Dir zürnen, daß du mich verlassen? –Beim Himmel, nein! wie sollt´ ich das?War´s deine Schuld, mich nicht zu fassen?Verdient ein blinder Irrthum Haß?Besäße dein Gemüth die Schwingen,Zu schweben auf des meinen Spur,Dann ließest du mich dir entringenMit deinem eignen Leben nur!Wen also hätt´ ich anzuklagen ?Dich, daß dein Herz so schwach und klein?Davon kannst du die Schuld nicht tragen!Wie du´s empfangen, blieb es dein.Fahr hin! als der Vergebung BlütheRankt sich der Wunsch noch himmelan,Daß Gott fortan dein Glück behüte,Weil´s meine Liebe nicht mehr kann.
Wenn Mehlthau auf die Blume fiel,Da sinkt sie ohne Hoffen,Und ward ein Baum des Blitzes Ziel,Stürzt er, zu Tod getroffen.Und wenn in einer MenschenbrustErregt die Qualen werden,Da ist ihr´s innig tief bewußt,Daß Heilung nicht auf Erden.Dem Baum, der Blume wird sofortDie stille Ruh gegeben,Das Menschenherz allein lebt fortSein täglich sterbend Leben.
Denke der eig´nen Fehler und Schwächen,Wenn du dem Freund, dem Irrenden, grollst!Schwanke nicht erst, ob die Unbill zu rächen,Ob du in Milde vergeben sie sollst.Was dir zum Trost und zur Freude gegeben,Selber verkehrend in Unheil und Fluch,Bringest du sonst in dein innerstes Leben,Störrischen Sinnes, den qualvollen Bruch.
Wenn des Winters starrer TraumBerg und Flur mit Schnee bedecket,Jeder dürre Zweig am BaumJammernd sich gen Himmel strecket:Kannst du da begreifen, sag Wie nach wen´gen MondesneigenDer jetzt frosterstarrte HagEinen Blüthenflor wird zeigen?Doch du weißt, der lichte TrostNaht auf unsichtbaren WegenUnd im rauhen WinterfrostLächelst du dem Lenz entgegen.Und so kann, so kann auch ichNicht begreifen und nicht fassen,Wie in meiner Seele sichNoch ein Glück wird ziehen lassen.Doch ich weiß: zur Wonne geht,Wer da wallt auf Dornenbahnen,Und durch meinen Winter wehtEin tief selig Frühlingsahnen!
Seht dort den Regentropfen beben An jenes Baumes dunkelm Stamm! Als Demant glänzt er hell im Schweben, Doch sinkt er nieder, wird er Schlamm. – Allein, ihn wieder aufzuraffen Und ihn, der farblos erst und fahl, Aufs Neu´ zum Demant umzuschaffen, Genügt´s an einem Sonnenstrahl. So zittert auch am Baum des Lebens Das Frauenherz im Sturm der Welt, Sein Ringen, Kämpfen ist vergebens, Zu schwach ist seine Kraft, es fällt! Doch um sich leuchtend zu erheben, Von seinem tiefen Sündenfall, Und ätherklar empor zu schweben Braucht es nur einen Liebesstrahl.
Nenne dich nicht einsam!Nein, du bist es nicht,Da uns ja gemeinsamLeid und Lieb verpflicht!Daß in PurpurscheinenBlüh´ dein welker Kranz,Leiht mein Herz dir seinenAbendsonnenglanz.
Wenn ein Kranker schlummernd liegt,Mild von Traumesarm gewiegt,Schweigen Alle im Gemache,Daß der Arme nicht erwache.Leis´ ihr Hauch und stumm der Mund,Kaum berührt ihr Fuß den Grund –Und der Kranke schlummert weiter,Ruhbeseligt, traumesheiter.Innig fleh´ ich jetzt zu dir:Halte du es so mit mir,Mit dem tieferschöpften Herzen,Das entschlummert ist voll Schmerzen.Halb verblutet schläft es fort;Weck´ es nicht mit deinem Wort!Trage schonendes ErbarmenMit dem kranken, müden, armen!Willst du´s wecken, sei´s zum Glück;Kannst du dies nicht, tritt zurück!Gieße Gift nicht in die NeigeMeines Lebens! Schweige! Schweige!
Gieb es auf, mir deine Pein,Stolzen Sinnes, zu verhehlen!Andre täuschen mag der Schein,Doch nicht schmerzverwandte Seelen!Diese sind, ob auch ihr BundFremdem Aug´ nicht sichtbar scheine,Auf dem weiten ErdenrundEine mystische Gemeine.Wer an seines Glückes Bahr Hielt die ernste Todtenwache,Zählt zu der geweihten Schaar,Und versteht des Schmerzens Sprache.Und die Brüder kennen sichAn geheimen Ordenszeichen,Wenn sie, wie jetzt du und ich,Still bewegt die Hand sich reichen.
Wenn dich bittres Weh durchfuhr,Trachte dann, eh´ dich´s bezwungen,Zu verfolgen seine SpurBis zum Quell, dem es entsprungen.Findest du dann, daß der Gram,Störend deiner Nächte Schlummer,Von dem Schicksal zu Dir kam,So bezwinge deinen Kummer.Denkend, daß des Schicksals WitzNeu will sein an jedem MorgenUnd daß drum ein gleicher BlitzKünftig nicht mehr zu besorgen.Wohl verschieden ist der Fall,Doch nicht größer sei die Beugniß,Nennt dich Ursach Deiner QualDeines Geist´s wahrhaft´ges Zeugnis.Suche dann ohn´ Ruh und RastDeinen Fehler zu entdecken;Wenn du ihn gefunden hast,Wirf hinaus den dunklen Flecken!Kämpfe, bis, was dich bethört,Du besiegt und überwunden.Ist sein böser Keim zerstört,Ist das Unglück bald verschwunden.So kannst du in jeder Art,Hoffend glauben, daß das Leiden,Trübend deine Gegenwart,Deine Zukunft werde meiden.
In deiner Stimme bebt ein Klang,Der mich so tief erschüttert,Daß mir im Auge, selig bang,Die Thräne glänzt und zittert.Ich frage nicht: Wird mir dein WortSchmerz oder Glück bereiten? Der süße Ton hallt in mir fortFür alle Ewigkeiten!