Tödlich graute mir der Morgen:Doch schon lag mein Haupt, wie süß!Hoffnung, dir im Schoß verborgen,Bis der Sieg gewonnen hieß,Opfer bracht´ ich allen Göttern,Doch vergessen warest du;Seitwärts von den ew´gen RetternSahest du dem Feste zu.O, vergib, du Vielgetreue!Tritt aus deinem Dämmerlicht,Daß ich dir in´s ewig neue,Mondenhelle AngesichtEinmal schaue, recht von Herzen,Wie ein Kind und sonder Harm;Ach, nur einmal ohne SchmerzenSchließe mich in deinen Arm!
Ein Irrsal kam in die Mondscheingärteneiner einst heiligen Liebe.Schaudernd entdeckt ich verjährten Betrug.Und mit weinendem Blick, doch grausam,hieß ich das schlanke,zauberhafte Mädchenferne gehen von mir.Ach, ihre hohe Stirn,war gesenkt, denn sie liebte mich;aber sie zog mit Schweigenfort in die graue Welt hinaus.Krank seitdem,wund ist und wehe mein Herz.Nimmer wird es genesen!Als ginge, luftgesponnen, ein Zauberfadenvon ihr zu mir, ein ängstig Band,So zieht es, zieht mich schmachtend ihr nach!Wie? Wenn ich eines Tags auf meiner Schwellesie sitzen fände, wie einst, im Morgen-Zwielicht,das Wanderbündel neben ihr,und ihr Auge, treuherzigzu mir aufschauend, sagte:Da bin ich wiederhergekommen aus weiter Welt!
Frühling läßt sein blaues BandWieder flattern durch die Lüfte;Süße, wohlbekannte DüfteStreifen ahnungsvoll das Land.Veilchen träumen schon,Wollen balde kommen.-Horch, von fern ein leiser Harfenton!Frühling, ja du bist´s!Dich hab ich vernommen!
Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee,Wenn er wandelt auf der Bergeshöh´:Zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand,Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land´.In die Lüfte hoch ein Reiher steigt,Dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt;Tausendmal so hoch und so geschwindDie Gedanken treuer Liebe sind.
Ein Tännlein grünet wo,Wer weiß, im Walde,Ein Rosenstrauch, wer sagt,In welchem Garten?Sie sind erlesen schon,Denk es, o Seele,Auf deinem Grab zu wurzelnUnd zu wachsen.Zwei schwarze Rößlein weiden Auf der Wiese,Sie kehren heim zur StadtIn muntern Sprüngen.Sie werden schrittweis gehnMit deiner Leiche;Vielleicht, vielleicht noch eh An ihren HufenDas Eisen los wird,Das ich blitzen sehe!
(Mit einer Dose, auf deren Deckelsich ein Rosenzweig befindet.)Eine RoseAuf der Dose –Welch ein Abgeschmack!Soll sie wohl den SchnupftabakOder er die Rose höhnen?– Schiller selig – welcher zwarSelbst ein starker Schnupfer war –Und Schiller sagte: "KriegFührt der Witz auf ewig mit dem Schönen."Hannes, Hannes! Wem gibst du den Sieg?
Wenn Dichter sonst in warmen Phantasien,Von Liebesglück und schmerzlichem Vergnügen,Sich oder uns, nach ihrer Art, belügen,So sei dies Spielwerk ihnen gern verziehen.Mir aber hat ein güt´ger Gott verliehen, Den Himmel, den sie träumen, zu durchfliegen, Ich sah die Anmut mir im Arm sich schmiegen, Der Unschuld Blick von süßem Feuer glühen.Auch ich trug einst der Liebe Müh´ und Lasten, Verschmähte nicht, den herben Kelch zu trinken, Damit ich seine Lust nun ganz empfinde.Und dennoch gleich’ ich jenen Erzphantasten: Mir will mein Glück so unermeßlich dünken,Daß ich mir oft im wachen Traum verschwinde.
Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen,Bis erst der Morgen sich geregt!Wie hat der ungebetne BesenKamin und Gassen ausgefegt!Da kommt ein Mädchen schon die Straßen,Das halb verschüchtert um sich sieht;Wie Rosen, die der Wind zerblasen,So unstet ihr Gesichtchen glüht.Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen,Er will ihr voll Entzücken nahn:Wie sehn sich freudig und verlegenDie ungewohnten Schelme an!Er scheint zu fragen, ob das LiebchenDie Zöpfe schon zurecht gemacht,Die heute Nacht im offnen StübchenEin Sturm in Unordnung gebracht.Der Bursche träumt noch von den Küssen,Die ihm das süße Kind getauscht,Er steht, von Anmut hingerissen,Derweil sie um die Ecke rauscht.
Ein Schifflein auf der Donau schwamm,Drin saßen Braut und Bräutigam,Er hüben und sie drüben.Sie sprach: "Herzliebster, sage mir,Zum Angebind, was geb ich dir?"Sie streift zurück ihr Ärmelein,Sie greift ins Wasser frisch hinein.Der Knabe, der tät gleich also,Und scherzt mit ihr und lacht so froh."Ach, schöne Frau Done, geb sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie zog heraus ein schönes Schwert,Der Knab hätt lang so eins begehrt.Der Knab, was hält er in der Hand?Milchweiß ein köstlich Perlenband.Er legt´s ihr um ihr schwarzes Haar,Sie sah wie eine Fürstin gar."Ach, schöne Frau Done, geb´ sie mirFür meinen Schatz eine hübsche Zier!"Sie langt hinein zum andernmal,Faßt einen Helm von lichtem Stahl.Der Knab vor Freud entsetzt sich schier,Fischt ihr einen goldnen Kamm dafür.Zum dritten sie ins Wasser griff:Ach weh! da fällt sie aus dem Schiff.Er springt ihr nach, er faßt sie keck,Frau Done reißt sie beide weg:Frau Done hat ihr Schmuck gereut,Das büßt der Jüngling und die Maid.Das Schifflein leer hinunterwallt;Die Sonne sinkt hinter die Berge bald.Und als der Mond am Himmel stand,Die Liebchen schwimmen tot ans Land,Er hüben und sie drüben.