Im Hafen erschaust du kein Segel,Keines Menschen Fußtritt am Strand,Viel tausend reinliche VögelHüten das einsame Land…Gott segn´ euch, ihr trefflichen VögelAn ferner Guano-Küst´,Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,Schafft ihr den gediegensten Mist.
Auch ein ernstes gottesfürchtig Leben nicht vor Alter schützet, Mit Entrüstung seh´ ich, wie schon Graues Haar im Pelz mir sitzet. Ja die Zeit tilgt unbarmherzig, Was der einz´le keck geschaffen – Gegen diesen scharfgezahnten Feind gebricht es uns an Waffen.Und wir fallen ihm zum Opfer, Unbewundert und vergessen; – O ich möchte wütend an der Turmuhr beide Zeiger fressen!
Römisch Recht, gedenk ich deiner, Liegts wie Alpdruck auf dem Herzen, Liegt´s wie Mühlstein mir im Magen, Ist der Kopf wie brettvernagelt! ... Sind verdammt wir immerdar, den Großen Knochen zu benagen, den als Abfall ihres Mahles uns die Römer hingeworfen? Soll nicht aus der deutschen Erde Eignen Rechtes Blum´ entsprossen, Waldes duftig, schlicht, kein üppig Wuchernd Schlinggewächs des Südens? Traurig Los der Epigonen! Müssen sitzen, müssen schwitzen, Hin und her die Fäden zerren, eines wüstverschlungnen Knäuels, Gibts´s kein Schwert und andre Lösung?
Blasse Menschen seh´ ich wandeln, Und die Klag´ tönt allerorten: »Schal ist unser Tun und Handeln, Siech und alt sind wir geworden.« Wollt´ euch nie bei euerm Forschen Die uralte Mär erklingen Von dem Brunn, darin die morschen Knochen wundersam sich jüngen?Und der Brunn ist keine Dichtung, Fließt so nah vor euren Toren, Euch nur mangelt Weg und Richtung, Ihr nur habt die Spur verloren.Drauß im Wald, im grünen, heitern, Wo die Menschenstimmen schweigen, Wo auf duft´gen Farrenkräutern Nächtlich schwebt der Elfenreigen:Dort, versteckt von Stein und Moose, Rauschet frisch und hell die Welle, Dort entströmt der Erde Schoße Ewig jung die Wunderquelle.Dort, umrauscht von Waldesfrieden, Mag der kranke Sinn gesunden, Und des Lenzes junge Blüten Sprossen über alten Wunden.
Alt Heidelberg, du feine, Du Stadt an Ehren reich, Am Neckar und am Rheine Kein´ andre kommt dir gleich. Stadt fröhlicher Gesellen, An Weisheit schwer und Wein, Klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein. Und kommt aus lindem Süden Der Frühling übers Land, So webt er dir aus Blüten Ein schimmernd Brautgewand. Auch mir stehst du geschrieben Ins Herz gleich einer Braut, Es klingt wie junges Lieben Dein Name mir so traut. Und stechen mich die Dornen, Und wird mir´s drauß zu kahl, Geb´ ich dem Roß die Spornen Und reit´ ins Neckartal.
Ich weiß nicht, was da noch werden soll? Schon dämmert´s im feuchten Grunde, Die Fledermaus macht ahnungsvoll Um den alten Stadtwall die Runde, Am Scherbenberg wird´s öd und still, Ich glaub´, die alte Wirtin will Bereits die Schenke verschließen. Ein Käuzlein hör´ ich drüben schrei´n, Wo die Grabzypressen trauern, Campagnanebel ziehen herein, Verhüllt stehen Tor und Mauern; Es wogt und wallt wie ein Geisterheer Um Cestius´ Pyramide her Was mögen die Toten wollen?Jetzt zuckt und flammt um den Berg ein Licht, Die grauen Wolken verfliegen; Es kommt mit neidisch gelbem Gesicht Der Vollmond aufgestiegen, Er scheint so grell, er scheint so fahl, Er scheint mir mitten in Weinpokal, Das kann nichts Gutes bedeuten.Und wer von der Liebsten scheiden gemüßt, Dem wird sie nur um so lieber, Und wer zu lang in der Nachtluft sitzt, Bekommt in Rom das Fieber. Schon löscht die Wirtin die Lampe aus – Felice notte! ich geh´ nach Haus, Die Zeche bezahl´ ich morgen.
Auch Hiddigeigei hat einstmals geschwärmt Für das Wahre und Gute und Schöne. Auch Hiddigeigei hat einst sich gehärmt Und geweint manch sehnsüchtige Träne. Auch Hiddigeigei ist einstmals erglüht Für die schönste der Katzenfrauen, Es klang wie des Troubadours Minnelied Begeistert sein nächtlich Miauen.Auch Hiddigeigei hat mutige Streich´ Vollführt einst, wie Roland im Rasen, Es schlugen die Menschen das Fell ihm weich, Sie träuften ihm Pech auf die Nasen.Auch Hiddigeigei hat spät erst erkannt, Daß die Liebste ihn schändlich betrogen, Daß mit einem ganz erbärmlichen Fant Sie verbotenen Umgang gepflogen.Da ward Hiddigeigei entsetzlich belehrt, Da ließ er das Schwärmen und Schmachten, Da ward er trotzig in sich gekehrt, Da lernt´ er die Welt verachten.
Arm wird matter, Stirn wird bleicher, Balde reißt des Lebens Faden, Grabt ein Grab mir auf dem Speicher, Auf der Walstatt meiner Taten! Fester Kämpe, trug die ganze Wucht ich hitzigen Gefechtes: Senkt mich ein mit Schild und Lanze Als den Letzten des Geschlechtes.Als den letzten, – o die Enkel, Nimmer gleichen sie den Vätern, Kennen nicht des Geists Geplänkel, Ehrbar sind sie, steif und ledern.Ledern sind sie und langweilig, Kurz und dünn ist ihr Gedächtnis; Nur sehr wen´ge halten heilig Ihrer Ahnherrn fromm Vermächtnis.Aber einst, in fernen Tagen, Wenn ich längst hinabgesargt bin, Zieht ein nächtlich Katerklagen Zürnend über euren Markt hin.Zürnend klingt euch in die Ohren Hiddigeigeis Geisterwarnung: »Rettet euch, unsel´ge Toren, Vor der Nüchternheit Umgarnung!«
Im Herz tobt altes Grollen, Der Sturm pfeift durch die Luft – »Du kommst mir eben rechte Des Weges, welscher Schuft! Dein Dolchstoß ist parieret, Nun, werter Freund, hab acht, Wie auf den welschen Schädel Die deutsche Klinge kracht!«– Die Sonn´ war untergegangen Fern, fern beim Vatikan; Sie schien des andern Morgens Auf einen toten Mann.
Vom Himmel fuhr ein Sonnenstrahl,Zu blau war ihm die Höhe,Er fuhr herab ins grüne Tal,Daß er was andres sehe.Schöner, grüner,Veilchenblauer Sonnenstrahl.Im grünen Tal ein Wirtshaus standUnd auf dem Tisch ein Käse;Der Sonnenstrahl fuhr durch die WandUnd fuhr in diesen Käse.Schöner, grüner usw.Am Tisch ein alter Hausknecht saß,Hungrig war´s ihm zu Sinnen.Derselbige den Käse fraßMit samt dem Strahle drinnen.Schöner, grüner usw.O Sonnenstrahl, du bist blamiertIn dieses Hausknechts Magen,Sieh zu, daß er dich ´rausbugsiert,Du kannst das nit vertragen.Schöner, grüner usw.Der Sonnenstrahl im SchweizerkäsBegann ein stark Rumoren,Bis in des Hausknechts Magen esGar fürchterlich gegoren.Schöner, grüner usw.Und als aus dieser GärereiBlähungen sich entspannen,Da ward der Sonnenstrahl auch freiUnd fuhr als –! von dannen.Schöner, grüner usw.