Daß holde Jugend nur zur Liebe tauge,Ich weiß es wohl, und daß mein Lenz entschwand;Doch sehn´ ich mich nach einem treuen Auge,Doch sehn´ ich mich nach einer weißen Hand.Nach einem Auge, das mit hellem ScheineAufleuchte, wenn mein Tiefstes ich enthüllt, Und das in jenen bängsten Stunden weine,Wo meines sich nicht mehr mit Thränen füllt;Nach einer Hand, die hier und dort am WegeMir einen Zweig noch pflücke, herbstesfarb,Die mir zum Rasten weich die Kissen lege,Und mir die Wimpern schließe, wenn ich starb.
Durch die wolkige MaiennachtGeht ein leises Schallen,Wie im Wald die Tropfen sachtAuf die Blätter fallen.Welch ein ahnungsreicher DuftQuillt aus allen Bäumen!Dunkel webt es in der LuftWie von Zukunftsträumen.Da, im Hauch, der auf mich sinkt,Dehnt sich all mein Wesen,Und die müde Seele trinktSchauerndes Genesen.Müde Seele, hoffe nur!Morgen kommt die SonneUnd du blühst mit Wald und FlurHell in Frühlingswonne.
O Tod, du bist der wahre Fürst der Welt;Der Priester bist du, der mit reinen HändenDen Kranz der bleichen Stirn vermag zu spenden,Und heil´ge Namen schreibt ans Sternenzelt.Das Linnentuch, zu deinem Dienst bestellt,Ein Purpur wird´s, den keiner wagt zu schänden,Ein Demantschild, gefeit an allen Enden,Von dem zurück der Pfeil des Spottes schnellt.Wohl höhnt die Welt in blödem FrevelmuteManch großes Herz, das ihr doch alles gab, Was schön und reich in seiner Tiefe ruhte:Da schwebst, ein Trostesengel, du herab,Und rührst es sacht, daß es nicht fürder blute,Und pflanzest ew´gen Lorbeer auf das Grab.
Es ist das Glück ein flüchtig Ding,Und war´s zu allen Tagen;Und jagtest du um der Erde Ring,Du möchtest es nicht erjagen.Leg´ dich lieber ins Gras voll DuftUnd singe deine Lieder;Plötzlich vielleicht aus blauer LuftFällt es auf dich hernieder.Aber dann pack´ es und halt´ es festUnd plaudre nicht viel dazwischen;Wenn du zu lang´ es warten läßt,Möcht´ es dir wieder entwischen.
Was du gründlich verstehst, das mache!Was du gründlich erfuhrst, das sprich!Bist du Meister im eignen Fache,Schmäht keine Schweigen im fremden dich.Das Reden von allem magst du gönnen,Denen, die selbst nichts machen können!
Es gibt wohl manches, was entzücket,Es gibt wohl vieles, was gefällt,Der Mai, der sich mit Blumen schmücket,Die güldne Sonn´ im blauen Zelt.Doch weiß ich eins, das schafft mehr Wonne,Als jeder Glanz der Morgensonne,Als Rosenblüt´ und Lilienreis;Das ist, getreu im tiefsten SinneZu tragen eine fromme Minne,Davon nur Gott im Himmel weiß.
Ich wähle mir den Liebesgott zum Schenken,Er füllt den Becher mir aus ZauberkrügenUnd weiß das Herz in seliges Genügen,Den Sinn in süßen Taumel zu versenken.Auch lehrt er mich, zu holdem AngedenkenDen Wein zu schlürfen in bedächt´gen Zügen,Zu zartem Gruße Reim in Reim zu fügenUnd sanft der Musen weißes Ross zu lenken.Und wenn des Abends Schatten sich verbreitenUnd müd´ ich ruhe von des Tages Genusse,Erregt er sacht der Zither goldne Saiten.Da muß im Schlaf gleich Wimpeln auf dem FlusseManch hohes Traumbild mir vorübergleiten,Bis mich der Morgen weckt mit ros´gem Kusse.
Ach, du fliehst vergebensWas dich härmt und kränkt:Keinem wird des LebensBittrer Zoll geschenkt.Wenn der erste süßeJugendleichtsinn schwand,Bleibt dir an die FüßeStets ein Weh gebannt.Zu den höchsten Matten,Unter´s stille DachWandelt, wie dein Schatten,Dir die Sorge nach.Mischt zu jedem GlanzeSich als Nebel still,Nagt an jedem Kranze,Der dir blühen will;Bis du, unter Schmerzen,An durchkämpftem TagDir errangst im Herzen,Was sie bänd´gen mag:Muth, der sturmentgegenNeuen Pfad sich bahnt,Demuth, die den SegenAuch im Trübsal ahnt.
Das ist ein trostlos Silbenstechen,Mißtrauen hier, Verstimmung dort;Sie möchten wohl von Sühnung sprechen,Doch keiner trifft das rechte Wort.So wächst die Kluft von Tag zu Tage,Man reizt und höhnt, man trutzt und schmollt,Ob draußen auch mit dumpfem SchlageVernehmlich schon das Wetter grollt.Erhitzt bekämpfen sich die ReihenZur rechten und zur linken Hand,Und überm Hader der ParteienDenkt keiner mehr ans Vaterland.
Mein Herz ist wie die dunkle NachtSüße Ruh, süßer Taumel im Gras, Von des Krautes Arome umhaucht, Tiefe Flut, tief tief trunkne Flut, Wenn die Wolk am Azure verraucht, Wenn aufs müde, schwimmende Haupt Süsses Lachen gaukelt herab, Liebe Stimme säuselt und träuft Wie die Lindenblüt auf ein Grab. Wenn im Busen die Toten dann, Jede Leiche sich streckt und regt, Leise, leise den Odem zieht, Die geschlossne Wimper bewegt, Tote Lieb, tote Lust, tote Zeit, All die Schätze, im Schutt verwühlt, Sich berühren mit schüchternem Klang Gleich dem Glöckchen, vom Winde umspielt. Stunden, flüchtger ihr als der Kuß Eines Strahls auf den trauernden See, Als des ziehenden Vogels Lied, Das mir nieder perlt aus der Höh, Als des schillernden Käfers Blitz, Wenn den Sonnenpfad er durcheilt, Als der heisse Druck einer Hand, Die zum letzten Male verweilt. Dennoch, Himmel, immer mir nur Dieses eine mir: für das Lied Jedes freien Vogels im Blau Eine Seele, die mit ihm zieht, Nur für jeden kärglichen Strahl Meinen farbig schillernden Saum, Jeder warmen Hand meinen Druck, Und für jedes Glück meinen Traum.