Daß ich dich liebe tief und heiß,Das hab ich oft empfunden,Wenn deiner Nähe ZauberkreisGlückatmend mich umwunden;Wenn mich dein Arm so fest umschlang,Dein Wort in seiner SüßeZu meinem tiefsten Herzen drang,Wie tausend Jenseitsgrüße.Doch daß du selbst mein innerst SeinUnd Herz von meinem Herzen,Daß du nur in der Seele meinWach rufest Lust und Schmerzen,Daß du ein heil’ger Engel bist,Für mich als Mensch geboren,Das weiß ich erst seit kurzer Frist:Erst seit ich dich verloren.
Wenn des Winters starrer TraumBerg und Flur mit Schnee bedecket,Jeder dürre Zweig am BaumJammernd sich gen Himmel strecket:Kannst du da begreifen, sag Wie nach wen´gen MondesneigenDer jetzt frosterstarrte HagEinen Blüthenflor wird zeigen?Doch du weißt, der lichte TrostNaht auf unsichtbaren WegenUnd im rauhen WinterfrostLächelst du dem Lenz entgegen.Und so kann, so kann auch ichNicht begreifen und nicht fassen,Wie in meiner Seele sichNoch ein Glück wird ziehen lassen.Doch ich weiß: zur Wonne geht,Wer da wallt auf Dornenbahnen,Und durch meinen Winter wehtEin tief selig Frühlingsahnen!
Als uns´rer Seelen AeolsharfensaitenVom Gotteshauch der Liebe laut erklangen,Als uns´re Geister glühend sich durchdrangen,Nicht wahr, mein Freund! Das waren schöne Zeiten!Das ist vorbei, und jene Seligkeiten,Zu süß in ird´schem Gefild´ zu prangen,Sie sind in Nacht und Tod dahingegangenAls ich dein schwankend Herz sah von mir gleiten.Doch, ob auch liebeleer nun deine Brust;Ein starkes Band wird ewig uns vermählen,Im Innersten ist´s trostvoll mir bewußt:Denn ewig werden uns´re düstern Seelen,Gefall´nen Engeln ähnlich, von der LustVerlornen Edens trauernd sich erzählen.
Wie süß du meiner Seele bist,Ich weiß es nicht zu sagen!Was still in meinem Innern sprießt,Will nicht an´s Licht sich wagen.Vom Lenze, der in meiner BrustGeweckt ein neues Leben,Vermag ich, wollend und bewußt,Den Schleier nicht zu heben.Es sei! Wozu versucht ich auchIhn absichtsvoll zu lüften?Du merkst den warmen FrühlingshauchAn seinen linden Düften.In meinen feuchten Augen siehstDu Licht des Morgens tagen –Wie süß du meiner Seele bistBrauch´ ich dir nicht zu sagen!
Wähne nicht, daß in dem Weltgewühle,Je ein Herz so wie das Deine fühle,Daß ein andres folge Deiner Spur.Wähne nicht, in sehnendem Umschlingen,Andrer Herzen also durchzudringen,Daß sie mit dem Deinen eines nur. Einsam bist du, ob die bunte Menge,Lobend oder tadelnd Dich umdränge,Einsam in dem Kampf wie in der Ruh.Einsam, bei der Freunde Scheinerbarmen,Einsam selbst in Deines Liebsten Armen,Denn sie alle sind nur sie, nicht Du. Lerne drum, aus ihrem Kreis verschwinden,Dich in Deiner eigenen Brust zurechtzufinden,Lerne Du, Dein eigener Freund zu sein!Alle Schwüre, die sie Dir versprechen,Unwillkürlich werden sie sie brechen.Deines Lebens Losung heißt: Allein!
Du schiltst, daß ich mein Leben verträumt,Statt froh es zu genießen?Daß ich die Blumen zu pflücken versäumt,Die rings am Wege sprießen?So sprechend dünkst du dich klug, wie klug!Daß Bessres du erkoren,Indess an Wahn und Täuschung und TrugIch Jahr um Jahr verloren.Glaub mir! es hielt mich des Traumes MachtSo ehern nicht umschlungen,Daß ich nicht manchmal plötzlich erwachtAus seinen Dämmerungen.Doch sieh! da schien mir all euer GlückNur Glitzern flücht´gen Schaumes,Und, Schön´res suchend, floh ich zurückIns gold´ne Reich des Traumes!
Das Meer hat die Spuren des Sommers gelöschtbald wird auch die Sonne vereisenin der Januarnebelwandsetz deine Gedanken dort in den Kahnvon Fischern an den Strand geschobenzum Winterschlafhäng deine Gedankenin das kahle Astwerk der Bäumeunter den Orgeltönen der rauhen Seeerst auf dem Rückweghol sie dir wiedersammel sie einGeläutert
Gieb es auf, mir deine Pein,Stolzen Sinnes, zu verhehlen!Andre täuschen mag der Schein,Doch nicht schmerzverwandte Seelen!Diese sind, ob auch ihr BundFremdem Aug´ nicht sichtbar scheine,Auf dem weiten ErdenrundEine mystische Gemeine.Wer an seines Glückes Bahr Hielt die ernste Todtenwache,Zählt zu der geweihten Schaar,Und versteht des Schmerzens Sprache.Und die Brüder kennen sichAn geheimen Ordenszeichen,Wenn sie, wie jetzt du und ich,Still bewegt die Hand sich reichen.
Was dir zumeist am Herzen nagt? O prüfe dich! du wirst gestehen, Das Leid nicht ist´s, das dir geschehen, Und nicht die Sorge, die dich plagt. Du könntest sie zur Not vergessen, Doch nimmermehr das Traumbild dessen Was dein Geschick dir streng versagt. Nur dieses, und nur dies allein, Steht immerdar vor deinen Augen, Es darf dir Kraft und Mut entsaugen, Zerrütten dir dein innerst Sein; O Thorheit! Thorheit, unermessen! Für Güter, die du nie besessen, Erträgst du des Verlustes Pein!
Mir ist als legten leiseSich Nebel um mich her,Vom bunten MenschenkreiseMich scheidend mehr und mehr.Erinnerungen sind es,Aus Lust und Leid gewebt,Die man, will´s ein gelindesGeschick, mit mir begräbt!Mir ist, als brauste, grollteUm mich ein Ocean,Den ich, wie gern ich wollteNicht überbrücken kann.Dieß Meer, deß banger KlageDie Seele träumend lauscht,Es sind die fernen Tage,Die an mir hingerauscht!Vereinsamt im Gewühle,Das rastlos drängt und schafft,Vergangenheit! wie fühleIch mich in deiner Haft!Erschöpft vom Lebensstreite,Den Wunsch auf nichts gestellt,Ein dunkler Schatten gleiteIch durch die blüh´nde Welt!