Meine Ohren horchen in die Nacht,Wie der Regen seinen Tanzschritt macht.Ruhe, eine der uralten Ammen,Singt ihr Lied mit Dunkelheit zusammen,Und der Regen tanzt auf flinken Füßen.Alle handeln wie die Herzen müssen,Alle wandeln frisch und unverfroren.Nur die Liebe wird mit Angst geboren,Nur der Sehnsucht ruhen nie die Ohren.
Bin heut im erstarrten Garten gewesen,Wo ich in Deinem Auge einst Lieder gelesen;Wo die Biene den Tropfen Seligkeit sog,Und wie ein Stückchen Himmel der Schmetterling flog.Wo der Mond aufstieg wie der Liebe Lob,Wie ein Herz das sich von der Erde hob,Und wo jetzt die Wurzeln der Blumen verwesen,Hab ich in toten Blättern noch Lieder gelesen.
Die weißen Nebel umschwimmen den Morgenwald.Der Wald, der sonst in Felder schaut,Steht wie ein finster Haus aus Luft gebaut.Die Blätter schleppen noch Tropfen und Grau,Es regnet Nebel und regnet Tau.Die Nebel umwaschen den Waldesrand,Jedes Blatt wird eine gebadete Hand.Gerade und senkrecht stehen die Eichen,Die dem Morgen die eisernen Hände reichen.Es öffnet der Morgen die Waldtore breit,Und alle Wege sind sicher und weit.Hell sieht Dein Auge die Ferne kommen,Dein Blut hat frischen Schritt genommen.Und der Morgen geht Dir durch den Leib,Als wär´ er die Sehnsucht von einem Weib.
Ein Herz, das in Liebezu deinem Herzen hältEin Stückchen sinkender MondSchaut über den Ackerrand,Als vergräbt den MondEine unsichtbare Hand.Weit ins LandHängt Stern bei Stern in der Luft,Und sie alle sinken baldWie der Mond in die Ackergruft.Wo am Tage die Wege,Berge und Brücken winken,Hocken Laternen im Dunkel,Die wie kleine Spiegel blinken.Sie alle verlöschenUnd brennen nur ihre Zeit,Dunkelheit aber steht hinter den DingenUnd läßt nichts erkennen,Als ein dunkles Kommen,Vorüberrennen und Dingebenennen.Und kein TagUnd kein Licht kann frommen;Nie wird die DunkelheitDer Welt ganz fortgenommen.Nur ein Herz,Das in Liebe zu deinem Herzen hält,Nimmt von dirDie Dunkelheit der ganzen Welt.
Die Welt hat kein Gesicht von greifbarer Gestalt.Vor einem Kind malt sie sich stolz und wie ein Held,Vor einem Greise ohne Durst, wie tausendjährig Holz so alt,Den Dummen quält die Welt stets kopfgestellt.Dem Kühlen und dem Stummen ist sie kalt versteint,Die Schwachen fühlen sie als Tränensack, der greint.Dem Trotzigen ist sie voll Mühlen, gegen die er ficht,Dem Gütigen stets wohlgemeint voll Schwergewicht,Dem Richter ist sie ewiges Weltgericht.Ein unwirklich und tief Gedicht ist sie dem Dichter,Verliebten lieblos oder voller Liebe;Der Welt Gesicht sind aller Welt Gesichter.
Küß mich auf den Mund, mein Lieb,Immer neue Küsse gib.Wellt am Weinstock Blatt um Blatt,Man den Most im Keller hat.Ach, das Leben ist versüßtDem, der sich durchs Leben küßt.Wer verkennt des Jahres Zweck,Dem nur schenkt der Herbst den Dreck.Liebste, drück mir auf den MundKüsse wie die Blätter bunt,Küsse wie der junge Most,Und berauscht leb´ ich getrost.
Häuser und Mauern, welche die Menschen überdauern,Bäume und Hecken, die sich über viele Menschalter strecken,Dunkel und Sternenheer, in unendlich geduldiger Wiederkehr,Kamen mir auf den Hügelwegen in der Sommernacht entgegen.Nach der Farbe von meinen Haaren, bin ich noch der wie vor Jahren,Nach meiner Sprache Klang und an meinem GangKennen mich die Gelände und im Hohlweg die Felsenwände.Viele Wünsche sind vergangen, die wie Sterne unerreichbar hangen,Und einmal steht das Herz am Wege still,Weil es endlich nichts mehr wünschen will.
Nachtfalterkommen verlorenWie Gedanken ausdem Dunkel geboren,Sie müssen dem Tagaus dem Wege gehenUnd kommen zum Fensterum hellzusehen.Und in die Nachstilleversunken,Flattern sie zuckendund trunken,Sie haben nie Sonne,nie Honig genossen,Die Blumen allesind ihnen verschlossen.Nur wo bei Lampendie Sehnsucht wacht,Verliebte sich grämenin schlafloser NachtDa stürzen sie in das Licht,sich zu wärmen,Das Licht,das Tränen bescheintund Härmen:Die Falter der Nacht,die Sonne nie kennen,Sie müssen an den Lampender Sehnsucht verbrennen.
Ich fühle deine Hände im Haus,Sie gehen wie Blut durch die WändeUnd teilen ihre Wärme aus,Sie bereiten mitten im AlltagslärmeMir täglich einen Hochzeitsschmaus,Verwandeln Sorgen in Singvögelschwärme.Wie Sonnenstrahlen auf Erden wandelnUnd zaubern aus Staub einen Blumenstrauß,So müssen sie immer feurig handeln.Ich fühle deine geliebten Hände,Sie geben ihren Puls dem HausUnd gehen wie Wärme durch meine Wände.