Mein Zorn ist groß und fürchterlich,Ja, fürchterlich und groß,Denn dieser dumme ErdplanetBlamiert sich grenzenlos.Ich wollt´, ich wär´ ein HaifischIm tiefen, tiefen Meer!Dann fräß´ ich alles, was da schwimmt,Vergnüglich ringsumehr.Oder ein Aasgeier möcht´ ich seinMit scharfer, scharfer Krall´:ich fräß das ganze Vogelgeschlecht,Kolibri wie Nachtigall.Ich wollt´, ich wär´ eine Klapperschlang In der dummen freien Natur:Vergiftet wär´ in kurzer ZeitDie ganze Kreatur!Ich wollt, ich lief mit WutgebrüllHerum als Mordhyäne,ich nähm´ die ganze Menschheit wildAls Frühstück zwischen die Zähne.Am End´ fräß ich mit kaltem BlutMich selber noch dazu,Denn eher kommt meine große WutDoch nimmermehr zur Ruh.
Ich weiß nicht, was da noch werden soll? Schon dämmert´s im feuchten Grunde, Die Fledermaus macht ahnungsvoll Um den alten Stadtwall die Runde, Am Scherbenberg wird´s öd und still, Ich glaub´, die alte Wirtin will Bereits die Schenke verschließen. Ein Käuzlein hör´ ich drüben schrei´n, Wo die Grabzypressen trauern, Campagnanebel ziehen herein, Verhüllt stehen Tor und Mauern; Es wogt und wallt wie ein Geisterheer Um Cestius´ Pyramide her Was mögen die Toten wollen?Jetzt zuckt und flammt um den Berg ein Licht, Die grauen Wolken verfliegen; Es kommt mit neidisch gelbem Gesicht Der Vollmond aufgestiegen, Er scheint so grell, er scheint so fahl, Er scheint mir mitten in Weinpokal, Das kann nichts Gutes bedeuten.Und wer von der Liebsten scheiden gemüßt, Dem wird sie nur um so lieber, Und wer zu lang in der Nachtluft sitzt, Bekommt in Rom das Fieber. Schon löscht die Wirtin die Lampe aus – Felice notte! ich geh´ nach Haus, Die Zeche bezahl´ ich morgen.
Wer klappert von dem Turme Seltsamen Gruß mir? horch! Das ist in seinem Neste Mein alter Freund, der Storch. Er rüstet sich zur Reise Weit über Land und See, Der Herbst kommt angezogen, Drum sagt er uns Ade!Hast recht, daß du verreisest, Bei uns wird´s kahl und still, Grüß mir das Land Italien Und auch den Vater Nil.Es werde dir im Süden Ein besser Mahl zuteil, Als deutsche Frösch´ und Kröten, Maikäfer und Langweil´!Behüt´ dich Gott, du Alter, Mein Segen mit dir zieht, Du hast in stillen Nächten Oftmals gehört mein Lied.Und wenn du nicht zufällig Im Nest verschlafen bist, So hast du auch gesehen, Wie sie mich einst geküßt.Doch schwatz nicht aus der Schule, Schweig still, alter Kumpan! Was geht die Afrikaner Die Lieb´ am Rheine an?
Das ist im Leben häßlich eingerichtet, Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn, Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet, Zum Schlusse kommt das Voneinandergehn. In deinen Augen hab´ ich einst gelesen, Es blitzte drin von Lieb´ und Glück ein Schein: Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! – Leid, Neid und Haß, auch ich hab´ sie empfunden, Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann. Ich träumt´ von Frieden dann und stillen Stunden, Da führte mich der Weg zu dir hinan. In deinen Armen wollt´ ich ganz genesen, Zum Danke dir mein junges Leben weihn: Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –Die Wolken fliehn, der Wind saust durch die Blätter, Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld, Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter, Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt. Doch wend´ es sich zum Guten oder Bösen, Du schlanke Maid, in Treuen denk´ ich dein! Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –
Alt Heidelberg, du feine, Du Stadt an Ehren reich, Am Neckar und am Rheine Kein´ andre kommt dir gleich. Stadt fröhlicher Gesellen, An Weisheit schwer und Wein, Klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein. Und kommt aus lindem Süden Der Frühling übers Land, So webt er dir aus Blüten Ein schimmernd Brautgewand. Auch mir stehst du geschrieben Ins Herz gleich einer Braut, Es klingt wie junges Lieben Dein Name mir so traut. Und stechen mich die Dornen, Und wird mir´s drauß zu kahl, Geb´ ich dem Roß die Spornen Und reit´ ins Neckartal.
Im Hafen erschaust du kein Segel,Keines Menschen Fußtritt am Strand,Viel tausend reinliche VögelHüten das einsame Land…Gott segn´ euch, ihr trefflichen VögelAn ferner Guano-Küst´,Trotz meinem Landsmann, dem Hegel,Schafft ihr den gediegensten Mist.
Unkraut:Wie kommt´s, daß du so traurig bist,Und gar nicht einmal lachst?Ich seh dir´s an den Augen an,Daß du geweinet hast.Gärtner:Und wer ein´n steinigen Acker hat,Dazu ´nen stumpfen Pflug,Und dessen Schatz zum Schelmen wird,Hat der nicht Kreutz genug?Unkraut:Doch wer mit Katzen ackern will,Der spann die Mäus voraus,So geht es alles wie ein Wind,So fängt die Katz die Maus.Hab all mein Tag kein Gut gethan,Hab´s auch noch nicht im Sinn;Die ganze Freundschaft weiß es ja,Daß ich ein Unkraut bin.
O die Menschen tun uns unrecht, Und den Dank such´ ich vergebens, Sie verkennen ganz die feinern Saiten unsers Katzenlebens. Und wenn einer schwer und schwankend Niederfällt in seiner Kammer, Und ihn morgens Kopfweh quälet, Nennt er´s einen Katzenjammer.Katzenjammer, o Injurie! Wir miauen zart im Stillen, Nur die Menschen hör´ ich oftmals Graunhaft durch die Straßen brüllen.Ja, sie tun uns bitter unrecht, Und was weiß ihr rohes Herze Von dem wahren, tiefen, schweren, Ungeheuren Katzenschmerze?
Ein Hering liebt´ eine Auster Im kühlen Meeresgrund; Es war sein Dichten und Trachten Ein Kuß von ihren Mund. Die Auster, die war spröde, Sie blieb in ihrem Haus; Ob der Hering sang und seufzte, Sie schaute nicht heraus. Nur eines Tags erschloß sie Ihr duftig Schalenpaar; Sie wollte im Meeresspiegel Beschauen ihr Antlitz klar. Schnell kam der Hering geschwommen, Streckt seinen Kopf herein Und dacht´ an einem Kusse In Ehren sich zu freun! O Harung, armer Harung, Wie schwer bist du blamiert! - Sie schloß in Wut die Schalen, Da war er guillotiniert. Jetzt schwamm sein toter Leichnam Wehmütig im grünen Meer Und dachte: "In meinem Leben Lieb´ ich keine Auster mehr!"
An dem Ende seiner Tage Steht der Kater Hiddigeigei, Und er denkt mit leiser Klage, Wie sein Dasein bald vorbei sei. Möchte gerne aus dem Schatze Reicher Weisheit Lehren geben, Dran in Zukunft manche Katze Haltpunkt fänd´ im schwanken Leben.Ach, der Lebenspfad ist holpernd, – Liegen dort so manche Steine, Dran wir Alte, schmählich stolpernd, Oftmals uns verrenkt die Beine.Ach, das Leben birgt viel Hader Und schlägt viel unnütze Wunden, Mancher tapfre schwarze Kater Hat umsonst den Tod gefunden.Doch wozu der alte Kummer, Und ich hör´ die Jungen lachen, Und sie treiben´s noch viel dummer, Schaden erst wird klug sie machen.Fruchtlos stets ist die Geschichte; Mögen sehn sie, wie sie´s treiben! – Hiddigeigeis Lehrgedichte Werden ungesungen bleiben.