Gott, wie begreif ich deine Stunde,
als du, daß sie im Raum sich runde,
die Stimme vor dich hingestellt;
dir war das Nichts wie eine Wunde,
da kühltest du sie mit der Welt.

Jetzt heilt es leise unter uns.

Denn die Vergangenheiten tranken
die vielen Fieber aus dem Kranken,
w i r fühlen schon in sanftem Schwanken
den ruhigen Puls des Hintergrunds.

Wir liegen lindernd auf dem Nichts
und wir verhüllen alle Risse;
du aber wächst ins Ungewisse
im Schatten deines Angesichts.

Rainer Maria Rilke

Additional Information

»Vom mönchischen Leben«

DENKSCHATZ_MORE_FROM

österreichischer Lyriker und Erzähler
* 4.12. 1875 - Prag
29.12. 1926 - Territet , 10
Please login to view comments and to post