Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Der Abendhimmel leuchtet wie ein Blumenstrauß;Wie rosige Wicken und rosa Klee sehen die Wolken aus.Den Strauß umschließen die grünen Bäume und Wiesen,Und leicht schwebt über der goldenen HelleDes Mondes Sichel wie eine silberne Libelle.Die Menschen aber gehen versunken tief drinnen im Strauß,wie die Käfer trunken, und finden nicht mehr heraus.
Die Schmetterlinge ziehen durch den GartenWie Blumen, die von ihren Stengeln fliehen,Und Rosen, wie mein Herz erhitzt und schwer,Gaben im Duft die volle Seele her.Sie locken süß an allen heißen Wegen,Die Sonne aber trägt mein Feuer dir entgegen.
Ein kahler Stein nackt wie ein KnochenLiegt grinsend auf des Baches Grund,Die Wasser ziehn ununterbrochen,Bereden ihn mit schnellem Mund.Er wird zum Antlitz blaß und düster,Sieht zu mir auf von Schmerz gespannt,Der Wellen unnützes GeflüsterHat einen Namen mir genannt.Ein tot Gesicht als Stein noch wartetAuf das was einst mein Mund versprach;Das Leben hat mit uns gekartet,Mein Fleisch war stark, der Wille schwach.Viel Schritte haben sich verloren,Der Weg ist lang, der Weg ist wild,Manch Echo klagt in meinen Ohren,Auf manchem Stein da bleicht ein Bild.
Ich möchte mir Freuden wie aus roten Steinbrüchen brechen,Möchte Brücken schlagen tief in die Wolken hinein;Möchte mit Bergen sprechen wie Glocken in hohen Türmen,Wie Laubbäume ragen und mit den Frühlingen stürmenUnd wie ein dunkler Strom der Ufer Schattenwelt tragen.Fiel gern als Abenddunkel in alle Gassen hinein,Drinnen Burschen die Mädchen suchen und fassen.Möchte rollend das Blut aller Verliebten seinUnd von Liebe und Sehnsucht niemals verlassen.
Die Nacht macht alle Bäume gleich,Sie stehen wie die dunklen MauernVon einem unterirdischen ReichUnd wie Gestalten, die am Wege kauern.Doch ihre Frühlingsgeister halten mit dir Schritt.Sie senden Blütenrauch im Dunkeln herUnd gehen abwechselnd am Wege mit,Und sie verlassen dich nur schwer.Nie sind der Frühlingsnacht die Wege leer.
Die weißen Nebel umschwimmen den Morgenwald.Der Wald, der sonst in Felder schaut,Steht wie ein finster Haus aus Luft gebaut.Die Blätter schleppen noch Tropfen und Grau,Es regnet Nebel und regnet Tau.Die Nebel umwaschen den Waldesrand,Jedes Blatt wird eine gebadete Hand.Gerade und senkrecht stehen die Eichen,Die dem Morgen die eisernen Hände reichen.Es öffnet der Morgen die Waldtore breit,Und alle Wege sind sicher und weit.Hell sieht Dein Auge die Ferne kommen,Dein Blut hat frischen Schritt genommen.Und der Morgen geht Dir durch den Leib,Als wär´ er die Sehnsucht von einem Weib.
Du gabst mir deinen kleinen, weichen Leib,Du lagst so opfernd still.In deinem Leibe müssen Lippen ruhn,Die sehnen sich, mir wohlzutunUnd mein Geschlecht zu küssen.
Sommermonde machen Stroh aus Erde,Die Kastanienblätter wurden ungeheuer von Gebärde,Und die kühnen Bäume stehen nicht mehr auf dem Boden,Drehen sich in Lüften her gleich den grünen Drachen.Blumen nahen sich mit großen Köpfen und scharlachen,Blau und grün und gelb ist das Gartenbeet, hell zum Greifen,Als ob grell mit Pfauenschweifen ein Komet vorüberweht.Und mein Blut, das atemlos bei den sieben Farbenstreifen stille steht,Fragt sich: wenn die Blum´, Baum und Felder sich verschieben,Ob zwei Menschen, wenn die Welt vergeht,Zweie, die sich lieben, nicht von allen Wundern übrig blieben.
Ein früher Abend schleicht im Haus herum,Er löscht die Farbe deiner Wangen ausUnd hängt dir seine Blässe um.Maibäume stehen im Regen gebückt,Die Berge dampfend voll Wolken wehen,Deine Brust ist dumpf wie der Abend bedrückt.Das Dunkel geht nicht aus den Dingen heraus,Dein Gesicht allein leuchtet weiß hinausUnd sieht starr wie die Maske des Kummers aus.