Es graut vom MorgenreifIn Dämmerung das Feld,Da schon ein blasser StreifDen fernen Ost erhellt;Man sieht im Lichte baldDen Morgenstern vergehn,Und doch am FichtenwaldDen vollen Mond noch stehn:So ist mein scheuer Blick,Den schon die Feme drängt,Noch in das SchmerzensglückDer Abschiedsnacht versenkt.Dein blaues Auge steht,Ein dunkler See, vor mir,Dein Kuß, dein Hauch umweht,Dein Flüstern mich noch hier.An deinem Hals begräbtSich weinend mein Gesicht,Und Purpurschwärze webtMir vor dem Auge dicht.Die Sonne kommt; - sie scheuchtDen Traum hinweg im Nu,Und von den Bergen streichtEin Schauer auf mich zu.
Ein Irrsal kam in die Mondscheingärteneiner einst heiligen Liebe.Schaudernd entdeckt ich verjährten Betrug.Und mit weinendem Blick, doch grausam,hieß ich das schlanke,zauberhafte Mädchenferne gehen von mir.Ach, ihre hohe Stirn,war gesenkt, denn sie liebte mich;aber sie zog mit Schweigenfort in die graue Welt hinaus.Krank seitdem,wund ist und wehe mein Herz.Nimmer wird es genesen!Als ginge, luftgesponnen, ein Zauberfadenvon ihr zu mir, ein ängstig Band,So zieht es, zieht mich schmachtend ihr nach!Wie? Wenn ich eines Tags auf meiner Schwellesie sitzen fände, wie einst, im Morgen-Zwielicht,das Wanderbündel neben ihr,und ihr Auge, treuherzigzu mir aufschauend, sagte:Da bin ich wiederhergekommen aus weiter Welt!
Um MitternachtBedächtig stieg die Nacht ans Land, Lehnt träumend an der Berge Wand; Ihr Auge sieht die goldne Waage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn.Und kecker rauschen die Quellen hervor,Sie singen der Mutter, der Nacht, ins OhrVom Tage,Vom heute gewesenen Tage.Das uralt alte Schlummerlied Sie achtet´s nicht, sie ist es müd´;Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch,Der flücht´gen Stunden gleichgeschwungnes Joch.Doch immer behalten die Quellen das Wort,Es singen die Wasser im Schlafe noch fortVom Tage,Vom heute gewesenen Tage.
Wenn ich von deinem Anschaun tief gestillt,mich stumm an deinem heil´gen Wert vergnüge,dann hör ich recht die leisen Atemzügedes Engels, welcher sich in dir verhüllt. Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quilltauf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge,daß nun in dir, zu ewiger Genüge,mein kühnster Wunsch, mein einz´ger sich erfüllt? Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn,ich höre aus der Gottheit mächt´ger Fernedie Quellen des Geschicks melodisch rauschen. Betäubt kehr ich den Blick nach oben hinzum Himmel auf - da lächeln alle Sterne;ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen.
Die Sophisten und die Pfaffenstritten sich mit viel Geschrei:Was hat Gott zuerst erschaffenwohl die Henne, wohl das Ei?Wäre das so schwer zu lösen?Erstlich ward das Ei erdacht,doch, weil noch kein Huhn gewesen,Schatz, so hat’s der Has’ gebracht.
Die Welt wär´ ein Sumpf, stinkfaul und matt,Ohne die Enthusiasten:Die lassen den Geist nicht rasten,Die besten Narren, die Gott selbst lieb hat,Mit ihrem Treiben und Hasten!Ihr eigen Ich vergessen sie,Himmel und Erde fressen sieUnd fressen sich nicht satt.
Nachklang(An L.)Wenn ich dich, du schöne Schwester, seheUnd betrachte deinen Ernst so gerne,In den Augen diese klaren Sterne,Ist´s, als wollte weichen all mein Wehe.Denn da kann ich mir so plötzlich denken,Dürft´ ich wohl in ihre reine SeeleDas Geheimnis, das ich stets verhehle,Dieses unverdienten Kummers senken?Daß er wie ein Leichnam sei im Grabe,Drin sie ihn zurechte würde legen,Und sie spräche über ihn den Segen,Ach! auf daß ich fortan Ruhe habe.Denn so lang ich mag die Hoffnung hegen,Jenes Bild, das längst für mich verschieden,Könnte mir noch holden Gruß entbieten,Will mich nichts zur Freude mehr bewegen.