Der Abend wechselt langsamdie Gewänder,die ihm ein Rand von alten Bäumen hält;du schaust: und von dir scheiden sichdie Länder,ein himmelfahrendes und eins, das fällt.Und lassen dich,zu keinem ganz gehörend,nicht ganz so dunkel wie das Haus,das schweigt,nicht ganz so sicher Ewiges beschwörendwie das, was Stern wird jede Nachtund steigt.Und lassen dir(unsäglich zu entwirrn)dein Leben bang und riesenhaftund reifend,sodaß es, bald begrenztund bald begreifend,abwechseln Stein in dir wird und Gestirn.
Wir sind ganz angstallein,haben nur aneinander Halt,jedes Wort wird wie ein Waldvor unserm Wandern sein.Unser Wille ist nur der Wind,der uns drängt und dreht;weil wir selber die Sehnsucht sind,die in Blüten steht.
Dies überstanden haben, auch das Glück ganz überstanden haben, still und gründlich, – bald war die Prüfung stumm, bald war sie mündlich, wer schaute nicht verwundert her zurück. Gekonnt hats keiner; denn das Leben währt weils keiner konnte. Aber der Versuche Unendlichkeit! Das neue Grün der Buche ist nicht so neu wie das uns widerfährt. Weils keiner meistert, bleibt das Leben rein. Ists nicht verlegne Kraft wenn ich am Morgen turne? Und von der Kraft, die war, wie leise spricht der Stein. Und auf dem leisen Stein wie fruchthaft schließt die Urne.
Du verblühst schon, holde Rose,weckt dich nicht der Sonne Strahl?O, du liebe, kleine, lose,o, erblühe noch einmal!Einmal öffne noch die Hülle,sieh, ich will bescheiden sein,einmal lass mich noch der Fülledeines Glanzes voll erfreun!Willst das Köpfchen nicht mehr heben?Senkst die Blätter welk und fahl?Ach! es wird ja Lenz im Lebennur ein einzig, einzig Mal!
Giebt es wirklich die Zeit, die zerstörende?Wann, auf dem ruhenden Berg, zerbricht sie die Burg?Dieses Herz, das unendlich den Göttern gehörende,wann vergewaltigts der Demiurg?Sind wir wirklich so ängstlich Zerbrechende,wie das Schicksal uns wahr machen will?Ist die Kindheit, die tiefe, versprechliche,in den Wurzeln – später – still?Ach das Gespenst des Vergänglichen,durch den arglos Empfänglichengeht es, als wär es ein Rauch.Als die, die wir sind, als die Treibenden,gelten wir doch bei bleibendenKräften als göttlicher Brauch.
Das ist mein Streit: Sehnsuchtgeweiht durch alle Tage schweifen. Dann, stark und breit, mit tausend Wurzelstreifen tief in´s Leben greifen und durch das Leid weit aus dem Leben reifen, weit aus der Zeit!
Meine Stube und diese Weite,wach über nachbetendem Land, –ist Eines. Ich bin eine Saite,über rauschende breiteResonanzen gespannt.Die Dinge sind Geigenleiber,von murrendem Dunkel voll;drin träumt das Weinen der Weiber,drin rührt sich im Schlafe der Grollganzer Geschlechter...Ich sollsilbern erzittern: dann wirdAlles unter mir leben,und was in den Dingen irrt,wird nach dem Lichte streben,das von meinem tanzenden Tone,um welchen der Himmel wellt,durch schmale, schmachtende Spaltenin die altenAbgründe ohneEnde fällt
[Gott]Du kommst und gehst. Die Türen fallenviel sanfter zu, fast ohne Wehn.Du bist der Leiseste von allen,die durch die leisen Häuser gehn.Man kann sich so an dich gewöhnen,daß man nicht aus dem Buche schaut,wenn seine Bilder sich verschönen,von deinem Schatten überblaut;weil dich die Dinge immer tönennur einmal leis und einmal laut.Oft wenn ich dich in Sinnen sehe,verteilt sich deine Allgestalt;du gehst wie lauter lichte Rehe,und ich bin dunkel und bin Wald.Du bist ein Rad, an dem ich stehe:von deinen vielen dunklen Achsenwird immer wieder eine schwerund dreht sich näher zu mir her,und meine willigen Werke wachsenvon Wiederkehr zu Wiederkehr
Nennt ihr das Seele, was so zage zirptIn euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen,Um Beifall bettelt und um Würde wirbtUnd endlich arm ein armes Sterben stirbtIm Weihrauchabend gotischer Kapellen, –Nennt ihr das Seele?Schau´ ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,In der die Welten weite Wege reisen,Mir ist: Ich trage ein Stück EwigkeitIn meiner Brust. Das rüttelt und das schreitUnd will hinauf und will mit ihnen kreisen ...Und das ist Seele.
Ich seh zurück, wie Jahr um Jahr so müheschwer vorüberrollte; nun endlich bin ich, was ich wollte und was ich strebte: ein Skolar.Erst ´Recht´ studieren war mein Plan; doch meine leichte Laune schreckten die strengen, staubigen Pandekten, und also ward der Plan zum Wahn.Theologie verbot mein Lieb, konnt mich auf Medizin nicht werfen, so daß für meine schwachen Nerven nichts als - Philosophieren blieb.Die Alma mater reicht mir dar der freien Künste Prachtregister, -und bring ich´s nie auch zum Magister, bin, was ich strebte: ein Skolar.