Früh, wann die Hähne krähn,Eh´ die Sternlein verschwinden,Muß ich am Herde stehn,Muß Feuer zünden.Schön ist der Flamme Schein,Es springen die Funken;Ich schaue so drein,In Leid versunken. Plötzlich, da kommt es mir,Treuloser Knabe,Daß ich die Nacht von dirGeträumet habe. Träne auf Träne dannStürzet hernieder;So kommt der Tag heran –O ging´ er wieder!
Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir,dort gehe schon der Tag herfüran meinem Kammerfenster.Es wühlet mein verstörter Sinnnoch zwischen Zweifeln her und hinund schaffet Nachtgespenster.- Ängste, quäledich nicht länger, meine Seele!Freu dich! Schon sind da und dortenMorgenglocken wach geworden.
Ein Irrsal kam in die Mondscheingärteneiner einst heiligen Liebe.Schaudernd entdeckt ich verjährten Betrug.Und mit weinendem Blick, doch grausam,hieß ich das schlanke,zauberhafte Mädchenferne gehen von mir.Ach, ihre hohe Stirn,war gesenkt, denn sie liebte mich;aber sie zog mit Schweigenfort in die graue Welt hinaus.Krank seitdem,wund ist und wehe mein Herz.Nimmer wird es genesen!Als ginge, luftgesponnen, ein Zauberfadenvon ihr zu mir, ein ängstig Band,So zieht es, zieht mich schmachtend ihr nach!Wie? Wenn ich eines Tags auf meiner Schwellesie sitzen fände, wie einst, im Morgen-Zwielicht,das Wanderbündel neben ihr,und ihr Auge, treuherzigzu mir aufschauend, sagte:Da bin ich wiederhergekommen aus weiter Welt!
In aller Früh´, ach, lang´ vor Tag,Weckt mich mein Herz, an dich zu denken,Da doch gesunde Jugend schlafen mag. Hell ist mein Aug´ um Mitternacht,Heller als frühe Morgenglocken:Wann hätt´st du je am Tage mein gedacht? Wär´ ich ein Fischer, stünd´ ich auf.Trüge mein Netz hinab zum Flusse,Trüg´ herzlich froh die Fische zum Verkauf. In der Mühle, bei Licht, der MüllerknechtTummelt sich, alle Gänge klappern;So rüstig Treiben wär´ mir eben recht! Weh, aber ich! o armer Tropf!Muß auf dem Lager ich müßig grämen,Ein ungebärdig Mutterkind im Kopf.
In dieser Winterfrühewie ist mir doch zumut!O Morgenrot, ich glühevor deinem Jugendblut.Es glüht der alte Felsenund Wald und Burg zumal,berauschte Nebel wälzensich jäh hinab ins Tal.Mit tatenfroher Eileerhebt sich Herz und Sinnund flügelt goldne Pfeiledurch alle Ferne hin.Ach wohl! was aus mir singetist nur der Liebe Glück,die wirren Töne schlingetsie sanft in sich zurück.
Herr, schicke, was du willst,Ein Liebes oder Leides!Ich bin vergnügt, daß beidesAus deinen Händen quillt.Wolltest Du mit FreudenUnd wolltest mit Leidenmich nicht überschütten!Doch in der MittenLiegt holdes Bescheiden.
Ja, mein Glück, das lang gewohnte,endlich hat es mich verlassen.Ja, die liebsten Freunde seh ichachselzuckend von mir weichen,und die gnadenreichen Götter,die am besten Hilfe wüßten,kehren höhnisch mir den Rücken.Was beginnen? Werd ich etwa,meinen Lebenstag verwünschend,rasch nach Gift und Messer greifen?Das sei ferne! Vielmehr muß manstille sich im Herzen fassen.Und ich sprach zu meinem Herzen:Laß uns fest zusammenhalten!Denn wir kennen uns einander,wie ihr Nest die Schwalbe kennet,wie die Zither kennt den Sänger,wie sich Schwert und Schild erkennen,Schild und Schwert einander lieben.Solch ein Paar, wer scheidet es?Als ich dieses Wort gesprochen,hüpfte mir das Herz im Busen,das noch erst geweinet hatte.
Es graut vom MorgenreifIn Dämmerung das Feld,Da schon ein blasser StreifDen fernen Ost erhellt;Man sieht im Lichte baldDen Morgenstern vergehn,Und doch am FichtenwaldDen vollen Mond noch stehn:So ist mein scheuer Blick,Den schon die Feme drängt,Noch in das SchmerzensglückDer Abschiedsnacht versenkt.Dein blaues Auge steht,Ein dunkler See, vor mir,Dein Kuß, dein Hauch umweht,Dein Flüstern mich noch hier.An deinem Hals begräbtSich weinend mein Gesicht,Und Purpurschwärze webtMir vor dem Auge dicht.Die Sonne kommt; - sie scheuchtDen Traum hinweg im Nu,Und von den Bergen streichtEin Schauer auf mich zu.