Die Nacht macht alle Bäume gleich,Sie stehen wie die dunklen MauernVon einem unterirdischen ReichUnd wie Gestalten, die am Wege kauern.Doch ihre Frühlingsgeister halten mit dir Schritt.Sie senden Blütenrauch im Dunkeln herUnd gehen abwechselnd am Wege mit,Und sie verlassen dich nur schwer.Nie sind der Frühlingsnacht die Wege leer.
Ich fühle deine Hände im Haus,Sie gehen wie Blut durch die WändeUnd teilen ihre Wärme aus,Sie bereiten mitten im AlltagslärmeMir täglich einen Hochzeitsschmaus,Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandelnUnd zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,So müssen sie immer feurig handeln.Ich fühle deine geliebten Hände,Sie geben ihren Puls dem HausUnd gehen wie Wärme durch meine Wände.
Wir standen heute still am Zaun von einem fremden Garten,Sah´n hin und sah´n das Wintergras am Teich auf Sonne warten.Im Wasser lag verjährtes Laub gleichwie auf Glas,Am Ufer saß ein Büschel Veilchen jung erblüht im gelben Gras,Und frisches Lilienkraut wuchs grün bei Tuffsteinblöcken,Am Himmel oben gingen Wolken jugendlich in weißen Röcken.Wie wenig Welt tut schon den Augen gut!Nur ein paar Atemzüge lang hat´s Herz dort ausgeruht,Nur ein paar Augenblicke tat es säumen ...Wir sind doch alle in den weiten LebensräumenZaungäste nur bei Wünschen und bei Träumen.
Nun sind wir draußen in der grünen StilleUnd gehen sonder Wille für uns hin.Nur Blätter sprechen laut um uns mit Sausen.Es jagt vor uns des Morgenwindes Brausen,Und Baum und Blätter wollen mit ihm fliehn.Er ist ein Reiter, einer von den Kühnen,Und Schatten winken hinter ihm im Grünen.Vom Haselstrauch und Eichenlaub umgebenSind stille Winkel, wo kein Lufthauch geht;Wo man sich taub hinlegt vom lauten Leben,Und wo das Gras voll Sommerwärme steht.Die Meisen zirpen und die Gräser raunenUnd warten auf den Tag und seine Launen.Man starrt mit ihnen in den Morgenrauch den blauenUnd küßt und könnte überm Küssen gern ergrauen.
Jetzt ist es Herbst,Die Welt ward weit,Die Berge öffnen ihre ArmeUnd reichen dir Unendlichkeit.Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,Die Bäume sehen in den Staub,Sie lauschen auf den Schritt der Zeit.Jetzt ist es Herbst,das Herz ward weit.Das Herz, das viel gewandert ist,Das sich vergnügt mit Lust und List,Das Herz muß gleich den Bäumen lauschenUnd Blicke mit dem Staube tauschen.Es hat geküßt, ahnt seine Frist,Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
Über den leeren mächtigen BäumenHängen die schmächtigen Sterne,Umdrängen den Mond im Kreise.Sehnsüchte leben auch in den prächtigen Himmelsräumen,Und auch Gestirne kommen aus ihrem Geleise.Keine Sonne, kein Stern kann sich der Sehnsucht erwehren,Alle Leben leiden und lachen auf gleiche Weise.Leben heißt Sehnsucht verehren;Niemals der Tod, die Geliebte allein kann dir Ruhe bescheren.
Ich möchte mir Freuden wie aus roten Steinbrüchen brechen,Möchte Brücken schlagen tief in die Wolken hinein;Möchte mit Bergen sprechen wie Glocken in hohen Türmen,Wie Laubbäume ragen und mit den Frühlingen stürmenUnd wie ein dunkler Strom der Ufer Schattenwelt tragen.Fiel gern als Abenddunkel in alle Gassen hinein,Drinnen Burschen die Mädchen suchen und fassen.Möchte rollend das Blut aller Verliebten seinUnd von Liebe und Sehnsucht niemals verlassen.
Wenn wir lieben, sind wir zeitlos,Liegen bei den tiefsten Feuern,Sehen dann von Ferne bloß,Daß die Lebensstunden sich erneuern.Werden wie die Gottheit groß,Fühlend in die Höhen, Tiefen, Breiten,Wissend alles, was vorüberfloßAn den Quellen der Unendlichkeiten.Wissend, liebend jed´ Geschehen,Mitgenießend alles, was die Welt genoß,Sehend, ohne mit dem Aug´ zu sehen,Untergehend und bestehend Schoß im Schoß.
Wunschlose SeligkeitStrömt deine Nähe über mich.Der Alltag wird zur Sonntagszeit,Unsterblich schlingt das Leben sichUm uns. Und MenschengöttlichkeitFühl´ ich bei dir durch dich.Was einst gewesen, weiß ich kaum.Die enge Welt wird weiter Raum.Und Holz wird Eisen, Eisen HolzUnd Stolz wird Demut, Demut Stolz.Gar wunderbare WeisenSingt dann bei seinem KreisenMein Blut im Paradies für mich.Es haben alle Wünsche Ruh´, –Ich weiß nicht mehr, wer bist dann du.Ich weiß nicht mehr, wer bin dann ich.
Da draußen regnet es weit und breit.Es regnet graugraue Verlassenheit.Es plaudern tausend flüsternde Zungen.Es regnet tausend Erinnerungen.Der Regen Geschichten ums Fenster rauscht.Die Seele gern dem Regen lauscht.Der Regen hält dich im Haus gefangen.Die Seele ist hinter ihm hergegangen.Die Insichgekehrte ist still erwacht,Im Regen sie weiteste Wege macht.Du sitzt mit stummem Gesicht am Fenster,Empfängst den Besuch der Regengespenster.