Wolltest mit FreudenUnd wolltest mit LeidenMich nicht überschütten!Doch in der MittenLiegt holdes Bescheiden.
In dieser Winterfrühewie ist mir doch zumut!O Morgenrot, ich glühevor deinem Jugendblut.Es glüht der alte Felsenund Wald und Burg zumal,berauschte Nebel wälzensich jäh hinab ins Tal.Mit tatenfroher Eileerhebt sich Herz und Sinnund flügelt goldne Pfeiledurch alle Ferne hin.Ach wohl! was aus mir singetist nur der Liebe Glück,die wirren Töne schlingetsie sanft in sich zurück.
Die Sophisten und die Pfaffenstritten sich mit viel Geschrei:Was hat Gott zuerst erschaffenwohl die Henne, wohl das Ei?Wäre das so schwer zu lösen?Erstlich ward das Ei erdacht,doch, weil noch kein Huhn gewesen,Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.
Herr, schicke, was du willst,Ein Liebes oder Leides!Ich bin vergnügt, daß beidesAus deinen Händen quillt.Wolltest Du mit FreudenUnd wolltest mit Leidenmich nicht überschütten!Doch in der MittenLiegt holdes Bescheiden.
Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen,Bis erst der Morgen sich geregt!Wie hat der ungebetne BesenKamin und Gassen ausgefegt!Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,Das halb verschüchtert um sich sieht;Wie Rosen, die der Wind zerblasen,So unstet ihr Gesichtchen glüht.Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,Er will ihr voll Entzücken nahn:Wie sehn sich freudig und verlegenDie ungewohnten Schelme an!Er scheint zu fragen, ob das LiebchenDie Zöpfe schon zurecht gemacht,Die heute Nacht im offnen StübchenEin Sturm in Unordnung gebracht.Der Bursche träumt noch von den Küssen,Die ihm das süße Kind getauscht,Er steht, von Anmut hingerissen,Derweil sie um die Ecke rauscht.
Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel:Die Wolke wird mein Flügel,Ein Vogel fliegt mir voraus.Ach, sag mir, all-einzige Liebe,Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe!Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen,Sehnend,Sich dehnendIn Lieben und Hoffen.Frühling, was bist du gewillt?Wann werd´ ich gestillt?Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß,Es dringt der Sonne goldner KußMir tief bis ins Geblüt hinein;Die Augen, wunderbar berauschet,Tun, als schliefen sie ein,Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.Ich denke dies und denke das,Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was:Halb ist es Lust, halb ist es Klage;Mein Herz, o sage,Was webst du für ErinnerungIn golden grüner Zweige Dämmerung? - Alte unnennbare Tage!
Es ist doch im April fürwahr,der Frühling weder halb noch gar!Komm Rosenbringer, süßer Mai,komm du herbei!So weiß ich, daß es Frühling sei.
Anders wird die Welt mit jedem Schritt,Den ich weiter von der Liebsten mache;Mein Herz, das will nicht weiter mit.Hier scheint die Sonne kalt ins Land,Hier deucht mir alles unbekannt,Sogar die Blumen am Bache!Hat jede SacheSo fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.Das Bächlein murmelt wohl und spricht:Armer Knabe, komm bei mir vorüber,Siehst auch hier Vergißmeinnicht!– Ja, die sind schön an jedem Ort,Aber nicht wie dort.Fort, nur fort!Die Augen gehn mir über!
Und die mich trug im Mutterleib,Und die mich schwang im Kissen,Die war ein schön frech braunes Weib, Wollte nichts vom Mannvolk wissen.Sie scherzte nur und lachte lautUnd ließ die Freier stehen:– Möcht´ lieber sein des Windes Braut,Denn in die Ehe gehen! –Da kam der Wind, da nahm der WindAls Buhle sie gefangen:Von dem hat sie ein lustig KindIn ihrem Schoß empfangen.
Ein Irrsal kam in die Mondscheingärteneiner einst heiligen Liebe.Schaudernd entdeckt ich verjährten Betrug.Und mit weinendem Blick, doch grausam,hieß ich das schlanke,zauberhafte Mädchenferne gehen von mir.Ach, ihre hohe Stirn,war gesenkt, denn sie liebte mich;aber sie zog mit Schweigenfort in die graue Welt hinaus.Krank seitdem,wund ist und wehe mein Herz.Nimmer wird es genesen!Als ginge, luftgesponnen, ein Zauberfadenvon ihr zu mir, ein ängstig Band,So zieht es, zieht mich schmachtend ihr nach!Wie? Wenn ich eines Tags auf meiner Schwellesie sitzen fände, wie einst, im Morgen-Zwielicht,das Wanderbündel neben ihr,und ihr Auge, treuherzigzu mir aufschauend, sagte:Da bin ich wiederhergekommen aus weiter Welt!