Das ist im Leben häßlich eingerichtet, Daß bei den Rosen gleich die Dornen stehn, Und was das arme Herz auch sehnt und dichtet, Zum Schlusse kommt das Voneinandergehn. In deinen Augen hab´ ich einst gelesen, Es blitzte drin von Lieb´ und Glück ein Schein: Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! – Leid, Neid und Haß, auch ich hab´ sie empfunden, Ein sturmgeprüfter müder Wandersmann. Ich träumt´ von Frieden dann und stillen Stunden, Da führte mich der Weg zu dir hinan. In deinen Armen wollt´ ich ganz genesen, Zum Danke dir mein junges Leben weihn: Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –Die Wolken fliehn, der Wind saust durch die Blätter, Ein Regenschauer zieht durch Wald und Feld, Zum Abschiednehmen just das rechte Wetter, Grau wie der Himmel steht vor mir die Welt. Doch wend´ es sich zum Guten oder Bösen, Du schlanke Maid, in Treuen denk´ ich dein! Behüt´ dich Gott! es wär´ zu schön gewesen, Behüt´ dich Gott, es hat nicht sollen sein! –
Römisch Recht, gedenk ich deiner, Liegts wie Alpdruck auf dem Herzen, Liegt´s wie Mühlstein mir im Magen, Ist der Kopf wie brettvernagelt! ... Sind verdammt wir immerdar, den Großen Knochen zu benagen, den als Abfall ihres Mahles uns die Römer hingeworfen? Soll nicht aus der deutschen Erde Eignen Rechtes Blum´ entsprossen, Waldes duftig, schlicht, kein üppig Wuchernd Schlinggewächs des Südens? Traurig Los der Epigonen! Müssen sitzen, müssen schwitzen, Hin und her die Fäden zerren, eines wüstverschlungnen Knäuels, Gibts´s kein Schwert und andre Lösung?
O die Menschen tun uns unrecht, Und den Dank such´ ich vergebens, Sie verkennen ganz die feinern Saiten unsers Katzenlebens. Und wenn einer schwer und schwankend Niederfällt in seiner Kammer, Und ihn morgens Kopfweh quälet, Nennt er´s einen Katzenjammer.Katzenjammer, o Injurie! Wir miauen zart im Stillen, Nur die Menschen hör´ ich oftmals Graunhaft durch die Straßen brüllen.Ja, sie tun uns bitter unrecht, Und was weiß ihr rohes Herze Von dem wahren, tiefen, schweren, Ungeheuren Katzenschmerze?
Wer klappert von dem Turme Seltsamen Gruß mir? horch! Das ist in seinem Neste Mein alter Freund, der Storch. Er rüstet sich zur Reise Weit über Land und See, Der Herbst kommt angezogen, Drum sagt er uns Ade!Hast recht, daß du verreisest, Bei uns wird´s kahl und still, Grüß mir das Land Italien Und auch den Vater Nil.Es werde dir im Süden Ein besser Mahl zuteil, Als deutsche Frösch´ und Kröten, Maikäfer und Langweil´!Behüt´ dich Gott, du Alter, Mein Segen mit dir zieht, Du hast in stillen Nächten Oftmals gehört mein Lied.Und wenn du nicht zufällig Im Nest verschlafen bist, So hast du auch gesehen, Wie sie mich einst geküßt.Doch schwatz nicht aus der Schule, Schweig still, alter Kumpan! Was geht die Afrikaner Die Lieb´ am Rheine an?
Unkraut:Wie kommt´s, daß du so traurig bist,Und gar nicht einmal lachst?Ich seh dir´s an den Augen an,Daß du geweinet hast.Gärtner:Und wer ein´n steinigen Acker hat,Dazu ´nen stumpfen Pflug,Und dessen Schatz zum Schelmen wird,Hat der nicht Kreutz genug?Unkraut:Doch wer mit Katzen ackern will,Der spann die Mäus voraus,So geht es alles wie ein Wind,So fängt die Katz die Maus.Hab all mein Tag kein Gut gethan,Hab´s auch noch nicht im Sinn;Die ganze Freundschaft weiß es ja,Daß ich ein Unkraut bin.
Arm wird matter, Stirn wird bleicher, Balde reißt des Lebens Faden, Grabt ein Grab mir auf dem Speicher, Auf der Walstatt meiner Taten! Fester Kämpe, trug die ganze Wucht ich hitzigen Gefechtes: Senkt mich ein mit Schild und Lanze Als den Letzten des Geschlechtes.Als den letzten, – o die Enkel, Nimmer gleichen sie den Vätern, Kennen nicht des Geists Geplänkel, Ehrbar sind sie, steif und ledern.Ledern sind sie und langweilig, Kurz und dünn ist ihr Gedächtnis; Nur sehr wen´ge halten heilig Ihrer Ahnherrn fromm Vermächtnis.Aber einst, in fernen Tagen, Wenn ich längst hinabgesargt bin, Zieht ein nächtlich Katerklagen Zürnend über euren Markt hin.Zürnend klingt euch in die Ohren Hiddigeigeis Geisterwarnung: »Rettet euch, unsel´ge Toren, Vor der Nüchternheit Umgarnung!«
Dienst – im Dienst! o schlimmes Wort, Das klingt so starr und frostig; Die Lieb´ ist hin, der Lenz ist fort, Mein Herz, werd´ mir nicht rostig. Trompete sieht mich traurig an, Mit Flor ist sie umhangen; Sie haben den lustigen Fiedelmann In Käfig eingefangen.Die schwere Zeit, die schwere Not Sank lastend auf ihn nieder, Muß spielen um sein täglich Brot – Verstummt sind seine Lieder.Der einst, die Zither leicht im Arm, Sang an des Rheines Welle, Schlägt jetzt den Takt – daß Gott erbarm! In der Sistinschen Kapelle.
Vorbei ist die Zeit, wo der Mensch noch nicht Den Erdball unsicher machte, Wo der Urwald unter dem Vollgewicht Des Mammutfußtritts erkrachte. Vergeblich spähst du in unserm Revier Nach dem Löwen, dem Wüstensohne; Es ist zu bedenken: wir leben allhier In sehr gemäßigter Zone.In Leben und Dichtung gehört das Feld Nicht dem Großen und Ungemeinen; Und immer schwächlicher wird die Welt, Noch kommen die Kleinsten der Kleinen.Sind wir Katzen verstummt, so singt die Maus, Dann schnürt auch die ihren Bündel; Zuletzt jubiliert noch in Saus und Braus Das Infusorien-Gesindel. (einzellige Wimperntierchen)
Mir ist´s zu wohl ergangen, Drum ging´s auch bald zu End´, Jetzt bleichen meine Wangen, Das Blatt hat sich gewend´t. Die Blumen sind erfroren, Erfroren Veil und Klee, Ich hab´ mein Lieb´ verloren, Muß wandern tief im Schnee.Das Glück läßt sich nicht jagen Von jedem Jägerlein, Mit Wagen und Entsagen Muß drum gestritten sein.
Hiddigeigei lebt mit Eifer Dem Beruf der Mäusetötung, Doch er zürnt nicht, wenn ein andrer Sich vergnügt an Sang und Flötung.Hiddigeigei spricht, der Alte: Pflück´ die Früchte, eh´ sie platzen; Wenn die magern Jahre kommen, Saug an der Erinn´rung Tatzen!