Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöschtbald wird auch die Sonne vereisenin der Januarnebelwandsetz deine Gedanken dort in den Kahnvon Fischern an den Strand geschobenzum Winterschlafhäng deine Gedankenin das kahle Astwerk der Bäumeunter den Orgeltönen der rauhen Seeerst auf dem Rückweghol sie dir wiedersammel sie einGeläutert
So lang uns noch die Jugend blüht,Ergreift oft, ehe wir´s gedacht,Grundlose Trauer das Gemüt,Und unsre Thränen fließen sacht.Doch wem des Alters EulenflugDie Stirne streifte kalt und schwer,Zur Trauer hätt´ er Grund genug,Nur hat er keine Thränen mehr.
Nenne dich nicht einsam!Nein, du bist es nicht,Da uns ja gemeinsamLeid und Lieb verpflicht!Daß in PurpurscheinenBlüh´ dein welker Kranz,Leiht mein Herz dir seinenAbendsonnenglanz.
Wiesengrund und Bergeshöh Liegen wie begraben,Auf dem schimmernd weißen SchneeTummeln sich die Raben.Mag die Sonne auch ihr LichtFernehin entsenden,Es erquickt und wärmet nicht,Kann nur schmerzlich blenden.Dicht vor meinem Fenster stehtEine schlanke Linde,Mit Demanten übersä´tStöhnet sie im Winde.An die Scheiben pocht sie leis´,Leis´ wie Glöckchen läuten;Was sie sagen will, ich weißMir es wohl zu deuten.Arme Linde! Tag und NachtScheinst du mir zu klagen:»Dürft ich doch, statt todter Pracht,Wieder Blüthen tragen!«
Wähne nicht, daß in dem Weltgewühle,Je ein Herz so wie das Deine fühle,Daß ein andres folge Deiner Spur.Wähne nicht, in sehnendem Umschlingen,Andrer Herzen also durchzudringen,Daß sie mit dem Deinen eines nur. Einsam bist du, ob die bunte Menge,Lobend oder tadelnd Dich umdränge,Einsam in dem Kampf wie in der Ruh.Einsam, bei der Freunde Scheinerbarmen,Einsam selbst in Deines Liebsten Armen,Denn sie alle sind nur sie, nicht Du. Lerne drum, aus ihrem Kreis verschwinden,Dich in Deiner eigenen Brust zurechtzufinden,Lerne Du, Dein eigener Freund zu sein!Alle Schwüre, die sie Dir versprechen,Unwillkürlich werden sie sie brechen.Deines Lebens Losung heißt: Allein!
Seht dort den Regentropfen beben An jenes Baumes dunkelm Stamm! Als Demant glänzt er hell im Schweben, Doch sinkt er nieder, wird er Schlamm. – Allein, ihn wieder aufzuraffen Und ihn, der farblos erst und fahl, Aufs Neu´ zum Demant umzuschaffen, Genügt´s an einem Sonnenstrahl. So zittert auch am Baum des Lebens Das Frauenherz im Sturm der Welt, Sein Ringen, Kämpfen ist vergebens, Zu schwach ist seine Kraft, es fällt! Doch um sich leuchtend zu erheben, Von seinem tiefen Sündenfall, Und ätherklar empor zu schweben Braucht es nur einen Liebesstrahl.
Alte, neue Poesie, – Was ist d´rüber nicht zu lesen! G´rade so, als wären sie Eines nicht im tiefsten Wesen! G´rade so, als wenn der Strahl, Den Horaz einst liebvoll hegte, Heute nicht wie dazumal In des Dichters Brust sich regte! Laßt ihr Guten! immerhin Eure Silbenstecherfehde. Alt und neu hat keinen Sinn, Wenn von Ewigem die Rede!
Mein ganzes SeinIst eine Wunde!Gedenkst du meinZu dieser Stunde?Fühlst du den Kuß,Den ich die sende?Den AbschiedsgrußVor nahem Ende?Und ahnst du, sprich!Die Glut der Seele,Mit der ich dichDem Herrn empfehle?Und weißt du auch,Was ich singe,Ein Opferhauch,Den ich dir bringe?In wilder PeinFlammt meine Wunde!Gedenkst du meinZu dieser Stunde?
Die hier im dunkeln Grabesschoße ruht, Nach langen Kampfes Mühsal und Beschwerde, Wie jedes andre arme Kind der Erde War sie ein Doppellaut von Schlimm und Gut. Nichts unterschied sie von der großen Schar, Behaglich atmend in der Lüge Brodem, Als daß die Wahrheit ihrer Seele Odem, Und daß getreu bis in den Tod sie war.
Dir zürnen, daß du mich verlassen? –Beim Himmel, nein! wie sollt´ ich das?War´s deine Schuld, mich nicht zu fassen?Verdient ein blinder Irrthum Haß?Besäße dein Gemüth die Schwingen,Zu schweben auf des meinen Spur,Dann ließest du mich dir entringenMit deinem eignen Leben nur!Wen also hätt´ ich anzuklagen ?Dich, daß dein Herz so schwach und klein?Davon kannst du die Schuld nicht tragen!Wie du´s empfangen, blieb es dein.Fahr hin! als der Vergebung BlütheRankt sich der Wunsch noch himmelan,Daß Gott fortan dein Glück behüte,Weil´s meine Liebe nicht mehr kann.