Wie heimlicher WeiseEin Engelein leiseMit rosigen FüßenDie Erde betritt,So nahet der Morgen.Jauchzt ihm, ihr Frommen,Ein heilig Willkommen,Herz, jauchze du mit!In ihm sei´s begonnen,Der Monde und SonnenAm blauen GezelteDu Vater, du rate,Du lenke und Wende!Herr, die in die HändeSei Anfang und Ende,Sei alles gelegt.
Wenn ich von deinem Anschaun tief gestillt,mich stumm an deinem heil´gen Wert vergnüge,dann hör ich recht die leisen Atemzügedes Engels, welcher sich in dir verhüllt. Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quilltauf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,daß nun in dir, zu ewiger Genüge,mein kühnster Wunsch, mein einz´ger sich erfüllt? Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,ich höre aus der Gottheit mächt´ger Fernedie Quellen des Geschicks melodisch rauschen. Betäubt kehr ich den Blick nach oben hinzum Himmel auf - da lächeln alle Sterne;ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
Ein Tännlein grünet wo,Wer weiß, im Walde,Ein Rosenstrauch, wer sagt,In welchem Garten?Sie sind erlesen schon,Denk es, o Seele,Auf deinem Grab zu wurzelnUnd zu wachsen.Zwei schwarze Rößlein weiden Auf der Wiese,Sie kehren heim zur StadtIn muntern Sprüngen.Sie werden schrittweis gehnMit deiner Leiche;Vielleicht, vielleicht noch eh An ihren HufenDas Eisen los wird,Das ich blitzen sehe!
Derweil ich schlafend lag,Ein Stündlein wohl vor Tag,Sang vor dem Fenster auf dem BaumEin Schwälblein mir, ich hört´ es kaum,Ein Stündlein wohl vor Tag:Hör an, was ich dir sag´,Dein Schätzlein ich verklag´:Derweil ich dieses singen tu´,Herzt er ein Lieb in guter Ruh´,Ein Stündlein wohl vor Tag.O weh! nicht weiter sag´!O still, nichts hören mag!Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!Ach, Lieb´ und Treu´ ist wie ein TraumEin Stündlein wohl vor Tag.
Ja, mein Glück, das lang gewohnte,endlich hat es mich verlassen.Ja, die liebsten Freunde seh ichachselzuckend von mir weichen,und die gnadenreichen Götter,die am besten Hilfe wüßten,kehren höhnisch mir den Rücken.Was beginnen? Werd ich etwa,meinen Lebenstag verwünschend,rasch nach Gift und Messer greifen?Das sei ferne! Vielmehr muß manstille sich im Herzen fassen.Und ich sprach zu meinem Herzen:Laß uns fest zusammenhalten!Denn wir kennen uns einander,wie ihr Nest die Schwalbe kennet,wie die Zither kennt den Sänger,wie sich Schwert und Schild erkennen,Schild und Schwert einander lieben.Solch ein Paar, wer scheidet es?Als ich dieses Wort gesprochen,hüpfte mir das Herz im Busen,das noch erst geweinet hatte.
Siehe, von allen den Liedern nichteines gilt dir, o Mutter:Dich zu preisen, o glaub´s! bin ich zuarm und zu reich.Ein noch ungesungenes Lied, ruhst dumir im Busen,keinem vernehmbar sonst, mich nurzu trösten bestimmt.Wenn sich das Herz unmutig derWelt abwendet und einsamseines himmlischen Teils bleibendenFrieden bedenkt.
In Silber kleidet sich´s, in Gold,in Perl´ und Diamant, wenn ihr wollt;es geht, doch geht es nicht auf Füßen,und wenn es steht, wird dich´s verdrießen;es spricht nicht leicht, doch deutet´s fein,es hat zwei goldene Fingerlein,und wenn es auf Verlangen dirlaut, was es weiß, allzeit bekennt,so ist schon vornehm Tier,es ist gleichsam ein Repetent.Kurz, wer´s erfand, der hat ein Tüchtigesin dieses Ding hineingeheimnisset und ließ Wichtigesder Menschheit angedeihn.
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.Mir aber hat ein güt´ger Gott verliehen, Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen, Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen, Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.Auch ich trug einst der Liebe Müh´ und Lasten, Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken, Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.Und dennoch gleich’ ich jenen Erzphantasten: Mir will mein Glück so unermeßlich dünken,Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
Die Welt wär´ ein Sumpf, stinkfaul und matt,Ohne die Enthusiasten:Die lassen den Geist nicht rasten,Die besten Narren, die Gott selbst lieb hat,Mit ihrem Treiben und Hasten!Ihr eigen Ich vergessen sie,Himmel und Erde fressen sieUnd fressen sich nicht satt.