Fern, irgendwo im Himmelblau, Ein sonderzartes Land. Die Heiden weiß, Besprossen lilaklare Primelblüten. Blüten groß, offen erschlossen, Augen, weite Augen, die an Tränen saugen, Sanfte Augen, die ein Paradies behüten. Mit weißen Fingern Ein stilles Kind Spielt mit den Primeln, Lacht mit dem Wind. Zaudernd auf schleichenden Zehen, Über die Blüten, Weiße Rudel Von weißen Rehen. Alles so licht und so eigen. Einsam entblättert das Schweigen.
Sehnsucht gab mir ihr weites Kleid,Seine Naht ist lang wie die Ewigkeit.Streicht die Sehnsucht um das Haus,Trocknen die plaudernden Brunnen aus;Die Tage kommen wie Tiere daher,Du rufst ihre Namen, sie atmen nur schwer;Du suchst dich im Spiegel, der Spiegel ist leer,Hörst nur der Sehnsucht Schritt,Du selbst bist nicht mehr.
O Grille, sing,Die Nacht ist lang.Ich weiß nicht, ob ich leben darfBis an das End von deinem Sang.Die Fenster stehen aufgemacht.Ich weiß nicht, ob ich schauen darfBis an das End von dieser Nacht.O Grille, sing, sing unbedacht,Die Lust geht hin,Und Leid erwacht.Und Lust im Leid, -Mehr bringt sie nicht, die lange Nacht.
Über den leeren mächtigen BäumenHängen die schmächtigen Sterne,Umdrängen den Mond im Kreise.Sehnsüchte leben auch in den prächtigen Himmelsräumen,Und auch Gestirne kommen aus ihrem Geleise.Keine Sonne, kein Stern kann sich der Sehnsucht erwehren,Alle Leben leiden und lachen auf gleiche Weise.Leben heißt Sehnsucht verehren;Niemals der Tod, die Geliebte allein kann dir Ruhe bescheren.
Die Sonne war wieder einmal am Ziel.Wie ein Apfel, der golden ins Dunkel fiel,So löste sie sich aus den Wolken losUnd sank den Hügeln in den Schoß.Die Lerchen schliefen schon im Feld.Wir gingen einsam durch die WeltMit Lippen und mit Wangen rot;Die kannten weder Schlaf noch Tod.Ein Vogel jählings schrie im Schlaf,Sein Ruf uns beide schreckhaft traf,Wie ein Gedank´, der aufgewacht,Einer, der Angst hat vor der Nacht.Die Fledermaus, die kreuzte vorbei,Und immer einsamer gingen wir zwei.Der Wald und Acker schrumpften ein,Und alles ward im Dunkel klein.Wir fühlten plötzlich wunderbar,Daß jeder Halm entschlummert war,Und dachten beide darüber nach:Warum bleibt stets die Sehnsucht wach?
Ein Herz, das in Liebezu deinem Herzen hältEin Stückchen sinkender MondSchaut über den Ackerrand,Als vergräbt den MondEine unsichtbare Hand.Weit ins LandHängt Stern bei Stern in der Luft,Und sie alle sinken baldWie der Mond in die Ackergruft.Wo am Tage die Wege,Berge und Brücken winken,Hocken Laternen im Dunkel,Die wie kleine Spiegel blinken.Sie alle verlöschenUnd brennen nur ihre Zeit,Dunkelheit aber steht hinter den DingenUnd läßt nichts erkennen,Als ein dunkles Kommen,Vorüberrennen und Dingebenennen.Und kein TagUnd kein Licht kann frommen;Nie wird die DunkelheitDer Welt ganz fortgenommen.Nur ein Herz,Das in Liebe zu deinem Herzen hält,Nimmt von dirDie Dunkelheit der ganzen Welt.
Grau verwirrt der leere Wald.Mit tausend blauglühenden Ätheraugen,Hoch durch schwarzen Fichtenbehang,Irren Heere blauer gigantischer Blüten.Von fremden Dolden,Niemand hat je sie belauscht,Blüht jeder Morgen im GraseEisiger Samen.Graue Frauen,Die lautlos im Reigen kamen,Sind lautlos gegangen.Der Bleichen JuwelenStrahlende FädenIrisgrün, irisgolden,Hangen an allen Zweigen.In nackten Kronen singenWachszarte Ströme der Sonne.Um bloße Säulen,Auf weißen Schwingen kreistEinäugig ein Aar,Das Schweigen.
Maimond schwebt über dem FlußUnd liegt mir glatt vor dem Fuß.Das Wasser rückt nicht von der StelleUnd lugt nur hinauf in die Helle.Ich schau übers Flußbett hinüber –Ein Lied schlägt die Brücke herüber.Es lacht eine NachtigallEine Brücke aus Freude und Schall.Es regt sich der Nachtwind im Laub –Es fiel ein Gedanke zum Staub –Maimond aus vergangenen JahrenLiegt streichelnd auf alternden Haaren.Maimond zog mich hin mit VerzückenSacht über die singende Brücken,Und jünger wurde mein Gang,Solange die Nachtigall sang.
Wunschlose SeligkeitStrömt deine Nähe über mich.Der Alltag wird zur Sonntagszeit,Unsterblich schlingt das Leben sichUm uns. Und MenschengöttlichkeitFühl´ ich bei dir durch dich.Was einst gewesen, weiß ich kaum.Die enge Welt wird weiter Raum.Und Holz wird Eisen, Eisen HolzUnd Stolz wird Demut, Demut Stolz.Gar wunderbare WeisenSingt dann bei seinem KreisenMein Blut im Paradies für mich.Es haben alle Wünsche Ruh´, –Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht.Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster.