Du Dunkelheit, aus der ich stamme ich liebe dich mehr als die Flamme, welche die Welt begrenzt, indem sie glänzt mich nicht so sehr verhinderte am Wachen -für irgend einen Kreis, aus dem heraus kein Wesen von ihr weiß. Aber die Dunkelheit hält alles an sich: Gestalten und Flammen, Tiere und mich, wie sie´s errafft, Menschen und Mächte - Und es kann sein: eine große Kraft rührt sich in meiner Nachbarschaft. Ich glaube an Nächte.
Da dich das geflügelte EntzückenÜber manchen frühen Abgrund trug,Baue jetzt der unerhörten BrückenKühn berechenbaren Bug.Wunder ist nicht nur im unerklärtenÜberstehen der Gefahr;Erst in einer klaren reingewährtenLeistung wird das Wunder wunderbar.Mitzuwirken, ist nicht ÜberhebungAn dem unbeschreiblichen Bezug,Immer inniger wird die Verwebung,Nur Getragensein ist nicht genug.
Aus unendlichen Sehnsüchten steigen endliche Taten wie schwache Fontänen, die sich zeitig und zitternd neigen. Aber, die sich uns sonst verschweigen, unsere fröhlichen Kräfte – zeigen sich in diesen tanzenden Tränen.
Das Märchen von der Wolke Der Tag ging aus mit mildem Tone,so wie ein Hammerschlag verklang.Wie eine gelbe Goldmelonelag groß der Mond im Kraut am Hang. Ein Wölkchen wollte davon naschen,und es gelang ihm, ein paar Zolldes hellen Rundes zu erhaschen,rasch kaut es sich die Bäckchen voll. Es hielt sich lange auf der Flucht aufund sog sich ganz mit Lichte an; -da hob die Nacht die goldne Frucht auf:Schwarz ward die Wolke und zerrann.
Wer ist es, wer mich so liebt, daß ersein liebes Leben verstößt?Wenn einer für mich ertrinkt im Meer,so bin ich vom Steine zur Wiederkehrins Leben, ins Leben erlöst.Ich sehne mich so nach dem rauschenden Blut;der Stein ist so still.Ich träume vom Leben: das Leben ist gut.Hat keiner den Mut,durch den ich erwachen will?Und werd ich einmal im Leben sein,das mir alles Goldenste giebt, –so werd ich alleinweinen, weinen nach meinem Stein.Was hilft mir mein Blut, wenn es reift wie der Wein?Es kann aus dem Meer nicht den Einen schrein,der mich am meisten geliebt.
Dies überstanden haben, auch das Glück ganz überstanden haben, still und gründlich, – bald war die Prüfung stumm, bald war sie mündlich, wer schaute nicht verwundert her zurück. Gekonnt hats keiner; denn das Leben währt weils keiner konnte. Aber der Versuche Unendlichkeit! Das neue Grün der Buche ist nicht so neu wie das uns widerfährt. Weils keiner meistert, bleibt das Leben rein. Ists nicht verlegne Kraft wenn ich am Morgen turne? Und von der Kraft, die war, wie leise spricht der Stein. Und auf dem leisen Stein wie fruchthaft schließt die Urne.
Gott, wie begreif ich deine Stunde,als du, daß sie im Raum sich runde,die Stimme vor dich hingestellt;dir war das Nichts wie eine Wunde,da kühltest du sie mit der Welt.Jetzt heilt es leise unter uns.Denn die Vergangenheiten trankendie vielen Fieber aus dem Kranken,w i r fühlen schon in sanftem Schwankenden ruhigen Puls des Hintergrunds.Wir liegen lindernd auf dem Nichtsund wir verhüllen alle Risse;du aber wächst ins Ungewisseim Schatten deines Angesichts.
Komm du, du letzter, den ich anerkenne,heilloser Schmerz im leiblichen Geweb:wie ich im Geiste brannte, sieh, ich brennein dir; das Holz hat lange widerstrebt,der Flamme, die du loderst, zuzustimmen,nun aber nähr ich dich und brenn in dir.Mein hiesig Mildsein wird in deinem Grimmenein Grimm der Hölle nicht von hier.Ganz rein, ganz planlos frei von Zukunft stiegich auf des Leidens wirren Scheiterhaufen,so sicher nirgend Künftiges zu kaufenum dieses Herz, darin der Vorrat schwieg.Bin ich es noch, der da unerkenntlich brennt?Erinnerungen reiß ich nicht herein.O Leben, Leben: Draußensein.Und ich in Lohe. Niemand, der mich kennt…
Alles ist eins(Einmal, am Rande des Hains)Einmal, am Rande des Hains,stehn wir einsam beisammenund sind festlich, wie Flammen -fühlen: Alles ist Eins. Halten uns fest umfaßt;werden im lauschenden Landedurch die weichen Gewandewachsen wie Ast an Ast.Wiegt ein erwachender Hauchdie Dolden des Oleanders:sieh, wir sind nicht mehr anders,und wir wiegen uns auch. Meine Seele spürt,daß wir am Tore tasten.Und sie fragt dich im Rasten:Hast Du mich hergeführt?Und du lächelst daraufso herrlich und heiterund: bald wandern wir weiter:Tore gehn auf. Und wir sind nicht mehr zag,unser Weg wird kein Weh sein,wird eine lange Allee seinaus dem vergangenen Tag.
Zwei Herzen haben sich gefunden– die Menschen wollen´s nicht verstehn –und die sich innig treu verbunden,sie sollen auseinander gehn!Doch mächtig einen sie die Triebe,man trennt sie, ´s ist des Schicksals Lauf,doch in den Herzen glüht die Liebein Sehnsucht um so mächtger auf.Er ist so bleich – sie sehn´s mit Bangen –und nicht zu ändern ist sein Sinn,es schwanden doch von ihren Wangendie Rosen auch schon längst dahin!Und eines Morgens trug man beide– die Menschen wollen´s nicht verstehn –zur Ruhe nach dem Erdenleide –dorthin, wo still die Kreuze stehn!Dort ruhen selig sie im Friedendes leeren Lebens matt und müd –– geliebt, gehofft, getrennt, geschieden –das ist das alte, alte Lied!