Nacht, stille Nacht, in die verwoben sind ganz weiße Dinge, rote, bunte Dinge, verstreute Farben, die erhoben sind zu Einem Dunkel Einer Stille, – bringe doch mich auch in Beziehung zu dem Vielen, das du erwirbst und überredest. Spielen denn meine Sinne noch zu sehr mit Licht? Würde sich denn mein Angesicht noch immer störend von den Gegenständen abheben? Urteile nach meinen Händen: Liegen sie nicht wie Werkzeug da und Ding? Ist nicht der Ring selbst schlicht an meiner Hand, und liegt das Licht nicht ganz so, voll Vertrauen, über ihnen, – als ob sie Wege wären, die, beschienen, nicht anders sich verzweigen, als im Dunkel?...
Selten reicht ein Schauer feuchter Fäule aus dem Gartenschatten, Wo einander Tropfen fallen hören Und ein Wandervogel lautet, Zu der Säule, die in Majoran und Koriander steht Und Sommerstunden zeigt; Nur sobald die Dame (der ein Diener nachfolgt) In dem hellen Florentiner über ihren Rand sich neigt, Wird sie schattig und verschweigt. Oder wenn ein sommerlicher Regen aufkommt Aus dem wogenden Bewegen hoher Kronen, Hat sie eine Pause; Denn sie weiß die Zeit nicht auszudrücken, Die dann in den Frucht- und Blumenstücken Plötzlich glüht im weißen Gartenhause.
Eine alte Weide trauertdürr und fühllos in den Mai,eine alte Hütte kauertgrau und einsam hart dabei.War ein Nest einst in der Weide,in der Hütt´ ein Glück zuhaus,Winter kam und Weh,und beide blieben aus.
Der König ist sechzehn Jahre alt.Sechzehn Jahre und schon der Staat. Er schaut, wie aus einem Hinterhalt,Vorbei an den Greisen vom Rat In den Saal hinein und irgendwohinUnd fühlt vielleicht nur dies:An dem schmalen langen harten KinnDie kalte Kette vom Vlies.Das Todesurteil vor ihm bleibtLang ohne Namenszug.Und sie denken: Wie er sich quält.Sie wüßten, kennten sie ihn genug,Daß er nur langsam bis siebzig zählt,Eh´ er es unterschreibt.
Die Vögel jubeln – lichtgeweckt –,die blauen Weiten füllt der Schall aus;im Kaiserpark das alte Ballhausist ganz mit Blüten überdeckt.Die Sonne schreibt sich hoffnungsvollins junge Gras mit großen Lettern.Nur dorten unter welken Blätternseufzt traurig noch ein Steinapoll.Da naht ein Lüftchen, fegt im Tanzhinweg das gelbe Blattgerankeund legt um seine Stirn, die blanke,den blauenden Syringenkranz.
Denn, Herr, die großen Städte sindverlorene und aufgelöste;wie Flucht vor Flammen ist die größte, –und ist kein Trost, daß er sie tröste,und ihre kleine Zeit verrinnt.Da leben Menschen, leben schlecht und schwer,in tiefen Zimmern, bange von Gebärde,geängsteter denn eine Erstlingsherde;und draußen wacht und atmet deine Erde,sie aber sind und wissen es nicht mehr.Da wachsen Kinder auf an Fensterstufen,die immer in demselben Schatten sind,und wissen nicht, daß draußen Blumen rufenzu einem Tag voll Weite, Glück und Wind, – und müssen Kind sein und sind traurig Kind.Da blühen Jungfrauen auf zum Unbekanntenund sehnen sich nach ihrer Kindheit Ruh;das aber ist nicht da, wofür sie brannten,und zitternd schließen sie sich wieder zu.Und haben in verhüllten Hinterzimmerndie Tage der enttäuschten Mutterschaft,der langen Nächte willenloses Wimmernund kalte Jahre ohne Kampf und Kraft.Und ganz im Dunkel stehn die Sterbebetten,und langsam sehnen sie sich dazu hin;und sterben lange, sterben wie in Kettenund gehen aus wie eine Bettlerin.
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher Geiger hält uns in der Hand? Oh – süßes Lied …
Seltsam lächelnd schob der Laborantden Kolben fort, der halbberuhigt rauchte.Er wußte jetzt, was er noch brauchte,damit der sehr erlauchte Gegenstandda drin entstände. Zeiten brauchte er,Jahrtausende für sich und diese Birne,in der es brodelte; im Hirn Gestirneund im Bewußtsein mindestens das Meer.Das Ungeheuere, das er gewollt,er ließ es los in dieser Nacht. Es kehrtezurück zu Gott und in sein altes Maß;Er aber, lallend wie ein Trunkenbold,lag über dem Geheimfach und begehrteden Brocken Gold, den er besaß.
Uraltes Wehn vom Meer,Meerwind bei Nacht:du kommst zu keinem her;wenn einer wacht,so muß er sehn, wie erdich übersteht:uraltes Wehn vom Meer,welches wehtnur wie für Ur-Gestein,lauter Raumreißend von weit herein…O wie fühlt dich eintreibender Feigenbaumoben im Mondschein.
Sie haben alle müde Münde und helle Seelen ohne Saum. Und eine Sehnsucht (wie nach Sünde)geht ihnen manchmal durch den Traum. Fast gleichen sie einander alle; in Gottes Gärten schweigen sie, wie viele, viele Intervalle in seiner Macht und Melodie. Nur wenn sie ihre Flügel breiten, sind sie die Wecker eines Winds: als ginge Gott mit seinen weiten Bildhauerhänden durch die Seiten im dunklen Buch des Anbeginns.