Als siehst Du in ein Buch hinein,Und des blassen Papieres heller ScheinLiegt Dir im Gesicht, und bleich wie SteinWird Deine Stirn von des Buches Licht.So gehst Du im Herbst den Weg, den hellen.Die Bäume stehen wie wächserne Zellen,Durchsichtig wie Körbe, lose geflochten,Vom Licht durchflackert an allen Stellen;Sie sind gleich Kerzen mit langen Dochten.Und bleich beschienen von fremden Schmerzen,Geht jeder unter den Bäumen hin,Bleich, als trägt er die Last von Eisen und Erzen,Und liest erblaßt des Lebens Sinn.
Ich fühle deine Hände im Haus,Sie gehen wie Blut durch die WändeUnd teilen ihre Wärme aus,Sie bereiten mitten im AlltagslärmeMir täglich einen Hochzeitsschmaus,Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandelnUnd zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,So müssen sie immer feurig handeln.Ich fühle deine geliebten Hände,Sie geben ihren Puls dem HausUnd gehen wie Wärme durch meine Wände.
Meine Ohren horchen in die Nacht,Wie der Regen seinen Tanzschritt macht.Ruhe, eine der uralten Ammen,Singt ihr Lied mit Dunkelheit zusammen,Und der Regen tanzt auf flinken Füßen.Alle handeln wie die Herzen müssen,Alle wandeln frisch und unverfroren.Nur die Liebe wird mit Angst geboren,Nur der Sehnsucht ruhen nie die Ohren.
Rühr´ im Schlaf an deine Wangen,Hangen Tropfen an den Kissen,Du und ich allein nur wissen:Unser Sehnen hat vereintHeiß sich in den Schlaf geweint.Ach, mein Herz wie´s liebt und leidet!Spür es leis als Mond verkleidetWeiß an deiner Tür.Sehnsucht muß mit hellen HändenNoch im Schlaf dein Zimmer blenden,Und die blanken Scheiben schickenBlicke, die tags dunkel bleiben;Wo sie ungesehen fielen,Steigen Lichter aus den Dielen. Schweigen müssen Uhr und Zeit,Sehnsucht spielt auf blauen Geigen,Und wie einst auf MärzenauenWerden Balken in den RäumenWieder kühn zu Knospenbäumen.Und auch taut im Mond wie EisLautlos deines Spiegels Glas,Will mir Heimlichkeiten zeigen,Die der Spiegel nie vergaß,Er, der zärtliche Vertraute,Der nur lebt von deinen AugenUnd in deine Sehnsucht schaute.Dicht an deinen weißen WangenWill ich deinen Atem fangen.Was die Scham mir nicht gestand,Küß ich aus dem Schlaf der kleinen, zagen, zahmen Hand.Rötet Morgen sich im Land,Auf dem roten Dach der WeltTötet sich der Mond gelassen;Und wer ahnt in lauten Gassen,Daß, wo Sehnsucht hingestellt,Sich noch nachts das Pflaster hellt,Und mein Herz, als Mond verkleidet,Nächtlich blinde Wünsche weidet.
Wunschlose SeligkeitStrömt deine Nähe über mich.Der Alltag wird zur Sonntagszeit,Unsterblich schlingt das Leben sichUm uns. Und MenschengöttlichkeitFühl´ ich bei dir durch dich.Was einst gewesen, weiß ich kaum.Die enge Welt wird weiter Raum.Und Holz wird Eisen, Eisen HolzUnd Stolz wird Demut, Demut Stolz.Gar wunderbare WeisenSingt dann bei seinem KreisenMein Blut im Paradies für mich.Es haben alle Wünsche Ruh´, –Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Ich möchte mir Freuden wie aus roten Steinbrüchen brechen,Möchte Brücken schlagen tief in die Wolken hinein;Möchte mit Bergen sprechen wie Glocken in hohen Türmen,Wie Laubbäume ragen und mit den Frühlingen stürmenUnd wie ein dunkler Strom der Ufer Schattenwelt tragen.Fiel gern als Abenddunkel in alle Gassen hinein,Drinnen Burschen die Mädchen suchen und fassen.Möchte rollend das Blut aller Verliebten seinUnd von Liebe und Sehnsucht niemals verlassen.
Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht.Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster.
Es sind nicht die Wunden, die uns müde machen,Nicht der Jahre Meilen, die Du abgefunden,Nicht Vergangenheit, darinnen unser Lachen,Feierlichkeit und die Taten hingeschwunden.Es sind unsre Freuden, die uns in den Händen jäh erstarrten,Die nicht ausharrten, gleich den Himmelswänden,Die wie Bäume, roh entwurzelt, in dem GartenAn dem Boden liegen und verendenUnd die Träume nicht mehr sorglos wiegen.Bäume lassen plötzlich alle Blätter fliegen,Stehen nackt, wie Galgen, an den leeren Gassen.Nebel balgen sich, so vorher Vögel singend saßen,Stümpfe, kreuz und quer, ringen mit den Stürmen,Bis sie stürzen, gleich gefällten Türmen.So sind unsere Freuden, die sich tanzend schürzen,Und wie Henker täglich uns um Köpfe kürzen.
Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,Und leicht schwebt über der goldenen HelleDes Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,wie die Käfer trunken, und finden nicht mehr heraus.