranken so eng und die Welt so weit,Und so flüchtig die Zeit, so flüchtig die Zeit.
Wenn einer starb, den du geliebt hienieden,So trag´ hinaus zur Einsamkeit dein Wehe,Daß ernst und still es sich mit dir ergeheIm Wald, am Meer, auf Steigen längst gemieden.Da fühlst du bald, daß jener, der geschieden,Lebendig dir im Herze auferstehe,In Luft und Schatten spürst du seine Nähe,Und aus den Thränen blüht ein tiefer Frieden.Ja, schöner muß der Tote dich begleiten,Ums Haupt der Schmerzverklärung lichten Schein,Und treuer -- denn du hast ihn alle Zeiten.Das Herz hat auch sein Ostern, wo der SteinVom Grabe springt, dem wir den Staub nur weihten;Und was du ewig liebst, ist ewig dein.
Ich lieg´ im tiefen Schachte,Ein rother Edelstein,Von Nacht bedeckt und schmachteZu glühn im lichten Schein.Da droben geht die Sonne,Ich träume manch GedichtVon ihrer Strahlenwonne –Sie aber sieht mich nicht.
Auf keinen Fall gestehe Du der Mittelmäßigkeit was zu. Hast Du Dich erst mit ihr vertragen, dann wird´s Dir bald bei ihr behagen, bis Du dereinst, Du weißt nicht wie, geworden bist, so flach wie sie.
O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt;Der Priester bist du, der mit reinen HändenDen Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden,Und heil´ge Namen schreibt ans Sternenzelt.Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt,Ein Purpur wird´s, den keiner wagt zu schänden,Ein Demantschild, gefeit an allen Enden,Von dem zurück der Pfeil des Spottes schnellt.Wohl höhnt die Welt in blödem FrevelmuteManch großes Herz, das ihr doch alles gab, Was schön und reich in seiner Tiefe ruhte:Da schwebst, ein Trostesengel, du herab,Und rührst es sacht, daß es nicht fürder blute,Und pflanzest ew´gen Lorbeer auf das Grab.